Explosion im Hafen von Beirut
Gebete für Opfer im Libanon
Nach der schweren Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut drücken Religionsvertreter ihre Solidarität mit den Betroffenen aus. Hilfsorganisationen befürchten, dass die Katastophe Auswirkungen auf die Entwicklung des Landes haben wird.
Die Explosionen im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut mit mindestens 100 Toten und mehr als 4000 Verletzten sorgen international für Bestürzung. Regierungen boten dem Land ihre Unterstützung an, Kirchenvertreter riefen zum Gebet für Opfer auf, Hilfsorganisationen äußerten sich besorgt mit Blick auf die Folgen der Katastrophe.
Die Bundesregierung zeigte sich erschüttert über die Berichte und Bilder der Katastrophe; man werde dem Libanon die Hilfe Deutschlands anbieten, hieß es aus Berlin. Auch der französische Präsident Emmanuelle Macron sagte dem Libanon Unterstützung zu. Notärzte sowie medizinisches Material seien bereits auf dem Weg. Frankreich stehe immer an der Seite des Libanon, so Macron.
Papst Franziskus rief unterdessen zum Gebet und zur Hilfe für die Opfer und Angehörigen auf. Alle politischen, religiösen und gesellschaftlichen Verantwortungsträger müssten sich an der Bewältigung "dieser tragischen und schmerzhaften Situation" beteiligen, so der Papst bei seiner Ansprache zur Generalaudienz im Vatikan. Zugleich rief er die internationale Gemeinschaft auf, das Land zu unterstützen, damit der Libanon die schwere Krise, die er seit Jahren durchlebe, bewältigen könne.
Auch die katholischen Bischöfe des Heiligen Landes sprachen dem libanesischen Volk ihre Solidarität aus. "Wir beten für die Seelen der Toten und für die Genesung der Verletzten und für die Stabilität und den Wohlstand des Libanon", heißt es in einer Mitteilung. Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing: „Die Gewalt der Explosionen ist erschreckend und erschüttert mich zutiefst. Den Opfern und ihren Angehörigen gilt mein Gebet."
Laut der Hilfsorganisation World Vision bedeuten die Explosionen ein "Desaster für die Entwicklung des Libanon". Das Land befinde sich wirtschaftlich und gesellschaftlich in einer ohnehin prekären Situation. Die Corona-Infektionen seien in den vergangenen Wochen dramatisch angestiegen und die Krankenhäuser an ihren Kapazitätsgrenzen. Die Katastrophe sei nun "eines der schwierigsten Ereignisse, mit denen das Land je zu kämpfen hatte", so das Hilfswerk.
Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK), der Malteser Hilfsdienst und Caritas International wiesen auf die schlechte medizinische Versorgung hin. Das DRK stimme aktuell in Zusammenarbeit mit seiner Schwestergesellschaft im Libanon Hilfsmaßnahmen ab. Von den eigenen Mitarbeitern vor Ort sei eine Person leicht verletzt, aber gut versorgt, erklärte DRK-Generalsekretär Christian Reuter. Der Rettungsdienst ziehe seine Helfer nun in Beirut zusammen.
Malteser und Caritas leisten den Angaben zufolge bereits seit mehreren Jahren humanitäre und medizinische Hilfe im Libanon. Die Kräfte sollen nun in Beirut gebündelt werden. Für die Versorgung der Verletzten fehle es aber an Medikamenten, technischem Gerät und Platz in den Krankenhäusern. "Wir benötigen dringend Unterstützung, die Lage ist kritisch und noch sehr, sehr unübersichtlich", betonte die Direktorin der Caritas Libanon, Rita Rhayem.
Das katholische Hilfswerk Misereor befürchtet nun eine Zuspitzung der Krise. Mit der Zerstörung des Hafens falle eine wichtige Versorgungslinie für die libanesische Bevölkerung und die Millionen Flüchtlinge im Land weg. Schon vor der Katastrophe sei es oft nur noch um die Ausstattung mit dem Nötigsten gegangen. Immer mehr Menschen drohten in Armut abzurutschen. Gemeinsam mit Syrien war der Libanon das Beispielland der diesjährigen Misereor-Fastenaktion.
Bei der Explosion von rund 2750 Tonnen Ammoniumnitrat in einer ungesicherten Lagerhalle im Beiruter Hafen wurden nach jüngsten Angaben des Libanesischen Roten Kreuzes mindestens 100 Menschen getötet und mehr als 4000 weitere verletzt. Dem Gouverneur von Beirut, Marwan Abboud, zufolge gelten noch mehr als 100 Personen als vermisst. Örtliche Medien berichteten von chaotischen Zuständen in der zum Katastrophengebiet erklärten Stadt.
(kna/vbp)