Leserinnen und Leser über die Liebe

Geschichten fürs Herz

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Luftballon in Herzform
Nachweis

Grafik erstellt aus Fotos von istockphoto/Liubov Khutter-Kukkonin + istockphoto/Anthony SEJOURNE

Liebe Leserinnen und Leser! Zu Jahresbeginn haben wir Sie gebeten, uns von Ihrer Liebesgeschichte zu erzählen. Uns haben viele berührende Geschichten erreicht, die von der großen Liebe, aber auch von Hindernissen und Enttäuschungen berichten. Vielen Dank für Ihr Vertrauen! Eine Auswahl der Zuschriften veröffentlichen wir hier, pünktlich zum Valentinstag.


Liebe bringt alles wieder ins Lot

Als Gasthörer an der neuen Uni in Mainz war ich Mitglied im Christophorus, einem Kreis, dem auch Frauen angehörten. Da war auch Walter aus dem Westerwald. Es war 1956, Walter hatte einen Lambretta, da fuhren wir zum Wallfahrtsort Marienthal im Rheingau. Nach dem Besuch des Gnadenbildes habe ich Walter gefragt: „Für was hast denn du gebetet?“ Keine Antwort. Ich sagte: „Ich möchte gerne wissen, ob es für uns beide ein gemeinsames Leben geben könnte.“ Wieder nichts. Anschließend fuhren wir nach Rüdesheim und tranken in der Drosselgasse Wein. Walter ging weg und kam mit einem Rosensträußchen zurück! Das war also die Antwort: Ja! 

Nach eineHerzballonm Jahr feierten wir Hochzeit. Im Eifelstädtchen Münstermaifeld fand Walter eine Stelle am Aufbaugymnasium mit Deutsch, Latein und Geschichte. Dort kamen unsere drei Buben zur Welt. Es war eine glückliche Zeit. 1964 bekam Walter am neu eingerichteten Ketteler-Kolleg in Mainz eine Anstellung. Wir bezogen in Mainz-Bretzenheim ein schönes neues Haus und ein vierter Sohn kam dazu. Alles war gut. 

Nur, der Papa hat sich rausgehalten bei allem Streit und schwieg. Für mich war das so schlimm, dass ich keine Liebe mehr für ihn empfand. Ich weiß noch, dass ich bei der Beichte sagte: „Ich hasse meinen Mann!“ Als ich das sagte, wurde mir bewusst, wie schlimm das war. Der gute Zuspruch und eine Aussprache haben alles wieder ins Lot gebracht. Mein Rat: Sprecht aufrichtig miteinander. Es wird wieder.

Auf einer Karte zum Hochzeitstag schrieb Walter: „Ich kann ehrlich sagen, ich bin glücklich. Ich liebe dich, mein guter Schatz, heute wie vor 59 Jahren. Dein Walter.“

Vor drei Jahren ist er 93-jährig gestorben. Nun bin ich allein, aber unsere Großfamilie ist um mich: acht Enkel, ein Urenkel, ein Sohn ist Priester/Franziskaner. Jetzt warte ich auf meine Heimkehr. Ich kann nur dankbar zurückschauen auf ein langes, glückliches Leben. 

Eine Leserin aus  Mainz 


Liebe überwindet Grenzen

Ich war 21 und er war der jüngste Bruder meiner Tante, sie war verheiratet mit dem Bruder meines Vaters. Wir lernten uns 1978 auf ihrem 40. Geburtstag kennen. Eigentlich hatte ich nicht zu dem Geburtstag fahren sollen. Eingeladen war ich nicht, da eine Erweiterung auf alle Nichten und Neffen den Rahmen der Feier gesprengt hätte. Da mir meine Tante aber zu einer sehr lieben Freundin geworden war, entschied ich doch, sie zu überraschen, und fuhr nach Siegburg, um ihr wenigstens kurz zu gratulieren. Meine Tante freute sich so sehr über diesen unerwarteten Besuch, dass sie mich einlud zu bleiben. Dort traf ich ihren Bruder zum ersten Mal. Er lebte in Berlin und war nur ein paar Jahre älter als ich. 

