Erster Gründungsgottesdienst

„Historisches Ereignis“

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Gründungsgottesdienst
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Foto: ©Bistum Mainz / Tobias Blum

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Bischof Peter Kohlgraf beim Einzug in St. Cosmas und Damian in Gau-Algesheim. Die Kirche ist jetzt Pfarrkirche der neuen Pfarrei 

„Wir werden Sauerteig und Licht bleiben“, sagte Bischof Peter Kohlgraf im ersten Gründungsgottesdienst der fünf neu errichteten Pfarreien. Im Gottesdienst für die Pfarrei St. Maria Magdalena Ingelheim betonte er, dass es „Menschen vor Ort braucht, die dem Evangelium ein Gesicht geben“.

„Wir gründen zwar große Pfarreien, aber ich bin davon überzeugt, dass hier Beheimatung, Nähe und Beziehung weiter empfunden und gelebt werden können“, sagte Bischof Peter Kohlgraf am vergangenen Sonntag beim Gründungsgottesdienst der neuen Pfarrei St. Maria Magdalena Ingelheim in der Pfarrkirche St. Cosmas und Damian in Gau-Algesheim. „Es braucht Menschen vor Ort, die dem Evangelium ein Gesicht geben, die ansprechbar sind, die wissen, was vor Ort gebraucht wird.“

Zum 1. Januar waren die ersten fünf Pfarreien aus bisherigen Pastoralräumen im Bistum Mainz gegründet worden. Kohlgraf sprach von einem „historischen Ereignis“, da in Gau-Algesheim der erste Gottesdienst anlässlich einer Neugründung im Bistum gefeiert wurde. 

Synodales Miteinander über Grenzen hinweg 

Seine Predigt beendete Bischof Kohlgraf mit Segenswünschen für die neue Pfarrei: „Ich wünsche der neuen Pfarrei St. Maria Magdalena Ingelheim und allen Mitgliedern, dass sie die positive Kraft der Veränderungen erleben können. Mögen Sie in der Vielfalt der Formen die Chance erkennen, im eigenen Glauben zu wachsen, bestehende Gemeinschaften zu festigen und neue entstehen zu lassen. Für den gemeinsamen Weg, auf den Sie sich nun begeben, erbitten wir in diesem Gottesdienst den Segen Gottes.“

Weiter sagte Kohlgraf: „Ich sehe eine Chance darin, dass wir auf dem Weg, den auch Papst Franziskus einfordert, ein synodales Miteinander über die Grenzen der Orte und Gemeinden hinweg entwickeln. Wir nehmen das gemeinsame Priestertum ernst, wir vernetzen die Vielfalt der Kirchorte, wir binden Pfarrer in Teams ein, wir entwickeln gemeinsame Beratungs- und Entscheidungsprozesse. Dabei lernen wir immer wieder dazu, wir schätzen die gemeinsamen Ressourcen und Charismen, wir ermöglichen den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Weiterentwicklung und verteilen Leitungsaufgaben auf mehrere Schultern.“ Diese Prozesse, so der Bischof, seien Ausdruck davon, den Glauben in Vielfalt leben und feiern zu können. Ein großer Raum mit vielen Gemeinden und Kirchorten biete mehr Möglichkeiten als der nur je eigene Kirchturm. Kohlgraf: „Natürlich gibt es Trauer, Abschied und Besorgnis. Ich nehme aber auch wahr, wie viele Menschen sich hier in dieser neuen Pfarrei auf die Überlegungen mit Hoffnung und Engagement eingelassen haben. Ich bin Ihnen allen überaus dankbar. Ich bitte Sie, diese Prozesse mit Zuversicht weiter zu gehen. Denn vor allen Strukturfragen geht es nicht nur um eine Wahrnehmung der Wirklichkeit, sondern auch um eine Haltungsänderung. Leben ist Veränderung, vom Geist geleitet. Dabei haben die neuen Pfarreien den Auftrag, die Gesellschaft und das Evangelium im Rahmen ihrer Möglichkeiten in ein neues Gespräch zu bringen. Es wird nicht so sein wie in den 1950er Jahren, aber wir werden Sauerteig und Licht bleiben.“ Kohlgraf erinnerte an das erste Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, in dem dieser darauf hinweise, dass die Pfarrei „keine hinfällige Struktur“ sei, und gerade wegen ihrer großen Formbarkeit ganz verschiedene Formen annehmen könne (Evangelii Gaudium 28).

Bischof Kohlgraf erläuterte auch die Schwierigkeiten der bisherigen Gemeindestruktur: „Zwischen den Pfarreien gab es wenig Verbindungen, man traf sich gelegentlich bei Dekanatsversammlungen. Gemeinsame Planungen gab es kaum.“ Und weiter: „Seit mittlerweile 40 Jahren reden wir über den Priestermangel“, sagte Kohlgraf. Bereits das Zweite Vatikanum (1962 bis 1965) habe die priesterliche Würde aller Gläubigen hervorgehoben, aber „das Priestertum aller Gläubigen wurde nicht immer im entscheidenden Maß wahrgenommen“. 

Neue Pfarrei besteht aus 18 Orten und Ortsteilen 

In seiner Begrüßung wies Pfarrer Christian Feuerstein darauf hin, dass die neue Pfarrei St. Maria Magdalene Ingelheim aus acht bisherigen Pfarreien und 18 Orten und Ortsteilen gebildet wird. Zum Jahresende habe es in allen Gemeinden Dankgottesdienste gegeben, bei denen die „Sternstunden des Gemeindelebens“ in Schatzkisten gesammelt wurden. Zu Beginn des Gründungsgottesdienstes wurden diese von Gemeindevertretern vor den Altar gebracht. „Diese Schatzkisten sind eine wichtige Verbindung zwischen dem, was war, und dem, was kommt“, betonte Feuerstein. 

Am Ende des Gottesdienstes dankte die Koordinatorin der neuen Pfarrei St. Maria Magdalena, Gemeindereferentin Christine Wüst-Rocktäschel, allen Beteiligten für ihr Engagement auf dem Weg zur Neugründung. Beim anschließenden Empfang im Familienzentrum St. Nikolaus überreichte Bischof Kohlgraf die Ernennungsdekrete für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der neuen Pfarrei. (mbn) 

mbn