Vor einem Jahr erste Frauenversammlung

Frauenkommission im Bistum Mainz – wie läuft's?

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Vor einem Jahr fand erstmals eine Frauenversammlung im Bistum Mainz statt. Aus ihr ging die erste Frauenkommission hervor. Auf die Frage, ob die Kommission ein Feigenblättchen ist, antworten zwei Mitglieder und die neue Geschäftsführerin. Von Anja Weiffen



Die Frauenkommission beim ersten Beratungstreffen mit Bischof Kohlgraf (auf dem Foto sind auch Janina Adler und Annette Wiesheu).


Es war ein Samstag während der Fußball-Europameisterschaft 2021. An jenem Tag spielte die deutsche Mannschaft gegen Portugal, gewann 4 zu 2. Einige Stunden zuvor erlebte das Bistum Mainz ebenfalls ein Teamplay, ein historisches. Mehr als 200 Frauen trafen sich – coronabedingt online – und wählten erstmals eine Frauenkommission. Seitdem arbeiten zwölf Frauen daran, die Anliegen von Frauen im Bistum voranzutreiben, und beraten Bischof Peter Kohlgraf in dieser Angelegenheit. Bei einem Online-Treffen berichten Janina Adler, Nicola Diefenbach und Anne-
Kathrin Lamke über bisherige Ergebnisse.
Janina Adler ist seit November als Geschäftsführerin der Frauenkommission tätig und hat Barbara Wolf in dieser Funktion abgelöst. Nicola Diefenbach und Anne-Kathrin Lamke gehören der Kommission an, Diefenbach ist Sprecherin. Alle drei versprühen immer noch die Begeisterung des Anfangs, jenen Pioniergeist, der einer Premiere eigen ist. „Denn es gibt kein Prozedere, auf das zurückgegriffen werden kann“, macht Adler die Anforderung deutlich. Das Etikett „Feigenblättchen“, das Kritiker so einem Gremium ankleben könnten, kontert Lamke: „Wir sind gewählt. Die Basis hat uns mit ihren Anliegen beauftragt.“ Diefenbach: „Wir sind zwar wie ein kleiner Tropfen, der aber von viel Wasser getragen wird. Steter Tropfen höhlt den Stein.“
Über Kennenlernen und Strukturaufbau hinaus, kann die Kommission Ergebnisse vorweisen. Aus den zahlreichen Stichworten, die bei der Frauenversammlung 2021 auf den Tisch kamen, haben die Mitglieder vor allem vier aufgegriffen: Sprache, Vernetzung, Verkündigung und Schutzraum.
Beim Thema Verkündigung hat die Frauenkommission bereits ein umfassendes Projekt durchgeführt: Eine Umfrage wurde an alle 134 Pfarrgruppen und Pfarreienverbünde geschickt, anonymisiert auszufüllen.

120 Rückmeldungen aus den Pfarreien

„Wir wollten wissen, an welchem Punkt das Bistum steht, wo Frauen im Dienst der Verkündigung bereits tätig sind und wie die Pfarreien damit umgehen“, berichten die drei. „120 Rückmeldungen haben wir bekommen“, sagt Adler. „Es ist eine Vielfalt zu spüren, etwa predigen Frauen bei Wort-Gottes-Feiern oder bei Kinder- und Familiengottesdiensten. Es gibt in den Gemeinden den Wunsch, dass Frauen gut ausgebildet werden, um verkündigen zu können.“ Darüber hinaus sprachen Kommissionsmitglieder mit Verantwortlichen im Bistum, die ausbilden, wie etwa dem Regens. Wichtig ist Adler, Diefenbach und Lamke zu erwähnen, dass die Kommission stets die Entwicklungen des Synodalen Wegs im Blick hat.
Ein Thema, für das Gemeinden sensibilisiert sind, aber das nach Meinung der Kommission noch vertieft werden kann, ist Sprache: Welche Formen werden bei der Lesung verwendet oder bei der Predigt? „Dass von Brüdern und Schwestern gesprochen wird, ist nicht neu. Wir wollen aber noch mehr darauf aufmerksam machen. Denn im Gottesdienst sollen sich alle Menschen angesprochen fühlen.“ Die Kommission hat für eigene Texte entschieden, den Gender-Doppelpunkt zu verwenden. „Es braucht aber keine umständlichen Neuerfindungen“, sagt Diefenbach. „Oft finden sich inklusive Begriffe, die alle gleichermaßen meinen.“
Beim Thema Schutzraum haben sich die Frauen in die Perspektive einer Person versetzt, die im Bistum einen Fall von sexuellem Missbrauch melden möchte. In Zuge dessen haben sie Verbesserungsvorschläge für die Internetseite gemacht. Die eigene Homepage und die gerade in der Entwicklung stehende neue Internetseite für Frauen im Bistum sollen unter dem Thema Vernetzung als Kommunikationsplattformen ausgebaut werden.
Auf die Frage, warum die Kommission das Thema Leitung nicht berücksichtigt hat, antworten die Frauen: „Das kommt noch. Das ist ein sehr wichtiges Thema! Aber wir können und konnten nicht alles auf einmal angehen.“ Um mit den Frauen des Bistums im Gespräch zu bleiben, sprechen sie eine Einladung aus: „Am 24. Juni findet ,Auf ein Wort‘ statt, ein Onlineaustausch für alle Frauen im Bistum. Dann geht es vor allem um den Pastoralen Weg. Wir wollen die teilnehmenden Frauen fragen, welche Visionen und Wünsche sie in Bezug auf den Erneuerungsprozess im Bistum haben.“ Nicola Diefenbach vergleicht die Arbeit an Frauenthemen im Bistum mit einer Schifffahrt: „Wir sind alle unterwegs, aber die erste Kommission baut das Schiff.“

https://bistummainz.de/mitgestalten/kommissionen/frauen/start/

Von Anja Weiffen

Die Frauenkommission lädt ein zum Online-Austausch am 24. Juni von 19.00 - 20.30 Uhr! Anmeldung bis zum 20. Juni unter frauenkommission@bistum-mainz.de