Gott mit allen Sinnen erfahren

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"Kräuterfrauen" und Schwestern präsentieren ihre für die Segnung vorbereiteten Kräuter.
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Foto: Marco Heinen

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Seit Mai haben das Team der „Kräuterfrauen“ und die Schwestern vom Gästekloster Haus Damiano in Kiel die Waren für die Kräutersegnung und den anschließenden Basar vorbereitet.

Rund um Mariä Himmelfahrt finden in vielen Kirchengemeinden im Erzbistum Kräutersegnungen statt. Im Gästekloster Haus Damiano in Kiel ist es gute Tradition, dabei auch tolle Produkte mit Kräutern anzubieten.

Als am vergangenen Sonntag die heilige Messe in der Liebfrauen-Kirche in Kiel um kurz nach zehn Uhr zu Ende ging, blieben die allermeisten der zahlreichen Gottesdienstbesucher einfach sitzen. Eine halbe Stunde lang galt es zu warten und einige Lieder zu singen, bis die Kräutersegnung beginnen würde. Die hatte eigentlich draußen stattfinden sollen, doch das Wetter war zu wechselhaft, um mit der Gemeinde, wie ursprünglich geplant, in den Klos­terkarten vom Gästekloster Haus Damiano umzuziehen. 

Die Franziskanerinnen und das Team der Kräuterfrauen – etwa acht Ehrenamtliche – hatten die Kräutersträuße deshalb am Altar platziert, und entlang der Seitenschiffe hatten sie Tische mit allerlei selbstgefertigten Waren vorbereitet: Holunder- und Rosenwein, Thymianhonig, Kekse mit unterschiedlichen Kräutern, Cremes, Mückenstichlotion aus Spitzwegerich, Marmeladen, Salze mit Thymian und Salbei – kurz alles, was sich in der Natur findet und dem Menschen guttut, wenn man es mit ein paar guten Rezepten veredelt.

„Die Blumen und Kräuter sind eine Augenweide, und wenn dann noch Gottes guter Segen dazukommt, dann ist dieses Fest nicht mehr zu toppen“, sagte eine der Schwestern zu Beginn der Kräutersegnung. 

Der Erlös kommt dem Speisesaal zugute

In den vergangenen Wochen habe sich das Büro der Schwestern stetig gefüllt, sodass es zum Paradiesgarten geworden sei, so Schwester Maria Magdalena in der Andacht. „Alle Sinne werden angesprochen – genau das meint die Kräutersegnung: Gott mit allen Sinnen erfahren, mit unserer Hände Arbeit und mit Gottes Segen“, sagte sie. Und: „Wenn wir Kräutersegnung feiern, dann schauen wir dankbar auf Gottes Schöpfung, die nicht unser Besitz ist, die unser Garten ist, den wir pflegen müssen.“

Nachdem Weihrauch und Weihwasser gespendet waren, dauerte es nicht mehr lang und die Menschen strömten an die Tische. Eine Spende von vier Euro oder mehr pro Produkt, so war die Regel. Der Erlös war für den Speisesaal von St. Heinrich vorgesehen, und es dürfte einiges zusammengekommen sein.

„Ich kaufe immer selbstgemachte Creme, das ist einfach wunderschön“, meinte Martha Silke Martens, die auch noch ein bisschen Holunderwein mitnahm und stets gerne zur Kräutersegnung der Schwestern kommt. Sehr angetan zeigte sich auch Andreas Wolf, der mit seiner Familie auf der Rückfahrt aus dem Urlaub ins südliche Brandenburg in Kiel Station machte und gerade einen Strauß Kräuter in Händen hielt: „Es ist eine Wertschätzung der Natur und der Schöpfung Gottes gegenüber“, sagte er.

Meike Feske, Küsterin der benachbarten ev.-luth. St. Michaeliskirche, hatte gerade mit einer schweren Erkrankung zu kämpfen und ihre Schwester hatte sie auf die Wirkung von Kräutern hingewiesen. So griff auch sie bei den Sträußen zu: „Das ist für mich eine neue Einheit, die hier entstanden ist, das finde ich speziell an dem Strauß schön und wichtig.“

Und die „Kräuterfrauen“? „Wir sammeln gerne die Kräuter und haben auch unseren Spaß dabei“, erzählte Heidrun Borstel. „Man entdeckt immer neue Kräuter und sieht viele Pflanzen, die man sonst gar nicht beachtet. Aber wenn man sich damit befasst und nachliest, dann staunt man nur, was da für Heilkräfte drin sind – das ist einfach toll.“ Spitzwegerich ist ihr aktueller Favorit. Der helfe nicht nur bei Erkältungen, sondern der Pflanzensaft wirke auch gut gegen Mückenstiche. „Das hilft sofort. Spitzwegerich, das ist das pflanzliche Antibiotikum.“

Marco Heinen