Ökumenische Blumen-Aktion in Spelle
Gemeinsam bunter glauben
Foto: Petra Diek-Münchow
„Schaut mal, so ist das gedacht“, sagt Maria Lambers und hält den Prototyp einer Blume in die Höhe. Keine echte, sondern sorgsam ausgeschnitten aus Kunststoff und zu einer feinen Rosette gewickelt. Die braucht weder Wasser noch besondere Pflege, sondern übersteht stattdessen problemlos einen kräftigen Regenguss. Über 40 solcher wetterfesten Blüten liegen schon auf dem Tisch des Speller Pfarrheims. Und es sollen bis zum Ende des Abends noch mehr werden, denn genau deshalb haben sich die 20 Mitarbeiterinnen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) in Spelle nach der Messe getroffen. Sie machen mit bei einer ökumenischen Aktion, die den schönen Titel „ Gemeinsam. Bunter. Glauben“ trägt.
Entwickelt haben diese Idee mehrere Männer und Frauen aus den Gremien der katholischen St.-Johannes- und der lutherischen Kirchengemeinde. Beide Kirchen stehen in Spelle nah beieinander – und diese Nähe ist laut dem Pastoralen Koordinator Dominik Witte mehr als nur eine in Metern gemessene. Beide Gemeinden mit den Teams rund um den katholischen Pfarrer Ludger Pöttering und den evangelischen Pastor Konrad Pfannkuche verbindet seit Jahren eine auch praktizierte gute Ökumene. Witte nennt als nur eins von vielen Beispielen das gemeinsame Friedensgebet, Maria Lambers von der kfd erzählt vom Weltgebetstag und Seniorennachmittagen. „Das läuft hier ganz unkompliziert“, sagt Witte.
Die Aktion „Gemeinsam.Bunter.Glauben“ soll dieses gute Miteinander auf der einen Seite präsentieren, auf der anderen Seite noch weiter stärken. Annette Rekers, Mitglied im Pfarrgemeinderat von St. Johannes und zugleich im fünfköpfigen Aktionsarbeitskreis, erzählt von der Idee und Ausführung. „Wir wollten etwas auf die Beine stellen, was möglichst viele Leute in Spelle direkt wahrnehmen und wo sich gleichzeitig viele einbringen können“, sagt sie.
So kam schnell der Vorschlag auf, beide Kirchen mit einer 400 Meter langen Blumenkette zu verbinden: gebastelt von Gemeinde(mit)gliedern, Gruppen, Vereinen und Einrichtungen aus dem Ort. Denn Blumen setzen nach Meinung von Dominik Witte ein buntes Zeichen für den Glauben an Gott. Sie zeigen, wie schön Gottes Schöpfung und die Verbindung beider Kirchen ist. Und sie sollen daran erinnern, dass der gemeinsame Glaube ein Grund zur Freude ist, aus dem Neues erwachsen kann. „Wie ein Same, der aufgeht und dann für Vielfalt, Buntheit, Beziehung und Verbindung steht“, sagt Annette Rekers.
Für die Blumenkette nichts Neues gekauft
Dem Aufruf, möglichst viele Blumen für die Aktion zu basteln, sind in den vergangenen Wochen viele Spellerinnen und Speller gefolgt. Kindergärten und Grundschulen machen laut Witte mit, auch Messdiener und die kfd, das Seniorenheim und Bedienstete aus dem Rathaus. Das macht seiner Ansicht nach sichtbar, dass die Talente und Charismen, die Gott den Menschen schenkt, wie ein bunter Blumenstrauß sind.
Der Pastorale Koordinator ist gespannt auf die Ergebnisse, denn Form und Farbe können die teilnehmenden Gruppen selbst auswählen. Nur eine Bitte gab es im Vorfeld: möglichst strapazierfähig sollten die Blumen sein. Also statt Seidenpapier besser Karton, Plastik, Ton oder Stoff. Denn die Blumen sollen ab jetzt mehrere Wochen an Mauern, Hecken, Zäunen und Pfählen entlang des Weges zwischen beiden Kirchen hängen.
Die kfd hat sich für Kunststoffblumen entschieden – aber dafür bewusst nichts Neues gekauft. „Wir machen nur Upcycling“, sagt Maria Lambers mit einem Schmunzeln. Und so haben die Frauen ausgediente Wachstuchtischdecken, alte Tragetaschen und nicht mehr benötigte Aktentrennblätter aus Plastik mitgebracht: jede Menge buntes Material für jede Menge bunter Blumen. Mit geübten Händen schneiden, wickeln, kleben und drahten die Frauen mit sichtlich viel Freude am gemeinsamen Werkeln zahlreiche Blüten zusammen: 210 liegen am Ende auf der Tafel.
Zwei Beete vor den Kirchen
Echte Aktionsblüten werden aber trotzdem zu sehen sein in Spelle: auf zwei Beeten jeweils vor den Kirchen. In Kreuzform wachsen dort seit dem Frühjahr Wildblumen. Diese Flächen sind zugleich Station für den Gottesdienst, in den die Aktion „Gemeinsam.Bunter.Glauben“ am 17. September um 17 Uhr mündet. Der findet allerdings nicht an einem festen Ort statt, sondern als Spaziergang ab St. Johannes.
„Der Weg zwischen beiden Kirchen ist der Gottesdienst“, erklärt Witte. „BlumenGehBeet“ heißt diese ökumenische Feier doppeldeutig. Entlang der gebastelten Blüten und bepflanzten Beete gehen die Gäste von Kirche zu Kirche, singen und beten dabei an vier Stationen miteinander. Und zum Schluss gibt es ein Treffen an der lutherischen Kirche mit Geplauder, Getränken und Grillen.