Konflikte in Myanmar

Gegen die Gewalt des Militärs

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Vertreter von Hilfsorganisationen haben vor einer humanitären Krise in Myanmar gewarnt. Sie befürchten, dass in den kommenden Monaten zusätzliche 3,4 Millionen Menschen in dem Land Hunger leiden werden - und prangen den Militärputsch an. 

Menschen in Myanmar demonstrieren gegen den Militärputsch.
Für Freiheit: Menschen in Myanmar demonstrieren gegen den Militärputsch. 

"Mehr und mehr Leute haben ihre Arbeit verloren und können sich keine Lebensmittel mehr leisten", sagt der Leiter des World-Foof-Programms in Myanmar, Stephen Anderson über die aktuelle Lage in dem südostasiatischen Land. Bereits vor dem Putsch hätten mehr als 2,8 Millionen nicht genug Lebensmittel gehabt. Aktuell würden Lebensmittelhilfen vor allem in den ärmeren Vierteln der großen Städte und in Regionen benötigt, in denen Menschen vor der Gewalt der Armee geflohen seien, berichtete das myanmarische Nachrichtenportal Mizzima.

In Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, startete eine interreligiöse Initiative von Katholiken, Buddhisten, Muslimen und Hindus in dieser Woche eine humanitäre Hilfsaktion zur Versorgung armer Familien mit Lebensmitteln wie Reis und Speiseöl.

Unterdessen leisten Katholiken aus Chiang Mai im Norden Thailands Hilfe für viele Tausend Karen, die vor Kämpfen zwischen der Armee von Myanmar und der politischen Gruppierung Karen National Union (KNU) über die Grenze nach Thailand geflohen sind. Laien, Priester und Ordensleute seien im Einsatz, sagte Bischof Francis Xavier Vira Arpondratana von Chiang Mai dem vatikanischen Pressedienst Fides. Nach Angaben der Hilfsorganisation Free Burma Rangers sind in drei Distrikten im Norden des myanmarischen Teilstaates Karen mehr als 24.000 Menschen vor dem Bombardement durch die myanmarische Luftwaffe geflohen. Insgesamt sind in Myanmar nach UN-Angaben 250.000 Menschen auf der Flucht.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) warnte vor einer Verschlechterung der humanitären Situation. "Die politisch schwierige Lage hat Auswirkungen auf das gesamte öffentliche Leben", sagte DRK-Generalsekretär, Christian Reuter, in Berlin. Die Bekämpfung des Coronavirus komme zum Erliegen. "Lieferketten sind unterbrochen, die Lebensmittelpreise stark gestiegen", so Reuter. "Leider hören wir immer wieder von teils tödlichen Angriffen auf medizinisches Personal, auch ein Rotkreuzhelfer kam bereits ums Leben."

Die Aktivistin Nyein Chan May warnte im Interview mit dem Berliner Tagesspiegel (Freitag) vor einem drohenden Bürgerkrieg. Nur internationale Maßnahmen könnten dies noch verhindern, so May. Viele Demonstranten sähen nach der langen Zeit des friedlichen Widerstands gegen die Militärjunta, die sich am 1. Februar an die Macht geputscht hatte, keinen anderen Ausweg mehr, als selbst zu den Waffen zu greifen. "Viele Myanmarer sind bereit, der Tyrannei des Militärs endgültig ein Ende zu setzen. Koste es was es wolle", sagt die Politik-Studentin aus Yangon, die von Würzburg aus Kontakt zu den Demonstranten hält.

kna