Freude am Miteinander
Matthias Schatz
„Liebe“, „Freundschaft“, „Frieden“, „Gesundheit“, „Essen und Trinken“ sowie „Kinder“ steht auf farbigen Plakaten geschrieben. Sie leuchten von den Balkongeländern des Neubaus auf dem Malteser Campus im Stadtteil Wilhelmsburg. Es sind die Dinge, die den Kindern aus der Vorschulklasse der St. Bonifatius- Schule, die sich rund zwei Kilometer weiter westlich befindet, am wichtigsten erscheinen. Und ganz offenbar nicht nur ihnen. Denn als sie sie in einem Lied auf dem Platz vor dem Neubau des Malteserstifts singen, stimmen die Senioren, die in dem Gebäude wohnen, ihnen applaudierend zu.
Um dieses Miteinander von Jung und Alt geht es auch an diesem sonnigen Junitag. Denn es wird das Generationenhaus feierlich eingeweiht. Dabei handelt es sich freilich nicht um ein spezielles Gebäude, sondern um ein Projekt des Pastoralen Raums St. Maximilian Kolbe, des Malteserstifts und der Bonifatiusschule. So segneten Pfarrer Stefan Langer und Regens Jürgen Wätjer denn auch quasi stellvertretend zwei große Zimmer in der „Plaza“, wie die zu einem Veranstaltungsort umgebaute ehemalige Kirche St. Maximilian Kolbe jetzt genannt wird. Kleine Tische und Stühle, Bilderbücher und Buntstiftzeichnungen deuten an: Hier tummeln sich die Kinder. Aber eben nicht nur sie. Montags kommen die Senioren vom Maltesestift nebenan dazu und singen mit ihnen im „Chor von 5 bis 100“. Mittwochs geben dann die Kleinen bei einem wöchentlichen Treff ihr Wissen an die Älteren weiter – eine Lernstunde der besonderen Art. Und freitags lesen die „Omas“ den Kindern etwas vor.
Projekt entstand aus zufälligen Begegnungen
Das Projekt ist aus ungeplanten Begegnungen zwischen den Jüngsten und den Ältesten entstanden. „Wo heute der Neubau des Malteserstifts ist, stand früher das Gemeindehaus von St. Maximilian Kolbe, in dem auch die Kita untergebracht war“, berichtet Ingrid Stegmann. Die Kinder seien dort oftmals auf die Senioren getroffen, die sich darüber sehr gefreut hätten, erzählt die Sozialpädagogin weiter. Sie leitet die Vorschulklasse an der Bonifatiusschule und ist Vorsitzende des 2008 gegründeten Fördervereins Generationenhaus Wilhelmsburg.
Das Projekt umfasst aber auch die mittleren Generationen. So gibt es einen Treffpunkt zur Philosophie sowie für gesundes Kochen. „Daran nehmen auch Eltern der Kinder teil.“ Und es kämen Besucher aus dem Stadtteil hinzu, sagt Stegmann. Beliebt ist für alle Generationen auch das Science Lab, bei dem es um Wissenschaft geht.
Nach der Religionszugehörigkeit wird übrigens nicht gefragt. „Jeder ist willkommen. Wichtiger als das, was wir machen, ist es, wie wir etwas machen“, sagt Stegmann. Im Generationenhaus geht es um Verständigung, und zwar nicht nur zwischen verschiedenen Altersgruppen, sondern auch zwischen verschiedenen Ethnien. So werden in besagtem Kochkurs neben einheimischen Speisen beispielsweise auch afghanische, kongolesische oder ukrainische zubereitet. Das unterstreicht besonders die kulturelle Vielfalt in Wilhelmsburg.
„Es geht um das Miteinander“, betont auch Stefan Langer, Pfarrer der Pfarrei St. Maximilian Kolbe, auf deren Gebiet der Malteser Campus liegt. Und Regens Jürgen Wätjer, der von 2004 bis 2010 Pfarrer der damals noch auf dem heutigen Campus ansässigen Gemeinde St. Maximilian Kolbe war, freut sich als „Geburtshelfer“ des Generationenhauses auch über die neuen Räume.