„Ich fühle mich aufgehoben“

Hoffnung

Am Karfreitag schien alles vorbei, nur die Hoffnung blieb den Jüngern noch, nachdem Jesus am Kreuz gestorben war. Ostern ist nicht nur das Fest der Auferstehung, es erinnert uns auch daran, dass es im Leid die Hoffnung auf ein besseres Leben gibt. Sylvelin Trzeciok erzählt von dem, was in ihr die Hoffnung wachhält.


Sylvelin Trzeciok begleitet im Kolumbarium
trauernde Menschen. „Bei jeder Beerdigung spüre ich
Hoffnung.“ | Foto: Stefan Branahl

Manchmal geht ihr das Herz über, auch wenn sie das Kolumbarium Herz Jesu in Misburg bei Hannover schon seit Jahren kennt: „Ach ist das schön hier“, sagt Sylvelin Trzeciok, als sie die Kirchentür öffnet und wie immer die ruhige Atmosphäre für einen Moment auf sich wirken lässt. Seit sich die Gemeinde entschlossen hat, die Pfarrkirche zu einer Begräbnisstätte für Urnen umzubauen, gehört sie zum Kreis der Ehrenamtlichen, der trauernde Menschen begleitet.

„Für mich und die vielen Angehörigen, die hier die Verstorbenen besuchen, hat dieser Raum eine ganz andere Dimension als ein normaler Friedhof“, sagt Sylvelin Trzeciok. Das liegt zum einen daran, dass hier noch immer Gottesdienst gefeiert wird. „Wir sind eine Gemeinschaft der Lebenden und der Toten.“ Das liegt ihrer Überzeugung nach aber auch daran, dass im Kolumbarium niemand ohne Begleitung eines Seelsorgers zur letzten Ruhe begleitet wird. „Bei jeder Beerdigung wird unsere christliche Hoffnung auf die Auferstehung deutlich.“
Dass damit jeder ein anderes Bild verbindet, ist der Mitarbeiterin in der Trauerpastoral natürlich klar. „Es ist aber ein Angebot, das wir machen. Viele nehmen es im Moment des Abschieds gerne an. Und immer wieder treffe ich Wochen später Menschen, die sich für unseren Dienst bedanken.“

Sylvelin Trzeciok hat ein Gespür dafür entwickelt, ob jemand angesprochen werden will oder lieber den eigenen Gedanken nachgeht. „Ich merke, ob Besucher in der ersten Zeit der Trauer noch wie versteinert sind, oder ob sie sich freuen, mit mir ins Gespräch zu kommen.“ Neulich hat ihr eine Frau gesagt: „Hier im Kolumbarium spüre ich, dass mein Mann aufgehoben ist.“

Regelmäßig ist Sylvelin Trzeciok für ihren Dienst im Misburger Kolumbarium Herz Jesu – umgeben von den Toten, die ihren Platz in einer der so genannten Himmelsleitern gefunden haben. „Natürlich mache ich mir dann so meine Gedanken, wie es nach dem Tod weitergeht“, sagt sie. „Für mich ist es der Moment der endgültigen Wahrheit. Ich werde erkennen, wo ich versagt und wo ich richtig gehandelt habe. Ich bin davon überzeugt, dass es weitergehen wird. Was genau passiert? Das kann ich nicht sagen – Auferstehung lässt sich nur in Bildern beschreiben. Aber ich bin voller Hoffnung, und mit diesem Glauben geht es mir gut.“

Lange kam für Sylvelin Trzeciok selbst nur eine Erdbestattung in Frage. „Ich werde zugedeckt und bin behütet, wenn das Grab zugeschaufelt wird. Dieses Bild hatte ich vor Augen. Aber jetzt will ich hier im Kolumbarium bestattet werden. Die Urne steht schon bei mir im Regal.“

Stefan Branahl