HerzchenUnd was soll ich sagen? Es war Zuneigung auf den ersten Blick. Wie gut, dass meine Tante und mein Onkel einen Dackel namens Karlchen hatten. Der wurde an dem Abend recht oft von uns ausgeführt – so oft, dass seine Freude übers Gassigehen merklich nachließ. Vor allem, da seine Bewegungsfreude immer wieder durch die ersten Küsse unterbrochen wurde. Er schaute uns dann mit seinen traurigen Augen an und blieb einfach liegen. Es gehörten sehr viel liebevolle Streicheleinheiten und die richtigen Leckerchen vom Büffet dazu, ihn zum Weiterlaufen zu überreden. Diese besonderen Zuwendungen hat er auch später nie vergessen. 

Aus dieser ersten Begegnung entwickelte sich eine Fernbeziehung zwischen Aachen und Berlin, mit vielen Briefen und langen Fahrten mit den sogenannten Transitzügen. Die Kontrollen durch die Mitarbeiter der Staatssicherheit der DDR hinterließen bei mir jedes Mal ein sehr ungutes Gefühl. Deshalb entschied ich mich nach einem Jahr, nach Berlin zu ziehen. Ein Jahr später wurde geheiratet.

Wir sind nun 43 Jahre glücklich verheiratet, haben Kinder und Enkelkinder und sind froh, dass wir uns auf diese Weise gefunden haben. Oft danke ich IHM für diese gute Fügung. 

Eine Leserin aus Salzgitter


Liebe besiegt Dämonen

Herzchen

Ich habe M. über meine Cousine kennengelernt. M. war damals mit einer Psychose in einer Klinik untergebracht. Meine Cousine bat mich um Hilfe, um juristischen Rat. Als es M. wieder besser ging, lernten wir uns privat kennen und lieben. Die Psychose aber war nicht besiegt, weil sie panische Angst vor Medikamenten hatte und bis heute hat. Zudem leidet sie unter einer Autoimmunerkrankung. 

Sie sagte einmal, sie hätte damals um einen Anwalt gebetet und ER hätte mich geschickt. Wir erlebten wunderbare Zeiten im Wechselspiel mit ihren Dämonen. 

Aktuell haben wir keinen Kontakt, Dämonenphase. Ich bete zu den Heiligen der katholischen Kirche, die es gibt, an die ich glaube und die helfen können. M. ist die Liebe meines Lebens, bedingungslos. 
Weil ich darauf vertraue, weiß ich, dass ER helfen wird. Früher oder später. Aber gerne früher.

Ein Leser aus Wolfsburg


Liebe dauert an

Eine Besonderheit unserer Liebesgeschichte ist, dass sie im Gottesdienst unserer Heimatgemeinde St. Barbara begann. Dort war ich bis Ende meiner Schulzeit begeisterter Messdiener und Lektor. Als Jugendlicher fiel mir auf, dass immer, wenn ich auf dem Dienstplan stand, ein sehr sympathisches Mädchen in der Mitte der dritten Bank direkt vor dem Ambo seinen Platz hatte, und das sogar in der frühen Sonntagsmesse oder der Sakramentsandacht am Nachmittag. Das musste doch einen Grund haben. Leider war sie immer schon auf dem Heimweg, bis ich in der Sakristei fertig geworden war.

herzErste Kontakte ergaben sich dann vor oder nach unseren Gruppenstunden bei den Pfadfindern, die aber nicht über ein flüchtiges „Hallo“ hinausgingen, weil zu viele andere Jugendliche dabei waren. Dann erfuhr ich, dass meine Barbara morgens mit der Straßenbahn zur Schule in die Nachbarstadt fuhr. Sofort wechselte ich für meinen Schulweg vom Rad auf die Straßenbahn, die ich allerdings von meinem Taschengeld bezahlen musste. Egal, endlich konnte ich meinen Schwarm ansprechen und für fünf bis sieben Minuten und drei Haltestationen in ihrer Nähe sein. Dann musste ich umsteigen, um meine Schule zu erreichen. Ich freute mich jedesmal, wenn die Bahn an einer roten Ampel noch ein bisschen aufgehalten wurde. Auf jeden Fall reichte die Zeit, um mal einen Spaziergang oder einen Kinobesuch zu verabreden. Die ersten Bande waren geknüpft.

