Pax-christi-Gruppen in Lahnstein und Idstein

"Glaube ist stärker als Unrecht"

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Die pax-christi-Gruppe in Lahnstein engagiert sich in der Flüchtlingsarbeit, während die Gruppe in Idstein sich für globale Klimagerechtigkeit einsetzt. Gemeinsam ist beiden: Sie sind mit starkem Glauben für Menschenrechte aktiv.



Afghanische Familien nahmen am Gottesdienst zur „Rettungskette für Menschenrechte“ in der Niederlahnsteiner Barbarakirche teil. Den Gottesdienst hielt Pater Wolfgang Jungheim.


„Es ist der unerschütterliche Glaube, dass die Werte der Menschenrechte, die für mich in der Botschaft Jesu wurzeln, letztendlich stärker sind als Unrecht, Gewalt und Enttäuschung über demokratische Staaten“, antwortet Pater Wolfgang Jungheim auf die Frage, woher er den Mut und die Kraft nimmt, sich mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern von pax christi für die Aufnahme von Flüchtlingen und den Frieden in der Welt einzusetzen. „Diese Botschaft wird getragen, weil sich in Ausweglosigkeit immer ‚kleine‘ Menschen um andere in Not kümmern, wie jetzt in Polen, wo Mitmenschen wissen wollen, wohin Kinder verschwunden sind, oder wie in Bosnien, wo behinderte Flüchtlinge aus dem Jugoslawienkrieg sich einsetzen mit den wenigen Mitteln, die sie haben, für die jetzigen Flüchtlinge an ihren Grenzen – sich dankbar erinnernd an selbst erhaltene Hilfe im Ausland.“

„Rettungskette für Menschenrechte“

Ermutigt fühlt er sich auch, wenn er sieht, wie sich in der Gruppe in Lahnstein 2015 viele neue Ehrenamtliche für Flüchtlinge einsetzten und dies teils bis heute tun, animiert durch die Zuversicht, die Angela Merkel in den Worten ausgedrückt hat: „Wir schaffen das“ – und später hinzufügte: „Wenn ich mich für diese Aufnahme entschuldigen muss, ist das nicht mein Land.“
Oder auch, dass Gemeinden und Ordensleute es immer wieder wagen, Härtefälle aufzuzeigen  und  im  selbst  von  christlichen Politikerinnen und Politikern angefeindeten Kirchenasyl neue berechtigte Hoffnungen zu geben.
„Auf diesem Hintergrund haben wir die Aktion ‚Rettungskette für Menschenrechte‘ am 19. September mitgetragen in Gottesdiensten“, berichtet er. „Erfreulich war, dass sich afghanische Flüchtlingsfamilien im Gottesdienst angeschlossen haben mit ihren Ängsten um ihre Landsleute. Sie baten uns, weil wir für sie so offen solidarisch sind, um einen Lichtermarsch in Lahnstein am 22. November.“ In der kleinen Filialkirche in Braubach wird sich die pax-christi-Gruppe an der Aktion „Wanderfriedenskerze 2021“ beteiligen, die unter dem Motto steht „Gestohlene Kindheit – Sackgasse Flüchtlingslager“. Weil die Absprache oftmals schwierig war, hat die Gruppe vor einigen Jahren eine eigene Friedenskerze gestaltet, die sie in diesem Sinn einsetzen wird – den Gottesdienst gestaltet man mit der Taizé-Gruppe. „Wir sind dankbar, dass selbst im kleinen Braubach immer wieder einzelne Ehrenamtliche für die Flüchtlinge da waren und sind“, betont Pater Wolfgang Jungheim.
Die Gruppe in Idstein (Ansprechpartnerin ist Ute Schäfer) hat sich an den pax-christi-Kampagnen „Kein Weihnachten in Moria“ und in der Folge „Menschenrecht statt Moria“ mit Briefen an die Bundestagsabgeordneten beteiligt.
„Seit zwei Jahren haben wir als inhaltlichen Schwerpunkt den Klimawandel in Verbindung mit globaler Gerechtigkeit und führen unter dem Motto ‚Mondays for future – Klima. Gerecht. Leben.‘ eine Veranstaltungsreihe durch“, erläutert Martin Weichlein, der sich sowohl in Idstein als auch im Vorstand des Fördervereins für pax christi Limburg-Mainz engagiert.
Der direkte Bezug zum Migrationsthema wird am Motto einer der Veranstaltungen in Idstein deutlich: „Klima frisst Heimat – Klimaflucht: Die wahre Umweltkatastrophe“.

„Gegen Globalisierung der Gleichgültigkeit“

Mit diesem Ansatz engagiert sich auch Winfried Montz, der damit einen konkreten Akzent gegen die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ setzen will. „So hat es Papst Franziskus einmal genannt. Für ein gutes Leben für alle können alle etwas tun“, ist er überzeugt. „Kraft gibt mir die Resonanz, dass sich in den Foren Politiker verschiedener Fraktionen, die Kirchen, Verbände und interessierte Einzelpersonen unserer Stadt beteiligen und wir damit einen Raum für gemeinschaftliches  Denken  und  Handeln  eröffnen.“
Ihre christliche Haltung hat die Gruppe beispielsweise an Karfreitag mit einem Kreuzweg der Schöpfung durch die Innenstadt ausgedrückt.
Einer der weiteren Mitstreiter in Idstein ist Günter Harmeling. Die Frage nach der Motivation, sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen, hat ihn zu einer tiefergehenden Selbsterforschung veranlasst, die er mit zahlreichen Zitaten aus der Bibel, aus der Philosophie und der Literatur belegt hat. Das treffendste dürfte von Albert Camus sein: „Prinzipien soll man sich für die großen Dinge aufheben. Für das Meiste reicht ein wenig Barmherzigkeit.“ Ihn motiviert auch, die Bedrängnis der Anderen als eigene anzunehmen.

Von Christa Kaddar