Jetzt wird auf "Resonanzkonferenzen" diskutiert
Geplant: Künftig 26 Pfarreien im Bistum Fulda

Wie viele Pfarreien wird es künftig geben? Eine Fachgruppe hat Vorschläge erarbeitet. Sie wurden jetzt im Generalvikariat vorgestellt. Sehr bald sollen sie in „Resonanzkonferenzen“ breit diskutiert werden.

„Sie sind Pioniere. Denn heute präsentieren wir zum ersten Mal die Empfehlungen zur Neu-Umschreibung der Pfarreigrenzen.“ Generalvikar Christof Steinert fordert die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung im Fuldaer Dompfarrzentrum auf, Rückmeldungen zu geben zu den Inhalten, aber auch zur Form. Denn diese Präsentation soll bei 18 sogenannten „Resonanzkonferenzen“ in allen Regionen des Bistums vorgestellt werden. Sehr bald können Gemeindemitglieder rückmelden, welche Änderungen sie sich bei den Empfehlungen wünschen.
Nummer 7 Fritzlar und Nummer 26 Hanau
Dr. Andreas Ruffing, Leiter der Fachgruppe, die die Empfehlungen erarbeitet hat, und Mitarbeiter im Seelsorgeamt des Bistums, stellte die Ergebnisse vor. Demnach soll es künftig 26 Pfarreien auf dem Territorium des Bistums geben. Derzeit gibt es zehn Dekanate im Bistum, 43 Pastoralverbünde und 204 Pfarreien (Stand Ende 2020). Exemplarisch sprach Ruffing über zwei der künftigen Pfarreien in ihren neuen Grenzen: die Pfarrei Nr. 7 und die Pfarrei Nr. 26. „Wir haben in unserer Arbeit die neuen Pfarreien im Bistum der Einfachheit halber von oben nach unten durchnummeriert“, erläutert Ruffing zu dieser Praxis. Hinter „7“ steckt Fritzlar, hinter „26“ Hanau, wobei die Hanauer sich schon als „Pfarrei St. Klara und Franziskus“ auf den Weg gemacht haben.
In Fritzlar sind die Folgen der Planung besonders gravierend, denn aus dem bisherigen Dekanat Fritzlar wird eine Pfarrei. Momentan bestehen zwei Pastoralverbünde mit elf Kirchengemeinden, in denen etwa 20 000 Menschen leben. Der Impuls zu diesem Schritt sei von Leuten aus dem Dekanat selbst gekommen, nach der Devise: „Lieber jetzt gleich und dann richtig“. Ruffing: „Wir waren selbst überrascht.“
Das künftige Pfarreigebiet erstreckt sich kommunalpolitisch über das Gebiet des Schwalm-Eder-Kreises. Die größte Entfernung zwischen zwei Orten beträgt etwa 50 Kilometer. Derzeit sind im Dekanat sieben Priester tätig. „Perspektivisch werden dort drei Priester tätig sein“, erklärt Generalvikar Steinert.
In Hanau wächst die Einwohnerzahl. Anders als im Dekanat Fritzlar liegen im städtischen Umfeld Hanaus die Kirchorte näher beieinander. Eine weitere Besonderheit in Hanau ist der hohe Anteil von Katholiken mit Migrationshintergrund. Das zeigt sich auch in großen muttersprachlichen Gemeinden. Weniger als 50 Prozent der Einwohner bekennen sich zu einer christlichen Konfession.
Im Fokus: „Lebendige Christusbeziehung“
So gibt es innerhalb des Bistums erhebliche Unterschiede, die bei den Pfarreigrenzen berücksichtigt werden sollen. „Ein Vorgehen in Phasen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit kann sinnvoll sein“, meint deshalb Ruffing. Aber: „Aufwendige Zwischenschritte sollten vermieden werden.“ Die Umschreibung der Pfarreigrenzen ist eingebunden in einen umfassenderen Prozess, in dessen Mittelpunkt ein Perspektivwechsel steht. Die neuen Strukturen bilden den Rahmen für einen tiefgreifenden Wandel. Bisher sei es vor allem um die Frage gegangen: „Wie können wir möglichst viel vom Vorhandenen bewahren?“ Künftig hingegen geht es für Bischof Michael Gerber um die Frage: „Wie kommen Menschen in eine lebendige Christusbeziehung“? Dass größere Pfarreigrenzen nicht das Ende von Seelsorge bedeuten, zeigt ein Blick nach Heidelberg, schon länger eine Stadtpfarrei mit 40 000 Katholiken. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen raten den Gläubigen im Bistum Fulda zum Mut: zum Experimentieren.
Von Hans-Joachim Stoehr