Nach dem Abitur begannen für uns zwei entbehrungsreiche Jahre, die ich bei der Bundeswehr verbrachte. Dafür wuchs ein Stapel von Liebesbriefen, in denen wir davon träumten, endlich wieder zusammen zu sein. Das gelang, als wir dann beide ein Studium in Münster absolvierten. Anschließend, etwa acht Jahre nach den ersten verliebten Blicken im Gottesdienst, gaben wir uns in unserer Heimatkirche das Ja-Wort.
Das Bistum Münster hat unsere St.-Barbara-Kirche leider 2007 aufgegeben und abgerissen. Das tat uns sehr weh, war sie doch unser Start in die Liebe und ein gemeinsames Leben. Unsere Ehe besteht jedoch weiterhin unbeschadet und glücklich im inzwischen 51. Jahr. „An Gottes Segen war wohl alles gelegen!“ 

Ein Leser aus Marsberg im Sauerland


Liebe trägt in schweren Zeiten

Meine Liebesgeschichte begann im Jahre 1960 und hielt fast 60 Jahre. Sie trug Turbulenzen und Schicksalsschläge. Als ich 1959 meine kaufmännische Lehre bei unserer damaligen Grube begann, war mein späterer Mann dort schon fünf Jahre beschäftigt. Er hatte schon bald ein Auge auf mich geworfen. Seine Zuneigung zeigte er mir bald, als wir gemeinsam in einer Abteilung arbeiteten.

HerzballonIch wurde krank. Da ließ er bei meinen Eltern fragen, ob er mich besuchen dürfe. Meine Eltern waren wegen meines jugendlichen Alters nicht gerade begeistert. Kommentar meiner Mutter: „Wenn der einmal kommt, kommt der immer!“ Wie recht sie hatte! Fünf Jahre waren wir ein verliebtes Paar. Dann haben wir 1964 geheiratet, bekamen drei Kinder, zwei Mädchen und unseren Sohn Christoph, der leider mit vier Jahren nach schwerer Krankheit verstarb. Wir haben das alles gemeinsam gemeistert. Es war nicht immer leicht. Streitereien blieben auch bei uns nicht aus. 

Wir haben die silberne und die goldene Hochzeit feiern dürfen. Nach 58 Jahren Ehe verstarb mein Mann plötzlich an einem Herzinfarkt. Nun bin ich alleine. Zum Glück habe ich meine Kinder und einige Freunde, die mir zur Seite stehen. 

Ich versuche mein Leben zu meistern, bin trotz allem ein zufriedener Mensch. Meinen Mann vermisse ich sehr. Es kommt für jeden der Tag, da lebt man von der schönen Erinnerung.

Eine Leserin aus Baesweiler


Liebe wird von Gott gedacht

Unsere Liebesgeschichte beginnt in dieser Zeitung. Ungefähr bis 2010/2011 gab es, zumindest in Regionalausgaben, Kontaktanzeigen.

HerzchenIch war im Jahr 2010 schon lange Zeit geschieden und ohne feste Partnerschaft. Etliche Versuche, wieder eine Partnerin zu finden, führten nicht dazu. So entschied ich mich, in der oben genannten Rubrik eine Anzeige zu platzieren. Tatsächlich kam nach einigen Wochen ein Brief. Anhand der Postleitzahl sah ich, dass die Schreiberin auch nicht weit von mir entfernt wohnte. Einige Zeit später telefonierten wir das erste Mal miteinander – eine Stunde; was ich bis zu diesem Tag für unvorstellbar gehalten hätte. Dann kam es zu unserem ersten persönlichen Treffen. Gibt es Zufall? Sie kam wie ich aus den neuen Bundesländern, arbeitete ebenfalls in der Pflege, hatte auch eine Trennung hinter sich. So gab es reichlich Gesprächsstoff.

Ich weiß nicht, ob ich mich schon an diesem Tag in sie verliebt habe, aber als wir uns verabschiedeten, wusste ich, dass diese Frau mein Leben weiter begleiten soll. Immer öfter besuchten wir uns gegenseitig und wir spürten immer mehr, dass es Liebe ist. Für uns beide war eine Fern-, Wochenend- oder tageweise Beziehung nicht vorstellbar und nach knapp drei Jahren zogen wir zusammen.

