Hausgottesdienst zum Ostersonntag
Ich habe den Herrn gesehen
Ostern ist das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Wer das mit einem Hausgottesdienst feiern will, findet hier Texte und Liedvorschläge, die Franziskanerpater Franz Richardt zusammengestellt hat.
Eigentlich kann man Ostern nur feiern in großer Menge, mit kräftigen Liedern, mit Jauchzen und Singen. Aber auch das ist in Corona-Zeiten wie diesen in diesem Jahr nur begrenzt möglich. Sie sammeln sich an ihrem für die Familienfeier eines Gottesdienstes vorbereiteten Tisch.
Auf Ihrem Tisch sollte ein Blumenstauß mit Frühlingsblumen als Zeichen des neu aufblühenden Lebens stehen, dazu, Kreuz, eine Kerze, vielleicht eine Osterkerze mit dem Zeichen des Kreuzes, mit den Buchstaben Alpha (Anfang) und Omega (Ende) und mit der Jahreszahl 2021. Vielleicht gestalten Sie sich selber mit ihrer Familie eine besondere Osterkerze. Die Impulse zum Nachdenken gehen aus von der Begegnung des Auferstanden mit Maria Magdalena (siehe die Darstellung auf dieser Seite).
Einführung
Ostern ist ein Tag des Jubels. Ostern mag für viele ein willkommenes Frühlingsfest sein. Das ist es ja auch, und das darf es auch gerne sein. Gleichzeitig aber wissen wir – und das steht für uns im Vordergrund –, dass Ostern das Fest der Auferstehung des Herrn Jesus Christus ist. Ostern ist das Fest des Lebens. Ostern ist das Fest einer unbegreiflich weit reichenden Hoffnung.
So passt Ostern gut in die Frühlingszeit, in der nach dem toten Winter das Leben der Natur wieder neu aufblüht und jedes Jahr zu einer erstaunlichen Fülle heranreift. Nach dem Dunkel und der Kälte des Todes steht Leben in vollendeter Fülle. Dies alles verbinden wir mit dem Ereignis der Auferstehung Jesu Christi.
Kyrie
Im Kyrie begrüßen wir diesen unseren auferstandenen Herrn und Gott. Lied: Christ ist erstanden: (Gotteslob 318)
Christ ist erstanden von der Marter alle, des solln wir alle fröhlich sein; Christ will unser Trost sein, Kyrieleis. (...).
Gloria
Gott ist es, der uns sieht und unserem Leben Hoffnung und Weite einsäen möchte. Ihn loben wir mit dem Lied „Das ist der Tag, den Gott gemacht“ (Gotteslob 329, 1. 3. 4.)
Das ist der Tag, den Gott gemacht, der Freud in alle Welt gebracht. (...)
Gebet
Treuer Gott, heute feiern wir Ostern, heute feiern wir die Auferstehung deines Sohnes von den Toten, heute feiern wir ein Fest des Lebens. Heute feiern wir, dass der Tod nicht das letzte Wort über unser Leben ist. Wir danken dir für die Weite und die Hoffnung, die mit der Auferweckung deines Sohnes aus dem Tod ins Leben gekommen ist. Wir bitten dich: Möge dieses unbegreifliche Geheimnis „auferstanden von Toten“ unser Leben hell machen, möge die gesamte Christenheit mit dieser Botschaft Licht in die Welt strahlen. Bewahre uns und alle Christen in diesem Glauben an das ewige Leben. Darum bitten wir durch Christus, deinen auferstandenen Sohn, unseren Herrn und Gott, der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit Amen.
Lesung
aus dem Johannesevangelium (20,11-18)
Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus daste-hen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.
Antwortgesang
Halleluja – gesungen, gebetet
Gotteslob 65, 3 und 2
Alleluja, alleluja, alleluja.
Lobet den Herrn, alle Völker, preist ihn, alle Nationen. Denn mächtig waltet über uns seine Huld, die Treue des Herrn währt in Ewigkeit.
