Güte und Großzügigkeit – auch für sich selbst

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Die Last der Vergangenheit erleichtern und die Lebendigkeit des Augenblicks genießen: zwei Voraussetzungen, um gut ins Jahr 2020 zu starten. Trainerin Reingard Gschaider gibt im Fuldaer Bonifatushaus Tipps. Von Evelyn Schwab.

Notizbuch mit Eintrag "Vorsätze"
Die meisten wünschen sich: Stress vermeiden, mehr Zeit für Familie und Freunde.

Da wären die guten Vorsätze. Reingard Gschaider hat die aktuelle Bestenliste im Blick und beginnt darüber ein Gespräch mit den Menschen im Vortragssaal des Bonifatiushauses. Mehr Sport, weniger Kilos, gesunde Ernährung, weniger Handyzeit werden genannt. Gschaider löst auf, was laut Umfragen für 2020 ganz oben steht: Stress vermeiden und mehr Zeit für Familie und Freunde. Ein neues Thema sei auf Platz drei katapultiert worden: umwelt- und klimafreundlicheres Verhalten.

Guter Rat I: Kleinste Schritte selbst würdigen!

Ihren Text hat die Rednerin im Kopf. Im Plauderton erzählt sie Beispiele, in denen die Zuhörer sich wiedererkennen. Kopfnicken in den Reihen. Ein „Ja, natürlich!“ lässt sich aus Frauenmund hören. Mehrheitlich sind Frauen gekommen. Auch auf der Teilnehmerliste beim anschließenden Zweitages-Workshop überwiegt der weibliche Anteil. Die Enttäuschung, einen Vorsatz nicht durchgehalten zu haben, kennen die Zuhörerinnen von sich selbst. Ein Tipp der Trainerin: „Kleinste Schritte würdigen!“ 

Die Referentin redet nicht statisch. Platzwechsel, ein Schreiten durch die Reihen, ihr Lächeln strahlt. 

Zwei Jahrzehnte am Theater sind deutlich erkennbar. Im Rahmen ihrer Schauspielausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar studierte sie vier Jahre lang Körpersprache bei Samy Molcho. Der Liebe wegen hängte die Salzburgerin allerdings „die Schauspielerei an den Nagel“ und zog nach Schwaben. Dort bietet sie seit geraumer Zeit Auftrittscoaching, Schulungen für Redner und gesundheitsberatende Maßnahmen gegen Unzufriedenheit, Erschöpfung oder Sorgen. Denn Letztgenanntes verhindere eine positive Ausstrahlung.

Guter Rat II: Sich nicht wehren gegen Unveränderbares

Viel Befreiungspotential stecke darin, sich nicht gegen unveränderbare Dinge zu wehren, sagt sie. Auf nicht Beeinflussbares könne ein Mensch nur mit veränderter Haltung reagieren. Daneben gebe es die Ursachen, die jemand selbst setze: „Wir können Konflikte mit uns selbst haben, wenn widersprüchliche Ideen aufeinanderprallen.“ Selbstsabotage beginne, weil man nicht „müssen wolle“, weil man sich „nicht selbst gehorchen wolle“. Seit 13 Jahren gibt Reingard Gschaider Kurse im Fuldaer Bonifatiushaus. Einige Teilnehmerinnen kommen immer wieder zu diesen Angeboten, deren Basis vor allem eins ausmacht: „Nimm wahr, was ist.“

Reingard Gschaider
Reingard Gschaider rät
zum „Aha“ –
wahrnehmen, was ist,
und dies anerkennen.
Foto: Evelyn Schwab

Am Schreibblock an der Tafel entsteht eine Koordinatenkreuz. Reingard Gschaider skizziert die beiden Zeitebenen „Chronos“ und „Kairos“, in der griechischen Mythologie als Gottheiten personifiziert. Die erste Ebene, von links nach rechts verlaufend, steht für die Lebenszeit. Die zweite Ebene kreuzt diese Linie von unten nach oben und steht für den günstigen Zeitpunkt einer Entscheidung, die „rechte Zeit für etwas“. Glücklich sein könne ein Mensch nur in diesem „Jetzt“-Moment. 

Guter Rat III: Erkennen: Du bist gut, so wie Du bist

Ihre eigene Kurzform für ein Leben im Augenblick sei das schlichte Wort: „Aha“. Wahrnehmen, was ist, und es anerkennen. Gschaider selbst komme gut zur Ruhe mit einer ganzen „Aha-Kaskade“, die jedes Urteil ausblende. Was empfiehlt Reingard Gschaider zum guten Aufbruch ins neue Jahr? „Seien wir gütig und großzügig zu uns!“ Denn: „Dann können wir uns jeden Augenblick neu erfinden.“

Ein Mönch und dessen Freund begegneten sich einmal im Jahr zum Austausch, erzählt sie. Jahr um Jahr klage der Freund, er wünsche sich sehr eine Veränderung in seinem Leben. Doch es geschieht nichts. Schließlich eröffne ihm der Mönch: „Du bist gut so, wie du bist.“ Im Jahr darauf räumt der Freund glücklich ein, dass die Veränderung endlich gelang. 

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