Frauen bereichern den „Tisch des Wortes“

Die Apostelin Junia soll einen Platz im Heiligenkalender haben. Das hat die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) vorgeschlagen. Dass Frauen, wie Junia, das Evangelium verkünden und predigen dürfen, dafür engagiert sich Renate Flath, Geistliche Begleiterin der kfd im Bistum Mainz.

Wer ist Junia?

Junia kommt, zusammen mit Andronikus, im Paulus-Brief an die Gemeinde in Rom vor. Paulus nennt sie beide „herausragend unter den Aposteln“. Fälschlicherweise wurde in den Abschriften der Bibel aus Junia ein Junias. Seit 30, 40 Jahren ist das widerlegt. In der revidierten Einheitsübersetzung der Bibel von 2016 steht wieder Junia. Erstmals hatte die kfd in diesem Jahr am Gedenktag der Junia, am 17. Mai, einen Predigerinnentag ausgerufen, an dem ich teilnahm.

Was motiviert Sie, sich für das Predigen von Frauen einzusetzen? 

Renate Flath
Renate Flath, Foto: privat

Laien dürfen nur bei einer Wort-Gottes-Feier predigen und eine „Statio“ am Anfang der Messe halten. Seit der Würzburger Synode in den 1970-er Jahren gab es eine Ausnahmeregelung: Gut ausgebildete Laien, auch Frauen, durften in der Eucharis-tiefeier nach dem Evangelium predigen. Das galt auch in den 1980-er Jahren. Seit 1986 bin ich Pastoralreferentin, gesendet 1989. Bei der Sendungsfeier hieß es: Diese Ausnahmeregelung läuft aus. Das war für mich ein Schlag, denn wir Pastoralreferentinnen und -referenten hatten eine gute Predigtausbildung. Ich habe gerne gepredigt. Wir fragten damals Bischof Karl Lehmann, wie wir damit umgehen sollen. Er sagte: Nicht fragen, einfach machen. Seitdem war und ist es Ermessenssache des jeweiligen Priesters, ob Laien predigen dürfen.

Was spricht dafür, dass Frauen das Evangelium auslegen?

Es ergibt eine größere Vielfalt der Verkündigung und des Glaubenszeugnisses im Gottesdienst. Ein Glaubenszeugnis bekommen Mitfeiernde natürlich auch durch Priester und Diakone. Aber es gibt so viele gut ausgebildete Frauen, die als Glaubenszeuginnen zu sehen und zu hören wären. Der „Tisch des Wortes“ wäre reicher gedeckt. Ein theologisches Argument: Die erste Bitte im Vaterunser heißt „geheiligt werde dein Name“. Das ist auch Jesu Anliegen. Wir sollten nicht nur beten, sondern alles tun, damit das Evangelium noch mehr unter die Leute kommt. Wir wollen doch nicht verhindern, sondern fördern, dass die Botschaft Jesu von möglichst vielen Menschen angenommen wird. 

Anruf: Anja Weiffen