Alleluja, alleluja, alleluja.
Impuls zum nachdenken
Maria von Magdala, Apostolin der Apostel
Maria von Magdala ist die Frau, die in den Evangelien neben Maria, der Mutter des Herrn, am meisten genannt wird. Sie war zu Lebzeiten Jesu mit ihm unterwegs, sie war dabei, als er gekreuzigt wurde, und sie ist die Erste, die nach der Auferweckung des Herrn das leere Grab entdeckt, sie ist die Erste, die den Auferstandenen sieht, und sie ist die Erste, die, vom Auferstandenen gesandt, den Jüngern die Osterbotschaft verkündet. So ist sie ein Bindeglied zwischen dem gestorbenen Jesus und dem auferstandenen Christus. Deswegen trägt sie auch den Titel „apostola apostolorum“, Apostolin der Apostel“. In späteren Zeugnissen wird Maria von Magdala von Petrus verdrängt, dem dann der Primat des Erst-Sehens zugesprochen wird. Der Apostel Paulus erwähnt sie überhaupt nicht. Papst Franziskus hat die alte Tradition wieder aufgegriffen, indem er den Gedenktag der hl. Maria Magdalena (22. Juli) im liturgischen Kalender in den Rang eines Festes erhoben und dabei den Titel „apostola apostolorum“ in Erinnerung gerufen hat.
Sehen
Zunächst erkennt Maria von Magdala den Herrn nicht. Erst als er ihren Namen nennt, weiß sie, wer ihr, wem sie gegenübersteht. Es muss ein Augenblick tiefer Innigkeit gewesen sein, die Namensnennung als ein Erkennungszeichen – sie verdichtet in einem Augenblick die ganze Vergangenheit mit Jesus. Alles ist auf einmal wieder lebendig. Der Herr ist lebendig vor ihr. Als ihr aufging, als sie „sah“, dass der vermeintliche Gärtner der auferstandene Herr ist, redet sie ihn so an, wie sie es wohl vor dem Tod Jesu auch getan hat: „Meister“. Das alles fließt zusammen in der Botschaft, die sie dann den Aposteln überbringt: „Ich habe den Herrn gesehen!“
Berühre mich nicht, halte mich nicht fest
Im Sehen geschieht eine intensive Begegnung. Diesen Augenblick kann Maria von Magdala, die den Herrn so intensiv gesucht hat, nicht festhalten. Der Herr sagt ihr: „Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“ Darin wird wahr, was viele von uns als Erfahrung kennen: Solche Augenblicke kann man, so sehr man es möchte, nicht festhalten, aber sie sind ein Geschenk mit einer lang andauernden, nachhaltigen Wirkung.
Ein ganz anderer, österlicher Gedanke: Christus-Orpheus
Eine der ältesten Christusdarstellungen in den Katakomben Roms zeigt Christus in der Figur des Orpheus. Orpheus war in der griechischen Mythologie ein berühmter Sänger und Lyra-Spieler. Als er seine Frau Euridike an den Tod und die Unterwelt verlor, wollte er sie auf die Erde zurückholen. Es gelang ihm, mit seinem Gesang den Höllenhund Kerberus am Eingang zur Unterwelt so zu beeindrucken, dass dieser die Pforte zur Unterwelt öffnet. Orpheus kommt an den klassischen Gestalten der griechischen Mythologie vorbei und erlöst sie mit seinem Gesang von ihren Qualen. Sisyphos zum Beispiel muss den Stein nicht auf den Berg wuchten, oder Tantalos kann endlich Wasser trinken und Früchte essen, die Töchter des Danaos müssen kein Wasser mehr in löchrige Korbe schütten. Am Ende seines Weges setzt ihn Charon über den Fluss zu dem Thron der Götter der Unterwelt, Hades und Persephone. Dort fleht er, man solle ihm seine Frau zurückgeben, bis sie ihre normalen Jahre auf der Erde vollbracht habe. Dann solle die Unterwelt sie haben.
