„Große Nähe zu den Menschen“
Freude im Bistum Fulda: Nach sechs Monaten Vakanz hat die Diözese wieder einen Bischof. Michael Gerber, seit 2013 Weihbischof der Erzdiözese Freiburg, ist mit 48 Jahren der jüngste Bischof in Deutschland. Er wird am 31. März 2019 um 15 Uhr im Fuldaer Dom in sein Amt eingeführt.Von Hans-Joachim Stoehr.
Großes Gedränge herrscht kurz vor dem Mittagsgebet in der Bonifatiusgruft des Fuldaer Doms. Zahlreiche Mitarbeiter des Generalvikariats und anderer Bistumseinrichtungen rund um den Dom sowie andere Gläubige und Medienvertreter sind herbeigeströmt. Sie haben erfahren, dass Domdechant Werner Kathrein nach dem Angelusgebet eine wichtige Entscheidung mitteilen wird.
Bekanntgabe am Bonifatiusgrab
„Das Domkapitel gibt mit Dank gegenüber Gott und Papst Franziskus bekannt, dass der Heilige Vater Seine Exzellenz, den Hochwürdigsten Herrn Weihbischof Dr. Michael Gerber aus der Erzdiözese Freiburg im Breisgau zum neuen Bischof von Fulda ernannt hat“, verkündet der Domdechant vom Lesepult neben dem Bonifatiusgrab. Dann gibt Kathrein noch bekannt, dass Gerber noch vor Weihnachten einen Tag nach Fulda kommt. „Er wird am Bonifatiusgrab beten und den bischöflichen Segen spenden.“ Kathrein lädt die Anwesenden ein, die erste Strophe des Bonifatiusliedes anzustimmen.
Wer ist Michael Gerber – vor allem wie? „Er ist jung und dynamisch, in der Theologie bewandert, und jemand, der eine große Nähe zu den Menschen hat“, charakterisiert ihn Kathrein im Gespräch. Warum die Entscheidung denn schneller als erwartet kam? Der Domdechant antwortet mit einem Augenzwinkern: „Weil alle ihre Aufgaben gemacht haben.“ Und dann erzählt er noch von der ersten Reaktion des Erwählten am Telefon: „Er hielt das Ganze zunächst für einen Scherz.“
Gerber ist der 18. Bischof von Fulda seit der Gründung des Bistums im Jahr 1752. Zugleich ist er jüngste Bischof in dieser Reihe. In der Reihe der vorausgehenden 90 Äbte und Fürstäbte, die dem Fuldaer Gründerabt Sturmius in dessen Amt folgten, gibt es allerdings Geistliche, die bei Amtsantritt noch jünger waren als Gerber. Geboren und aufgewachsen ist Gerber im badischen Oberkirch, das unweit von Offenburg beziehungsweise Straßburg liegt.
Schönstatt-Bewegung die geistliche Heimat
Oberkirch ist ein Zentrum der Schönstattbewegung in der Erzdiözese Freiburg. Dieser geistlichen Gemeinschaft ist Gerber seit seiner Schul- und Studienzeit verbunden. Nach Studien in Freiburg im Breisgau und in Rom wurde er am 11. Mai 1997 zum Priester geweiht. Danach war er zwei Jahre Kaplan in Malsch bei Karlsruhe und zwei Jahre pries-terlicher Mitarbeiter an der Katholischen Hochschulgemeinde der Pädagogischen Hochschule in Freiburg-Littenweiler.
Von 2001 bis 2011 kam Gerber als stellvertretender Leiter ins Freiburger Priesterseminar Collegium Borromaeum. 2007 promovierte er im Fach Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg. 2011 wurde er Regens des Priesterseminars in Freiburg. Von 2006 bis 2013 war er auch Mitglied des Leitungsteams des Schönstatt-Instituts.
Am 12. Juni 2013 ernannte Papst Franziskus Gerber zum Titularbischof von Migirpa und zum Weihbischof in der Erzdiözese Freiburg. Am 8. September 2013 wurde er zum Bischof geweiht. Seit 2014 ist er Bischofsvikar für Gemeinschaften und Personen des geweihten Lebens, Geistliche Gemeinschaften und Bewegungen und seit 2015 Bischofsvikar für den Bereich Pastorale Aus- und Weiterbildung in der Erzdiözese Freiburg.
