Katholiken in den USA empört über Anweisung auf Bundesebene

Heftige Debatten über Hinrichtungen

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Auf Bundesebene sollen in den USA künftig wieder Hinrichtungen möglich sein. Die Katholiken sind empört.

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Katholizismus in Amerika: Viele Gläubige sind über den Vorstoß, Hinrichtungen auf Bundesebene wieder zu genehmigen, empört. Foto: kna/Bradley Birkholz/CNS photo


William Barr ist nicht nur Justizminister der Vereinigten Staaten. Er ist auch praktizierender Katholik. In einem Fragebogen anlässlich seiner Bestätigungsanhörung vor dem Senat gab der 69-Jährige etwa Auskunft über seine Mitgliedschaft in der einflussreichen katholischen Laienorganisation der Kolumbusritter.

Nun gerät Donald Trumps Minister in Konflikt mit der Haltung seiner Kirche in Sachen Todesstrafe. Papst Franziskus hatte im August 2018 den katholischen Katechismus dahingehend geändert, dass die Todesstrafe "unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt". Die Kirche setze sich daher "mit Entschiedenheit" für die Abschaffung der Todesstrafe in der ganzen Welt ein. Zuvor hatte es geheißen, die Kirche schließe die Todesstrafe unter bestimmten Bedingungen nicht aus, wenn dies der einzige Weg wäre, Menschen vor einem Aggressor zu schützen.

In den USA zählt es zu den politischen Kernanliegen vieler Bischöfe, ein Ende dieser Form der Bestrafung zu fordern. Entsprechend deutlich fielen die Reaktionen auf die Ankündigung Barrs von vergangener Woche aus, auf Bundesebene erstmals seit 15 Jahren wieder Hinrichtungen bei zum Tode verurteilten Straftätern vorzunehmen. Er sei "zutiefst besorgt", erklärte der Vorsitzende des Ausschusses für soziale Gerechtigkeit der US-Bischofskonferenz, Frank Dewane. Gottes Liebe sei größer als der Tod, so der Geistliche.

 

US-Bischöfe gegen Todesstrafe

"Ein schwerer Schaden für das Gemeinwohl", twitterte Chicagos Kardinal Blase Cupich unmittelbar nach Barrs Ankündigung. Die US-Bischöfe hatten ihre Position bereits 2005 in der Erklärung "A Culture of Life and the Penalty of Death" formuliert. Darin heißt es, dass Bestrafung niemals eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft als Ziel ausschließen dürfe.

Für die wegen ihres entschiedenen Kampfs gegen die Todesstrafe bekannt gewordene Ordensschwester Helen Prejean ist der Schritt Barrs schlicht "entmutigend". Aus ihrer Sicht sind staatlich angeordnete Hinrichtungen Teil der "schrecklichen Geschichte des Rassismus". Diese sei gespickt von Fehlurteilen, die viele Menschen in die Todeszellen gebracht hätten.

Die Wiederaufnahme der Vollstreckungen sei "töricht und gewissenlos", meint auch die Direktorin der Organisation Catholic Mobilizing Network, Krisanne Vaillancourt Murphy. Allein schon deshalb, weil sich die Regierung Trumps als Vorkämpfer der Pro-Life-Bewegung brüste. "Als Katholiken sind wir bedingungslos lebensfreundlich", betont sie.

Barrs unerwarteter Vorstoß kommt zu einer Zeit, in der sich immer mehr US-Bundesstaaten von der Todesstrafe abwenden. Im vergangenen Jahr wurden in den USA nur noch 25 Hinrichtungen vollstreckt - ein historisch niedriger Stand. Washington und New Hampshire reihten sich zuletzt unter die Staaten, in denen die Todesstrafe heute ganz abgeschafft ist. Kalifornien, mit der höchsten Zahl an zum Tode Verurteilten, verhängte ein Moratorium.

 

Wandel der öffentlichen Meinung in den USA

All dies zeugt von einem Wandel der öffentlichen Meinung. Laut einer Gallup-Umfrage vom vergangenen Jahr befürworten zwar immer noch 56 Prozent der US-Bürger die Todesstrafe für verurteilte Mörder. 1994 waren es allerdings 80 Prozent. "Die Todesstrafe ist in der US-Gesellschaft in Ungnade gefallen", bilanziert Vaillancourt Murphy.

Eine Hinrichtung nach Bundesrecht gab es zuletzt 2003. Damals traf es den Straftäter Louis Jones, per Giftspritze. Er hatte 1995 eine junge US-Soldatin entführt, vergewaltigt und mit einem Metall-Reifenheber erschlagen. Derzeit sitzen 62 Häftlinge in den Todestrakten der Bundesgefängnisse. Fünf von ihnen sollen laut der Anordnung Barrs in den nächsten Monaten hingerichtet werden.

kna