Natalie Giesen leitet die Katholische Hochschulgemeinde Osnabrück

"Ich bin ein neugieriger Mensch"

Image
21_05_giesen_khg.jpg

Von der Biomedizin zur Gemeindeseelsorge: Natalie Giesen aus Dohren ist erst auf Umwegen beruflich in der katholischen Kirche gelandet. Als Leiterin der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in Osnabrück ist ihr der Kontakt zu jungen Menschen besonders wichtig.


Natalie Giesen ist Gemeindereferentin und leitet die Katholische Hochschulgemeinde in Osnabrück. Foto: Sonja Hillebrand

Natalie Giesen ist Gemeindereferentin. Angefangen hatte ihr beruflicher Weg aber ganz anders. Sie studierte nach der Schulzeit Biomedizin, merkte aber schnell, dass ihr bei der „eintönigen Arbeit“ im Labor, wie sie es nennt, etwas Wesentliches fehlte: mit Menschen ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. 

Seit 2018 ist die 30 Jahre alte Gemeindereferentin in der Pfarrei St. Joseph in Osnabrück und leitet seit Sommer 2019 zusätzlich die Katholische Hochschulgemeinde (KHG). Der Kontakt zu den Studenten macht ihr Spaß. Und sie ist von der Möglichkeit begeistert, immer wieder neuen Studiengängen und damit auch vielseitigen Themenfeldern zu begegnen: „Ich bin ein neugieriger Mensch, mag es, herausgefordert zu werden, und lerne gerne in verschiedenen Bereichen.“

Nachdem die gebürtige Dohrenerin das Labor gegen den Hörsaal des Theologie- und Kulturwissenschaftsstudiums eingetauscht hatte, absolvierte sie im Anschluss mehrere Praktika und entdeckte ihre Begeisterung für den Gemeindedienst. So begann ihre Assistenzzeit in Emsbüren, die Natalie Giesen als sehr „lebendig“ beschreibt: „Vom Kinderheim über die Schule bis zum Altenheim war alles dabei.“ In dieser Zeit merkte sie, wie wichtig ihr der Bildungsaspekt ist: „mit jungen Menschen über gesellschaftliche, politische und kirchliche Themen zu sprechen“. 

In die Kirche ist sie von klein auf hineingewachsen: „Ich habe damals schon an vielen Veranstaltungen teilgenommen“, erzählt sie. Die Kirche sei ein großes Feld in ihrem Leben und das sowohl privat als auch beruflich.  Nach dem Abschluss ihrer Assistenzzeit führte sie der berufliche Weg nach Osnabrück. Nicht ohne Grund: „Ich wollte aus dem Emsland raus und Erfahrung im städtischen Kontext sammeln.“ Als Leiterin der KHG schätzt sie besonders die gute Vernetzung in der Stadt: „Dadurch sind häufiger Kooperationen möglich, weil man einfach nah dran ist am Geschehen.“ Außerdem habe sie durch den ständigen Wechsel der Studenten einen großen Spielraum bei der Arbeit: „Es ist möglich, vieles einfach mal auszuprobieren.“

In der Hochschulgemeinde entstehen neue Freundschaften

Diese Vielfalt spiegelt sich auch im Aufgabenbereich der KHG-Leiterin wider. Dabei ist die Planung des Semesters ein wesentlicher Bestandteil: „Hier müssen wir unter anderem überlegen, wann Veranstaltungen, wie zum Beispiel Gottesdienste oder Lounge-Abende stattfinden können“. Von „wir“ spricht Natalie Giesen dabei ganz bewusst: „Wir sind ein kleines Team und haben eine schöne Atmosphäre bei der Arbeit. Jeder bringt seine Erfahrungen mit ein, und mir ist es wichtig, auch auf die Expertise meiner Kollegen zu vertrauen.“ 


Am Sonntagabend trifft sich die Hochschulgemeinde meist in kleiner Runde zur Eucharistiefeier in der Gymnasialkirche neben dem Dom. Gerne kommt die Gruppe im Altarraum zusammen. Foto: Sonja Hillebrand

Neben den anfallenden organisatorischen Aufgaben ist die 30-Jährige auch für Auswahlgespräche mit Stipendienbewerbern zuständig, die sie im Anschluss dem Cusanuswerk und dem Katholisch Akademischen Ausländer-Dienst (KAAD) vorschlägt. Am Ende ist es der ständige Austausch mit den Studentinnen und Studenten, der ihre Arbeit bei der KHG auszeichnet: „Sie haben die Möglichkeit, immer zu uns zu kommen. Wir können in vielen Situationen unterstützen und vermitteln.“  

Darüber hinaus macht die Hochschulgemeinde Angebote im spirituellen und liturgischen Bereich, wie zum Beispiel Besinnungsfahrten, Sonntagsmessen und weitere Gottesdienste. Die KHG-Messe am Sonntagabend nähmen viele als persönlichere Form für sich wahr: „Wir sind dabei meistens eine kleine Gruppe im Altarraum. Es werden Lieder gesungen und im Anschluss gibt es, außer in Corona-Zeiten, noch ein gemeinsames Abendbrot“, sagt Natalie Giesen. Dass neue Kontakte geknüpft werden und durch die KHG neue Freundschaften entstehen, beobachtet die Gemeindereferentin gerne. 

Als Leiterin beschäftigt sie zunehmend die Frage, wie man auch in diesen Zeiten Kontakt zu Studierenden aufbauen kann und wie es wohl nach der Pandemie weitergeht. Außer Gottesdiensten und Andachten können Veranstaltungen und Fahrten nicht wie gewohnt stattfinden, eine langfristige Planung ist nach wie vor schwierig. „Wir haben gemerkt, dass es mit Treffen am Bildschirm nicht so gut funktioniert“, erklärt die 30-Jährige. Die Studenten seien schon so viel digital unterwegs, dass sie abends keine Lust mehr hätten, sich für die Treffen nochmals vor den Computer zu setzen. Dennoch blickt Natalie Giesen optimistisch in die Zukunft: „Wir hoffen, dass wir ab Juni nach und nach mehr in Präsenz machen können. Und die erste Besinnungsfahrt im November ist auch schon geplant.“ Denn am Ende ist es der Austausch vor Ort, der die KHG ausmacht. 

Ann-Kristin Oeltjen

Im Bistum Osnabrück gibt es Katholische Hochschulgemeinden in Osnabrück und Bremen.