Solidaritätsaktion mit dem Partnerbistum des Bistums Limburg
Hilferuf aus Kamerun
„Wegen der sich weiter verschlechternden Sicherheitslage“ rät das Auswärtige Amt derzeit von Reisen in die anglophonen Regionen Kameruns ab. Eine Delegation des Bistums Limburg besuchte dennoch Limburgs Partnerbistum Kumbo. Von Matthias Böhnke.
„Mir war es wichtig, durch physische Präsenz vor Ort ein Gegensignal zu setzen und zu zeigen, dass unsere Bistumspartnerschaft nicht nur in guten Zeiten, sondern auch in Krisensituationen Bestand hat“, äußert sich Barbara Reutelsterz, Referentin für Internationale Freiwilligendienste im Bistum Limburg. Gemeinsam mit der Leiterin des Dezernates Pastorale Dienste, Dr. Hildegard Wustmans, und Winfried Montz, dem Leiter der Abteilung Weltkirche, ist sie Ende April nach Kamerun gereist.
Dort schwelt seit Ende 2016 ein Konflikt, der immer weiter eskaliert und auf einen Bürgerkrieg zusteuert. Die Spannungen zwischen den anglophonen Regionen und der Zentralregierung in der Hauptstadt Yaoundé führen immer wieder zu Gewalt und tödlichen Auseinandersetzungen.
Junge Erwachsene aus dem Bistum Limburg, die im Rahmen der seit 1987 bestehenden Partnerschaft mit dem Bistum Kumbo dort ihren Freiwilligendienst leisteten, sind aufgefordert worden, die Region zu verlassen. „Das hat zu großen Irritationen und Enttäuschungen auf beiden Seiten geführt“, berichtet Wustmans. „Auf Seiten der Freiwilligen, die sich gut beheimatet fühlten und kurzfristig ihr Engagement und ihre Kontakte abbrechen mussten, wie auch seitens der Einheimischen, die für die Sicherheit der Freiwilligen Sorge trugen und nicht verstehen, was da gerade passiert.“
Während eines Friedensgottesdienstes sagte Kumbos Bischof George Nkuo, dass der Abzug der Freiwilligen eine bedauerliche, aber richtige Entscheidung gewesen sei. Auch Winfried Montz hält die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für berechtigt, wenngleich er betont, dass die Freiwilligen vor Ort einen exzellenten Sicherheitsschutz gehabt hätten.
Die Limburger Delegation berichtet von zahlreichen Begegnungen mit Menschen vor Ort, die aufgrund der politischen Lage im Alltag verängstigt, verunsichert und fassungslos sind. Von Gesprächen mit Menschen, die sich in ihrer Situation alleingelassen fühlen und auf Unterstützung der internationalen Gemeinschaft hoffen, da ihre Regierung diesen Konflikt negiert. Seit der zunächst friedliche Protest immer radikaler wurde, um sich Gehör zu verschaffen, zählt die Zivilbevölkerung der anglophonen Landesteile zu den Opfern. Sie teilen die Ziele des Widerstandes, nicht aber die Form der politischen Durchsetzung.
Die Kirche als vermittelnde Kraft
Hildegard Wustmans sieht die katholische Kirche mit Hilfe internationaler Unterstützung idealerweise als vermittelnde Kraft, die zu Dialog und Moderation einlädt, ohne sich in das eine oder andere Konfliktlager hineinziehen zu lassen. „Die Menschen in der Region haben ein großes Bedürfnis zu berichten“, sagt Wustmans. „Wir haben auf unserer Reise von den Partnern den Auftrag erhalten, Öffentlichkeit herzustellen, um mitzuteilen und zu informieren. Zusammengefasst lautet die Bitte aus Kamerun: Helft uns von außen, weil wir mit dieser Situation gegenwärtig überfordert sind!“
Meinung: Starkes Zeichen
Weit über 100 Menschen haben Selfies geschickt, aus denen das Solidaritätsbanner für Kumbo entstanden ist – ein starkes Zeichen, das bei den Partnern in Kamerun gut angekommen ist. Die Limburger Delegation hat die Aufgabe erfüllt, die mit dieser Reise verbunden war: Aufmerksamkeit und Solidarität rüberzubringen. Damit hat sie deutlich gemacht, dass die Partnerschaft in guten Zeiten genauso Bestand hat wie in Krisensituationen.
Von Redakteurin Heike Kaiser.