Humorvoll und Menschen zugewandt
Mehr als 20 Jahre hat Kardinal Karl Lehmann die Herbstvollversammlungen der Deutschen Bischofskonferenz im Fuldaer Priesterseminar geprägt. Der frühere Bischof von Mainz ist im Alter von 81 Jahren gestorben.
Zwischen 1987 und 2008 war es Kardinal Lehmann, der der Schlussandacht im Fuldaer Dom vorstand. Zu Beginn des Gottesdienstes informierte er die Menschen, die aus der Stadt und der Umgebung in den Dom gekommen waren, über die Ergebnisse der Beratungen.
„Nehme Anteil am Tod eines lieben Weggefährten“
Seit 2001 war es Bischof Heinz Josef Algermissen, der als Fuldaer Bischof dem Vorsitzenden Lehmann am Ende der Schlussandacht den Segen mit der Bonifatiusreliquie spendete. „Die 22 Jahre, da ich Bischof bin, besonders die letzten 17 Jahre als Bischof von Fulda, haben wir einander begleitet und je Anteil genommen“, schreibt Algermissen zum Tod Lehmanns. Fulda als Stadt des heiligen Bonifatius sei dem Kardinal immer besonders nahe gewesen. „So nehme ich in stiller Mittrauer Anteil am Tod eines lieben Weggefährten.“
Auch wenn es oft geschichtliche Umbrüche seien, die kirchlich und gesellschaftlich eine neue Zeit heraufführen, so brauche es doch Menschen, die einen epochalen Wandel begleiten und gestalten. „Kardinal Lehmann war für mich ein Brückenbauer in einer Zeit des Übergangs“, würdigt der Fuldaer Bischof den Gestorbenen. Algermissen: „ ,Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird‘, diese zentrale Botschaft aus dem Evangelium seines Todestages (Johannes 3,17) hat der verstorbene Kardinal Zeit seines Lebens vermittelt.“
Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, würdigte Kardinal Lehmann als „einen Bischof von besonderem Format und einen humorvollen, warmherzigen und glaubensgewissen Christen“. In zahlreichen Begegnungen sei sein von ökumenischer Leidenschaft geprägter und auf Verständigung angelegter Geist anregend und voranbringend gewesen. Er habe Lehmann als wichtigen Gesprächspartner für die evangelischen Kirchen erlebt, dem es immer darum ging, die Lehre der Kirche in ihrem Wahrheitsanspruch zur Geltung zu bringen, und der auch bereit war, Widerspruch zu ertragen.
Ministerpräsident Volker Bouffier hat mit Betroffenheit auf den Tod von Kardinal Lehmann reagiert. „Er wird dieser Welt als authentischer Repräsentant und Erneuerer der katholischen Kirche fehlen“, so Bouffier. Mit seiner humorvollen, bodenständigen und den Menschen zugewandten Art habe er viele Menschen erreicht und in den Dialog eingebunden. Mit Beharrlichkeit habe Lehmann den Geist der Ökumene wahrhaft gelebt. Bouffier: „Über die Parteigrenzen hinweg war Kardinal Lehmann auch für die Politik in Hessen und auf Bundesebene ein geistig und geistlich bereichernder Gesprächspartner.“ (pm/st)