Die Sternsinger: Segenbringer, Spendensammler

Herz fassen und klingeln!

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Jutta und Markus Tomberg finden: Sternsingen bringt das Evangelium auf die Straße. Sie haben ein Werkbuch zum Sternsingen geschrieben. Markus Tomberg, Professor an der Theologischen Fakultät Fulda, antwortet auf Fragen zum Thema „Segen bringen“. Ein Interview von Ruth Lehnen


Für Sie ist Sternsingen viel mehr als Geldsammeln. Wird das Sternsingen in den Gemeinden unterschätzt? 
Markus Tomberg: Sternsingen ist auf jeden Fall viel, viel mehr als eine große Spendenaktion! Es ist für die Beteiligten eine Herausforderung: Bei Wind und Wetter raus auf die Straßen und hin zu den Leuten. Mit dem Segen Gottes! Das ist die eigentliche Mission. 
Ob es unterschätzt wird? In manchen Orten bestimmt. Da sind Kinder, oft auch Jugendliche und immer Erwachsene, die sich für das Sternsingen engagieren, die das zu ihrer Sache gemacht haben. Wenn die dann keine oder nur wenig Unterstützung bekommen, nach dem Motto: Holt euch mal die Sachen im Pfarrbüro ab,  – das finde ich schon fahrlässig. Kinder, die sich bei Regen, bei Schnee und Kälte engagieren, denen das Spaß macht, die da viele (und meist gute) Erlebnisse haben: Die muss man unterstützen!

Das Sternsingen nennen Sie eine Evangelisierungs-Aktion: Was aber, wenn nur die allseits Bekannten der katholischen Kirchengemeinde auf Anforderung besucht werden? 
Ja, das Sternsingen bringt das Evangelium auf die Straße. Das hat große Breitenwirkung. Wenn die Sternsinger von Haus zu Haus ziehen, dann sind sie, ist ihr Stern, dann ist das Evangelium präsent. Man sieht es auf der Straße! Das große Medieninteresse trägt dazu bei. So eine positive Presse hat das Evangelium selten! 
Da kann man nicht nur im eigenen Saft schmoren und auf Bestellung kommen. Da muss man sich ein Herz fassen und einfach klingeln! Ja, manchmal wird es schwieriger, Kinder fürs Sternsingen zu begeistern. Die langen Weihnachtsferien bei uns in Hessen zum Beispiel, die machen es schwerer, genug Sternsinger zu haben. Aber wenn man etwas Aufwand nicht scheut, zum Beispiel die Lange Nacht der Sternsinger, die wir vorschlagen, sind da genug Kinder, die Lust aufs Sternsingen haben. Man kann das sehr gut ökumenisch machen!

Wer sollte besucht werden? 
Wenn irgend möglich: Alle!

Sternsingen dauert ein halbes Jahr – dafür nennen Sie gute Gründe und versammeln in Ihrem Buch Hilfen: Organisatorische, aber auch solche für die Vorbereitung von Gruppentreffen und Gottesdiensten. Wer soll das alles leisten? 
Ja, das hört sich nach viel Arbeit an. Aber Planung braucht eben Zeit. Bei den Terminabsprachen ist es wichtig, früh anzufangen. Zusammen mit dem „Kindermissionswerk. Die Sternsinger“ haben wir für unser Buch geschaut, welche Hilfen es braucht. Wir haben selbst ausprobiert, dass es mit einer Checkliste und den Materialien zur Sternsingeraktion gut gehen kann. Natürlich: Wenn man zum ersten Mal nach langer Zeit wieder Sternsingerkatechesen durchführt – und dazu raten wir ganz dringend, denn die Kinder sollen verstehen, was sie tun und warum sie das tun! – ist das mit Vorbereitungszeit und Aufwand verbunden. Aber wir glauben, dass das gut investiert ist! Wir erleben viele Menschen, die das ehrenamtlich gern machen – wenn sie sich nicht allein- gelassen fühlen.

Mit dem Sternsingen die Taufberufung entdecken: zum Beispiel segnen können, gesendet sein, prophetisch sein, solidarisch sein, königlich sein. Wird da das Sternsingen nicht überfrachtet? 
Auf keinen Fall, denn das Sternsingen ist das alles ja schon. Kinder, die segnen, die eine Mission haben, die von der frohen Botschaft singen und erzählen, die sich prophetisch und solidarisch für Kinder weltweit einsetzen: Das alles ist Sternsingen! Sobald man merkt, was das Sternsingen von jeher schon ist, kann man es auch bewusst gestalten und fit für die Zukunft machen! 

Gibt es Zahlen, die belegen, dass die Sternsinger weniger werden? Was wäre, wenn es keine Sternsinger mehr gäbe? 
Im Moment scheinen die Teilnehmerzahlen insgesamt stabil zu sein. Das Kindermissionswerk spricht von etwa 300 000 Kindern, die von rund 90 000 Ehrenamtlichen begleitet werden. Aber es bröckelt. Es gab auch Zeiten, da sprach man von einer halben Million Menschen, die das Sternsingen auf die Beine gebracht hat. Wir glauben, dass jetzt die Zeit ist, da etwas zu machen. Die Tradition des Sternsingens ist es unserer Meinung nach unbedingt wert, erhalten zu werden. Segen bringen, Segen sein: beim Sternsingen ist das so einfach … Und an einen Jahresbeginn ohne königlichen Besuch wollen wir überhaupt nicht denken!

Sie und Ihre Frau sowie Ihre fünf Kinder sind alle Sternsinger (gewesen). Wie prägt das? 
Total. Beim Planen, Nachdenken und Schreiben sind immer wieder Bilder und Lieder aus unserer eigenen Sternsingerzeit hochgekommen. „Nun sehet den Stern, den wir bringen“ haben wir damals gesungen, das Lied hat sechs ziemlich lange Strophen. Ich kann die immer noch auswendig!

Markus und Jutta Tomberg: Segen bringen, Segen sein. Werkbuch zur Sternsingeraktion, Herder, 22 Euro

https://www.sternsinger.de/

Ruth Lehnen