Was hinter dem Protest der Landwirte steckt
Grüne Kreuze am Wegesrand
An immer mehr Orten stehen grüne Kreuze auf Feldern und an Straßen. Winzer Jan Ruzycki vom Weingut Klostermühlenhof im rheinhessischen Hahnheim erklärt, was dahinter steckt.
Wofür stehen die grünen Kreuze?
Die grünen Kreuze sind ein stiller Protest gegen mehrere Dinge, die derzeit schieflaufen: Zum einen sind sie eine Kritik gegen das Agrarpaket der Bundesregierung. Die Regelungen, die darin vorgesehen sind, sind fachlich gar nicht abbildbar. Zum Beispiel die Vorgabe, bei der Düngung künftig 20 Prozent unter dem Bedarf zu bleiben. Das führt zu Ertragsrückgängen und macht auch fachlich keinen Sinn. Denn es muss nach Bedarf gedüngt werden und nicht pauschal zu wenig.
Um was geht es noch?
Es gibt keinen Respekt mehr vor der Landwirtschaft. Wir haben in Deutschland die sicherste, produktivste und sozialste Landwirtschaft der Welt. Wir wirtschaften nachhaltig und versorgen ein Land mit 80 Millionen Einwohnern mit Lebensmitteln. Ich finde, das muss auch wertgeschätzt werden. Die Menschen tun so, als wollte die Landwirtschaft jeden vergiften. Aber das ist nicht so. Gerade die Pflanzenschutzmaßnahmen sind längst nicht alle so gefährlich, wie sie oft dargestellt werden. Und ganz ohne Pflanzenschutz geht es nicht.
Zugleich gibt es eine Ungleichbehandlung der Landwirte. Hier in Deutschland gibt es sehr hohe Auflagen im Hinblick auf Umweltschutz, Arbeitsschutz und Sozialstandards. Gleichzeitig importiert Deutschland zunehmend Agrarprodukte aus Ländern, die diese Auflagen nicht erfüllen. Das ist unverhältnismäßig.
Warum gerade ein Kreuz als Symbol?
Es ist eine Bewegung aus der Basis heraus. Dahinter steckt keine Werbeagentur, die für viel Geld ein Signet entwickelt hat. Das Kreuz hat sich „Bauer Willi“ ausgedacht, ein Landwirt, der Teil der Bewegung „Graswurzler“ ist. Es gibt durchaus Berührungspunkte zum christlichen Glauben: Das Kreuz steht für den Einsatz für mehr Gerechtigkeit, die grüne Farbe für die Landwirtschaft. Es steht auch als Mahnung gegen das Höfesterben. Denn die derzeitigen Regelungen machen es praktisch unmöglich, die Höfe an die nächste Generation weiterzugeben. Die Gesellschaft fordert eine bäuerliche Landwirtschaft, aber unter diesen Bedingungen hat sie keine Zukunft.
Anruf: Julia Hoffmann