Auf ein Wort

Gott, mitten im Alltag

Maria und Josef nehmen für sich keine Sonderrechte heraus, sondern tun das, was das Gesetz ihnen vorschreibt. Doch andere erkennen das Außergewöhnliche.

So ungewöhnlich die Vorgeschichte auch ist – die Verkündigung an Maria, die Geburt im Stall, staunende Hirten, lobpreisende Engel – all das scheint für Maria und Josef überhaupt kein Grund gewesen zu sein, sich als etwas Besseres zu dünken. Sie nehmen sich keine Sonderrechte heraus, sondern tun das, was das Gesetz vorschreibt. Indem sie ihren Sohn in den Tempel bringen, so wie es alle anderen eben auch tun, tauchen sie ein in den ganz normalen Alltag jener Zeit und gestalten ihr Leben jetzt eben als kleine Familie.

Aber auch wenn sie keine herausgehobene Rolle spielen wollen, so gibt es doch Menschen, die das Außergewöhnliche dieser Situation erkennen. Und es sind nicht die gelehrten Theologen und die Schriftgelehrten, sondern ein Mann und eine Frau aus dem Volk. Während ihres langen Lebens waren sie stets auf Gott hin ausgerichtet, und das mag ihnen die Augen des Herzens geöffnet haben, sodass sie etwas sehen, was anderen verborgen bleibt.

Mitten in allen Routinen, mitten im Alltag kann ich Gott entdecken. Ich muss nicht auf das ganz Andere, das große, spektakuläre Ereignis hin-warten. Gott lässt sich finden zwischen den Kochtöpfen, wie es Teresa von Ávila sagt, oder im Stall, wie es Meister Eckhart erfahren hat. Und warum nicht auch an der Kasse im Supermarkt oder im Bus bei der täglichen Fahrt ins Büro?

Was es dazu braucht? Die offenen Augen des Herzens – und dass ich es zumindest für möglich halte, auch im Alltag mit seinen Routinen Gott zu begegnen.

Andrea Schwarz