Vor anderthalb Jahren haben wir dann geheiratet. Ein uns gut bekannter Priester hat uns und unserer Liebe im September 2022, als dies noch nicht erlaubt war, in einer Gottesdienstfeier, die wir nach unseren Vorstellungen gestalten konnten, den Segen gespendet. Wir wissen ganz sicher, dass unsere doch recht ungewöhnliche Liebesgeschichte vom liebenden Gott gedacht wurde.

Ein Ehepaar aus Pollenfeld 


Liebe gibt Stärke

Im Oktober dieses Jahres können wir auf 47 glückliche Ehejahre zurückblicken. Kennengelernt habe ich meinen Mann im Juni 1975, samstags in einer Diskothek. Sympathie empfanden wir beide zueinander an diesem Abend beim Tanzen. So verabredeten wir uns für den nächsten Tag. 

Unter dem Wahrzeichen der Stadt Kassel gestand mir mein Mann seine aktuelle Lebensphase: „Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder und habe vorgestern einen Termin beim Anwalt vereinbart, um die Scheidung einzureichen. Du kannst dich nun entscheiden, dass unser Kennenlernen keine feste Beziehung wird.“

Meine Reaktion – damals war ich gerade 19 Jahre alt – von diesem Geständnis war erstaunlicherweise weder erschrocken noch verärgert. Mein Gefühl war beeindruckt durch diese Ehrlichkeit und Offenheit von diesem Mann. So ging ich diesen Weg mit unbekanntem Ausgang, aber mit einer gefühlten Sicherheit und großem Vertrauen in eine wachsende Liebe ein.

dghjSchon zwei Wochen später lernte ich seine beiden Kinder, damals drei und sieben Jahre, kennen. Mein Mann war 26 Jahre alt und konnte seine siebenjährige Ehe nicht mehr weiterführen. Eine endgültige Entscheidung, eine Beziehung mit einer Familie einzugehen, fiel dann im September des gleichen Jahres. Auf Ibiza, meiner bereits vor unserem Kennenlernen gebuchten Reise. Mein Herz wusste nun, wo meine Heimat ist! Der Scheidungstermin fiel in diesen Zeitraum meines Urlaubs. Nun war mein Mann geschieden, sein Sohn ihm zugesprochen, die Tochter der Kindesmutter. 

Meine Eltern konnte ich zunächst von meiner Liebe zu einem geschiedenen Mann mit zwei Kindern nicht überzeugen. So bin ich kurz vor meinem 20. Geburtstag aus einem bis dahin behüteten Elternhaus ausgezogen zu meiner Liebe. Die beiden Kinder meines Mannes habe ich gleich ins Herz geschlossen, konnte mir mit Zuversicht und großem Vertrauen mein zukünftiges Leben mit meiner Liebe vorstellen.

Viele Stolpersteine, die uns auf unserem gemeinsamen Weg in die Quere kamen, und die vielen schwierigen Aufgaben und Herausforderungen konnten wir mit grenzenlosem Vertrauen, ständig wachsender Liebe und dem Blick in die gleiche Richtung tragen und meistern.

Nach fast einem Jahr der Trennung von meinen Eltern konnte ich sie nun von meinem Herzenswunsch, meine Liebe zu heiraten, überzeugen. Unsere Heirat hat unsere Liebe besiegelt. Zwei gemeinsame Kinder wurden geboren und nun wurde unsere Liebe mit Glück, Freude und Dankbarkeit bereichert. 

Nun haben wir eine große Familie mit vier Kindern, vier Schwiegerkindern und sieben Enkelkindern, sind stolz und glücklich über das gute Miteinander. Ich habe großes Gottvertrauen an jedem neuen Tag für den Weg, den ich gehen soll.

Eine Leserin aus Ahnatal


Liebe lässt uns wachsen

Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Es war eher der Wunsch, mit diesem jungen Mann eng befreundet sein zu wollen.

