Gottes stolze Knechte

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Pferdeknecht vor der Schmeisselmühle, Falkensteinrotte, Frankenfels, Österreich.
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Pferdeknecht vor der Schmeisselmühle, Falkensteinrotte, Frankenfels, Österreich.

Viele Menschen wären gern der Boss. Wer möchte denn schon ein Knecht sein? Niemand? Doch es gibt Ausnahmen – die Knechte Gottes in der Bibel. Knecht Gottes zu sein, das bringt Freiheit und Würde. Aber kein bequemes Leben.

ls mein Vater ein kleiner Junge war, wurde er von den Erwachsenen gefragt. „Nun, was möchtest du später einmal werden?“ Die Antwort des Jungen: „Opas Knecht!“ Das hat im Kreis der Verwandtschaft große Heiterkeit ausgelöst. Aber mein Vater hat es ernst gemeint. Opas Knecht zu sein, das war für ihn eine Ehre. Immer an Opas Seite, ihm zur Hand gehen und von ihm angeleitet werden. Gibt es etwas Besseres? 

Man kannte seinerzeit – vor 90 Jahren – noch Knechte auf dem Lande. Entscheidend war: Mein Vater wollte nicht Knecht irgendeines Fremden sein, sondern eben „Opas Knecht“. Warum? Weil er seinen Opa liebte und wusste: Mein Opa liebt mich. 

Wessen Knecht möchten Sie gern sein? In den alten Bibeltexten gibt es eine ganze Reihe von Menschen, die als „Knecht Gottes“ bezeichnet werden, oder auch als „Magd Gottes“, so wie Hanna,  Abigail, Rut, Judith, Maria.

Einer der Gottesknechte ist Eljakim, Statthalter am Hof des Königs Hiskia. Im Buch Jesaja (22,21) wird erzählt, wie sein Vorgänger namens Schebna in Ungnade fällt. Stattdessen setzt Gott einen Mann seines Vertrauens ein: „Ich will meinen Knecht Eljakim rufen, will ihm dein Amtskleid anziehen und mit deinem Gürtel gürten und deine Herrschaft in seine Hand geben, dass er Vater sei für die, die in Jerusalem wohnen und für das Haus Juda.“ Man sieht: Dieser Knecht ist kein Befehlsempfänger in untergeordneter Position. Im Gegenteil: Eljakim wird erhöht. 

Knecht Gottes sein, das bedeutet Ehre, Verantwortung – und Freiheit. Ein Gottesknecht wird nicht gezwungen, sondern gerufen. Gottesknecht wird nur, wer es sein will. Das bekannteste Beispiel dafür ist die Zustimmung Marias nach der Botschaft des Engels. „Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Willen.“ (Lukas 1,38).


Gottes Knechte dürfen keine Sklaven mehr sein


Denn ein Mensch, der Knecht oder Magd Gottes ist, darf nicht mehr der Knecht eines anderen sein. In einer Stelle der Bibel (Leviticus 25,42) wird das gesamte befreite Gottesvolk als „Knechte Gottes“ bezeichnet. Deshalb darf es in diesem Volke keine Sklaverei geben: „Denn sie sind meine Knechte, die ich aus Ägyptenland geführt habe. Darum soll man sie nicht als Sklaven verkaufen.“

Möchten Sie auch ein Gottesknecht werden? Es steht jedem frei, sich als solcher zu verstehen. Wenn Sie es tun, können Sie gelassener durch das Leben gehen als andere Menschen. Es wird Ihnen nie langweilig werden. Sie werden aufhören zu jammern, zu schimpfen und ihr schweres Los zu beklagen. Sie werden mehr aushalten können als andere.
 
Das könnte allerdings auch nötig sein. Denn oft lädt der Herr seinen Mägden und Knechten Lasten auf, die sie kaum tragen können. Die (vier) Gottesknecht-Lieder im Buch Jesaja sprechen davon. „Er wurde„misshandelt, niedergedrückt, durchbohrt, zermalmt, wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt“ (Jesaja 53,7). Christen kennen diese Worte. In der Theologie der Evangelien sind sie eine Ankündigung des leidenden Messias Jesus Christus. Und man kann sagen: Jeder Mensch, der den Weg des Gottesknechts geht, trifft am Ende des Weges auf Jesus, auf den Sohn Gottes und dann auch auf Gott selbst. 

Der Junge, der „Opas Knecht“ sein wollte, hatte so etwas nicht im Sinn. Dem Opa helfen, mit ihm zusammen sein wollen, das war alles, was er wollte. Kein Beruf „für später“ und für immer, aber ein guter Anfang.

Andreas Hüser