Mit Vertrauen ins neue Jahr

Gott gibt uns Halt

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2022 war ein schwieriges Jahr, und 2023 wird vermutlich nicht leichter. Doch wir brauchen nicht zu verzweifeln. Wir dürfen auf Gott vertrauen. Das schenkt Kraft und macht uns frei, unser Leben und die Welt zu gestalten.

Foto: istockphoto/Getty images/Christalov
Gemeinsam schaffen wir das: Die Krisen unserer Zeit können wir leichter durchstehen mit Menschen, denen wir vertrauen – und mit unserer Nähe zu Gott.  Foto: istockphoto/Getty images/Cristalov


Von Ulrich Waschki

Als Angela Merkel in einem Interview mit der Zeitung „Die Zeit“ ein Jahr nach dem Ende ihrer Kanzlerschaft gefragt wurde, ob sie „mit einer gewissen Furchtlosigkeit gesegnet“ sei, antwortete sie: „Gottvertrauen, würde ich sagen, oder Optimismus, ja.“ So war der Merkelsche Optimismus, der in dem Satz „Wir schaffen das“ gipfelte, nicht nur politische Strategie, sondern offenbar auch Ausdruck ihres Innern. Gottvertrauen hilft durchs Leben; es hilft, schwierige Zeiten zu durchstehen.

Jedes Leben und jedes Miteinander braucht Vertrauen. Schließlich lässt sich nicht die gesamte menschliche Existenz in Verträge packen und wasserdicht absichern, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Kinder müssen darauf vertrauen können, dass ihre Eltern es gut mit ihnen meinen. Ehepartner müssen auf ihre wechselseitige Treue vertrauen können, sonst scheitert die Ehe. Und auch im Wirtschaftsleben braucht man Vertrauen. Das Prinzip des ehrbaren Kaufmanns drückt das aus.

Vertrauen lernt man am besten in der Kindheit, durch die Bindung zu den Eltern. Eine Hypothek fürs Leben, wenn dieses Vertrauen zerstört wird. Doch zum Glück kann man auch später Vertrauen üben und lernen. Vertrauen kann missbraucht werden. Man kann es verlieren. Es zurückzugewinnen, ist schwierig. Vertrauen macht das Leben aber überhaupt erst möglich. Ohne Vertrauen wären wir den ganzen Tag damit beschäftigt, uns vor möglichen Gefahren, Fallstricken, Betrügereien und Angriffen zu schützen. 

Vieles, was für das Vertrauen zwischen Menschen gilt, gilt auch für das Gottvertrauen. Angela Merkel bringt es indirekt zum Ausdruck: Das Gottvertrauen hilft, das Leben zu gestalten und auch schwere Aufgaben zu bewältigen. 

Wo hat Gott in meinem  Leben gewirkt?

So könnte Gottvertrauen die Haltung für das beginnende Jahr sein. Eine Haltung, die in diesen Zeiten der sich überlagernden Krisen hilft. Vertrauen ist das Gegenstück zu Angst. Es bewahrt uns davor, dass Angst und Verzweiflung uns beim Blick auf die Welt beherrschen und bis zur Untätigkeit lähmen. Und auch Gottvertrauen kann man lernen. Indem man auf sein eigenes Leben blickt und versucht, dieses Leben in der Gegenwart Gottes zu deuten: Wo hat Gott in meinem Leben gewirkt? Wo bin ich ihm heute begegnet? Oder indem man auf Glaubenszeuginnen und -zeugen blickt, die von diesem Vertrauen berichten.

Gottvertrauen heißt nicht, alles ihm zu überlassen. Es macht uns frei, die eigene Verantwortung zu erkennen und aktiv unser Leben und die Welt zu gestalten. Wenn wir auf Gott vertrauen, sollten wir so leben, dass er auch uns vertrauen kann. Dass wir mit unseren Talenten und unserer Verantwortung richtig umgehen und seine Schöpfung bewahren – zum Wohle aller Menschen.