Mitglied der Jugendkommission
Weihbischof Gerber arbeitet seit 2016 in der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste der Bischofskonferenz mit. Außerdem wurde er in die Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz gewählt.
Wann der ernannte Bischof in sein Amt eingeführt wird, steht momentan noch nicht fest. Es soll im neuen Jahr bekannt gegeben werden.
Weitere Infos zu Bischof Gerber im Internet: www.bistum-fulda.de
Zitiert: "Licht findet seinen Weg"
„Meine Ernennung fällt in die Tage, in denen Pfadfinderinnen und Pfadfinder das Friedenslicht von Betlehem in unsere Gemeinden bringen. Für mich ist das ein wertvolles Zeichen: Wenn der Wind bisweilen auch heftig bläst, das Licht von Betlehem findet unaufhaltsam seinen Weg. Wir dürfen uns entzünden lassen von diesem Licht, das Er, der Herr selbst ist. In Bonifatius finden wir einen Heiligen, der ganz von diesem Licht entzündet war und der für das Evangelium geglüht hat. Ich bin überzeugt, dass im Bistum Fulda viel von dieser Glut lebendig ist.“
Bischof Michael Gerber in einem Brief an die Gläubigen in den (Erz-) Diözesen Fulda und Freiburg
Zur Sache: Erste Reaktionen auf Ernennung
„Nach sechsmonatiger Vakanz hat der Heilige Vater Papst Franziskus Weihbischof Dr. Michael Gerber zu unserem neuen Bischof ernannt. Ich begrüße den Ernannten mit großer Freude und danke dem Heiligen Vater, dass wir schneller als erwartet einen neuen Oberhirten wählen konnten. Wir freuen uns darüber, mit Bischof Dr. Gerber nun den jüngsten Diözesanbischof in Deutschland zu haben, der mit seiner menschenfreundlichen, offenen und kommunikativen Art der Kirche von Fulda ein guter Hirte sein wird. Ich wünsche unserem neuernannten Bischof Gottes reichen Segen für sein Amt und allzeit die Führung des Heiligen Geistes bei der Leitung der Diözese Fulda.“
Weihbischof Karlheinz Diez
Diözesanadministrator
„Das Bistum Fulda darf sich freuen, einen Seelsorger und guten Hirten im besten Sinne des Wortes als seinen künftigen Bischof zu wissen. Weltjugendtage hast Du ebenso erlebt wie den Mannheimer Katholikentag, an dem Du tatkräftig mitgewirkt hast. Gerade Deine langjährige Verantwortung als Regens im Freiburger Priesterseminar ist eine unverzichtbare Erfahrung, die Du stets mit in den Beratungen der Bischofskonferenz zur Geltung gebracht hast.“
Kardinal Reinhard Marx,
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
„Als Katholikenrat unseres Bistums freuen wir uns auf eine gute Zusammenarbeit bei den Beratungen hinsichtlich der pastoralen Herausforderungen der Zukunft. Durch seine Tätigkeit als Regens und als Weihbischof im Erzbistum Freiburg hat Bischof Gerber sicherlich viele Erfahrungen gewinnen können, wie es gelingen kann, gemeinsam Kirche zu gestalten. Priester und Laien sind gemeinsam auf einem Weg, um das Evangelium in unserer Welt zu bezeugen. Daraus erwächst auch eine gemeinsame Verantwortung für die Weitergabe des Glaubens.
Ich bin sehr gespannt auf den Erfahrungsaustausch mit dem neuen Bischof und freue mich sehr auf die ersten Begegnungen. Für seine Zeit als Bischof von Fulda wünsche ich ihm alles Gute, ein offenes Ohr und ein offenes Herz und Gottes reichen Segen.“
Steffen Flicker,
Vorsitzender des Katholikenrats
„Dies ist ein wichtiger und hoffnungsvoller Tag für das Bistum Fulda und seine Gläubigen. Ich sende im Namen der Landesregierung und ganz persönlich meine Glückwünsche und freue mich gemeinsam mit den katholischen Christen des Bistums über die Ernennung. Es ist gut, dass die Lücke, die durch den Abschied von Bischof Heinz Josef Algermissen entstanden ist, so erfreulich schnell geschlossen wurde.“
Ministerpräsident Volker Bouffier