Anfrage
Gibt es in Deutschland zu viele Bistümer?
Ja, es ist möglich und auch immer wieder vorgekommen, dass Bistumsgrenzen neu organisiert wurden und sich die Zahl der Diözesen verändert hat. Das hing (und hängt) oft mit steigenden oder sinkenden Mitgliederzahlen zusammen, also auch mit der pastoralen Frage, wer was in welchem Umfang braucht und was leistbar ist.
Auch in Deutschland gab es Diözesen, die heute nicht mehr existieren, etwa die Bistümer Worms, Minden oder Bremen. Umgekehrt wurden Bistümer neu oder wieder errichtet, so in großem Umfang in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung. Vor Kurzem wurde zudem die Möglichkeit diskutiert, für die katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien eine eigene Eparchie (Diözese) zu errichten.
Das Recht zur Neuordnung der Bistümer ist dem Papst vorbehalten. In Deutschland gelten zusätzlich auch zum Teil seit hundert Jahren bestehende Verträge zwischen dem Staat und der Kirche, sogenannte Konkordate, die berücksichtigt oder neu verhandelt werden müssten, wenn es um solche Veränderungen geht.
Unkomplizierter ist es zu kooperieren. Einige (Erz-)Bistümer machen das bereits jetzt, etwa im Bereich der Kirchengerichte (Offizialate) oder bei den Priesterseminaren, um durch gemeinsame Zuständigkeiten Personal und Geld zu sparen. Das wäre sicher ausbaufähig.
Die Frage stellt sich übrigens nicht nur für Deutschland mit seinen 27 Bistümern. Viel krasser ist die Situation in Italien. Dort machte vor einigen Jahren die Ankündigung Schlagzeilen, dass die Zahl der historisch gewachsenen Bistümer von ehemals gut 300 und derzeit noch über 200 in den kommenden Jahren nahezu halbiert werden sollte.
Umgesetzt hat der Papst das Vorhaben in diesem Umfang bislang nicht. Aber die Frage danach, in welcher Größe eine Verwaltungseinheit sinnvoll, finanzierbar und pastoral wirksam sein kann und wo es Kooperationen oder gar Zusammenschlüsse braucht, stellt sich immer wieder. Nicht nur bei Pfarreien.