HerzchenMit der Einstellung, auf einem katholischem Jugendwochenende eh keinen kennenzulernen, da ich noch dazu eher zurückhaltend bin, fuhr ich damals nach Roßbach. Um so überraschter stellte ich fest, wie offen und fröhlich ich mich mit genau diesem einen der vielen jungen Männer dort unterhalten konnte. Danach schrieben wir uns SMS, telefonierten Stunden und verabredeten uns auf dem Weihnachtsmarkt in Leipzig. Er hielt das Warten nicht aus und kam mich schon vorher in meiner kleinen Stadt besuchen – und nahm dafür zwei Stunden Busfahrt durch kleine Ortschaften in Kauf. Ich schmunzle gerne über diese herrlichen Anfänge des Verliebtseins und die einzigartigen Erlebnisse – und Peinlichkeiten – einer wachsenden Beziehung. 

Dieses Jahr werden es nun zehn Jahre, die wir verheiratet sind. Wenngleich es zehn Jahre voller herausfordernder Aufgaben waren: Erst kürzlich sanierten wir ein altes Haus, nachdem mein Mann seine Meisterschule erfolgreich absolviert hatte und währenddessen unser viertes Kind geboren wurde. 
Trotzdem und gerade deswegen ist ein starkes Band zwischen uns gewachsen. Wir sind gemeinsam durch tiefe Täler der Anstrengung und Erschöpfung gelaufen. Wir baten Gott um Hilfe und Wegweiser. Wir verweilten aneinandergelehnt tief berührt von Dankbarkeit auf den Gipfeln der Freude. Dieses Band zwischen uns ist enger als Verliebtsein und ich möchte sagen, reißfester noch als Freundschaft. Wenn ich meinen Mann heute anschaue, dann ist es Liebe auf den ersten Blick.

Eine Leserin aus Dessau-Roßlau


Liebe lässt Funken fliegen

Als ich nach dem Abitur Zeitsoldat bei der Bundeswehr war und reichen Sold in Höhe von 500 DM pro Monat erhielt, konnte ich es wagen, dem Wunsch meiner Schwester zu folgen und sie im Kloster Loretto in Salzburg zu besuchen. Dort wohnte ich als einziger Gast im ungeheizten Gästehaus, erhielt Vollverpflegung und war lediglich angehalten, jeden frühen Morgen den Ministrantendienst zu verrichten. 

HerzchenZum Mittagessen stellte sich in der Küche zu den zwei älteren Gästen auch ein reizendes Fräulein ein, das sich als Mitbewohnerin der Besorgerin in der Pforte und als Nichte der Oberin des Klosters entpuppte. Die Tante befahl, dass das Fräulein „dem jungen Herrn aus Hamburg“ die Schönheiten der Stadt nach ihrer Arbeitszeit zu zeigen habe. So geschah es. Und als ich sie zu einem Gesangsvortrag von Rudolf Schock mit romantischen Liedern im Großen Festspielhaus einlud und auf dem Rückweg ihre Hand ergriff, damit sie im Dunklen nicht stolpern möge, flog ein kleiner Funke von Herz zu Herz. 

Daheim in Hamburg wuchs der Funke, und nach einem zweiten Besuch wurde beiderseits klar, dass unsere Begegnung mehr als ein Urlaubsflirt werden wollte. Der Spruch am Hochaltar des Salzburger Doms „Notas mihi fecisti vias vitae“ (Ps.16: Du zeigst mir den Weg zum Leben!) machte guten Mut. Nun wurden wöchentlich lange Briefe geschrieben und Gedanken ausgetauscht, denn Telefon oder Internet gab es nicht. Nach einem Besuch in Hamburg und Büsum ein Jahr später wagte mein Salzburger Engel die Übersiedlung in den Norden. 

Im nächsten Winter entstand beim nächtlichen Gang über die zugefrorene Außenalster die Idee der baldigen Verlobung und Hochzeit. Zweimal wurde geheiratet: standesamtlich in Hamburg und kirchlich im Johannesschlößl auf dem Mönchsberg in Salzburg. Nach wenigen Jahren waren wir eine Familie mit zwei Kindern geworden, die sich inzwischen nach ihren jeweiligen Möglichkeiten sehr gut entwickelt haben, wenn auch die Tochter wegen ihrer Behinderung einen viel größeren Unterstützungsbedarf aufwies und uns nicht selten zum Gebet und Bitte um göttliche Stärkung motivierte. Vor zwei Jahren konnten wir Goldene Hochzeit feiern: wieder zweimal, in Hamburg und Salzburg, und wieder bei großer Sommerhitze wie vor 50 Jahren. Deo gratias!

Ein Leser aus Hamburg