Durch seinen Gesang bewegt er Persephones Herz, so dass diese ihm seine Frau zurückgibt, unter einer einzigen Bedingung: Orpheus darf sich nicht zu ihr umdrehen, bevor er die Grenze der Unterwelt und der Erde erreicht hat. So treten sie gemeinsam, Orpheus vorneweg, den Heimweg an. Doch während dieser die endlose Treppe heraufsteigt, entfernen sich die Geräusche von Eurydikes Schritten immer weiter. Voller Sorge vergisst er das Gebot Persephones und dreht sich um. Dadurch stirbt Eurydike wieder und gleitet ins Reich der Toten zurück.
Christus ist in den Katakomben in der Gestalt des Orpheus als Gegenwirklichkeit gedacht. Auch Christus ist „hinabgestiegen in das Reich des Todes“, bis hin in die tiefste Unterwelt, von dort aus er alle Toten, angefangen bei Adam und Eva, ins Leben zurückholt. Mit der Melodie des Evangeliums erweckt Christus die tote Welt zum Leben.
Glaubensbekenntnis
Wahrer Gott, wir glauben, dir, du bist mit Gottheit und Menschheit hier; du, der den Satan und Tod überwand, der im Triumph aus dem Grabe erstand. Preis dir, du Sieger auf Golgata, Sieger wie keiner! Halleluja! Jesus, dir jauchzt alles zu, Herr über Leben und Tod bist du; in deinem Blute gereinigt von Schuld, freun wir uns wieder der göttlichen Huld, gib, dass wir stets deine Wege gehn, glorreich wie du aus dem Grabe erstehn.
Fürbitten
An diesem österlichen Tag denken wir an Menschen, die in ihrem Leben Lichtblicke brauchen.
Herr Jesus Christus, du Sieger über Sünde und Tod, du Herr des Lebens, dich bitten wir:
• für alle, die in diesen Tagen getauft werden, und für alle, die dankbar sind, getauft worden zu sein.
• für alle, die in der Kirche in Leitungsverantwortung stehen, für unseren Papst Franziskus, unseren Bischof N. und für alle im pastoralen Dienst Tätigen, für dein ganzes gläubiges Volk,
• für alle Christen, die im Glauben an die Auferstehung ihr Leben meistern,
• für alle, die in politischen Führungsaufgaben stehen und oft auf unsicherem Boden Entscheidungen treffen müssen,
• für alle, die in diesen Corona-Zeiten einen nahen Menschen an den Tod verloren haben,
• für alle, die in unmenschlichen Verhältnissen leben müssen,
• für alle, die unter Hunger, Gewalt, Terror und Krieg leiden müssen,
• für alle, die sich vom Leben ausgeschlossen fühlen,
• für alle, mit denen wir uns in unserem Leben verbunden wissen
• für uns selber: um die Kraft des Mutes, der Besonnenheit und der Hoffnung.
Vater Unser und Gebet
Du Gott des Lebens, erfülle die Bitten, die wir an dich richten, erfülle uns mit österlicher Hoffnung, erfülle uns mit Glaube, Hoffnung und Liebe. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Österliche Segensbitte
An diesem Tag, der geheiligt ist durch die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, segne uns (mich und alle, mit denen ich mich verbunden weiß) der gütige Gott, er bewahre uns (mich und alle, mit denen ich mich verbunden weiß) vor Entscheidungen, die meinem/unserem Leben nicht guttun. In Christus haben wir Anteil am ewigen Leben; in ihm führe Gott uns (mich und alle, mit denen ich mich verbunden weiß) zur unvergänglichen Herrlichkeit.
Unser Erlöser hat uns durch die Tage seines Leidens zur österlichen Freude geführt; er geleite uns (mich und alle, mit denen ich mich verbunden weiß) alle Tage des Lebens bis zu jener Osterfreude, die niemals endet. Das gewähre uns der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Hier könnten Sie den Vorschlag für den Hausgottesdienst als PDF herunterladen: