Imbisswagen als Treffpunkt

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Die Suppenküche der Gemeinde St. Bonifatius bekommt dank der Aktion „Hand in Hand“ einen fahrbaren Untersatz. Für arme und einsame Menschen aus Eimbüttel und Umgebung ist sie weit mehr als eine Essenausgabe.

Das neue Suppenmobil der Gemeinde St. Bonifatius vor der Aufrüstung
Das Suppenmobil vor der Aufrüstung. St. Bonifatius stellt es auch anderen karitativen Einrichtungen zur Verfügung. Foto: Erk Werner

Über Renovierungen und Instandsetzungen freut sich eine Gemeinde eigentlich. Das ist bei St. Bonifatius in Eimsbüttel wohl auch nicht anders. Gleichwohl bringen solche Baumaßnahmen immer Umständlichkeiten mit sich. Und auch das ist bei der Gemeinde nahe des Parks „Am Weiher“ nicht anders. In diesem Fall betrifft es die seit 27 Jahren bestehende Suppenküche der Gemeinde, die jeden Samstag von 12 bis 14 Uhr rund 70 meist ärmere Menschen aufsuchen. „Wir werden infolge der Bauarbeiten unsere bisherige kleine Küche sowie den Speiseraum nicht mehr nutzen können“, berichtet Diakon Erk Werner. „Zudem können wir aufgrund der Pandemiebestimmungen keine Mahlzeiten mehr in Innenräumen anbieten. Da mussten wir uns etwas einfallen lassen.“ 

Imbisswagen von St. Bonifatius
Imbisswagen der Suppenküche St. Bonifatius. Foto: Erk Werner

Jetzt ist coronagerechte Speiseausgabe möglich

Die zündende Idee: Ein fahrbarer  Imbissstand muss her, wie man ihn beispielsweise von Wochenmärkten kennt. Der Vorteil: Die Speisen können coronagerecht unter freiem Himmel angeboten werden. Hinzu kam: Über die  Aktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ des Norddeutschen Rundfunks standen 20 000 Euro zur Verfügung. „Dafür kann man allerdings keinen guten neuen Imbisswagen kaufen“, berichtet Erk Werner.  Für die Lösung sorgte ein „Kreativer“, der Maler und Grafiker Tobias Emskötter, der seit 15 Jahren für die Suppenküche zuständig ist. Er kannte einen Gastronomen, der einen fünf Jahre alten rollenden Stand verkaufen wollte. Preis: 15 000 Euro. 

Mit den restlichen 5000 Euro wird die Ausstattung aufgerüs­tet, etwa mit einem Starkstrom­anschluss und Induktionsplatten. Und mit einer Beschriftung, die Emskötter – natürlich kostenlos – entwarf (siehe Grafik), für die aber die Folienherstellung bezahlt werden muss. Kühl- und Gefrierschrank sowie eine Fritteuse sind schon vorhanden.

Von Juni an kann nun das Suppenmobil zum Einsatz kommen. Zunächst noch auf dem Kirchhof. Der wird aber mit Beginn der  Bauarbeiten mit Containern vollgestellt sein. „Dann weichen wir auf den Parkplatz der Gemeinde aus“, sagt Diakon Erk Werner. Zudem solle noch ein Pavillon-Zelt angeschafft werden, so dass auch bei Regen draußen gespeist werden könne. Bänke, die die Biergartenatmos­phäre unterstreichen, gibt es bereits.

„Das ist eine tolle Sache“, freut sich Emskötter. Man sei da mitten unter den Leuten. „Wir wollen ja nicht nur eine Mahlzeit bieten, sondern auch Treffpunkt sein – mit den Besuchern, die für uns Gäste sind, ins Gespräch kommen“, sagt Emskötter. Serviert würden daher als warme Mahlzeiten nur Eintöpfe. „Das geht schnell und so ergibt sich Zeit, sich mit den Gästen zu unterhalten. Angeboten würden ferner Obst, Brot, Kekse, Kuchen, Kaffee, Tee und Wasser.

Gäste sind meist über 50 Jahre alte Männer

„Zwei Drittel der Gäste kommen aus dem Viertel, die übrigen oft aus dem benachbarten Altona“, berichtet Emskötter. Viele litten unter Altersarmut, einige seien obdachlos. Hinzu kämen auch vereinsamte Menschen, die in der Suppenküche Kontakt fänden. Auch einige Polen und Rumänen seien unter den Gästen. Den größten Teil bildeten Männer über 50. 

Das wundert, ist doch das Wohngebiet rund um den Park „Am Weiher“ sehr hochpreisig. „Vor vierzig Jahren war Wohnen in Eimsbüttel noch günstig“, weiß Emskötter, der selbst in der nahen Heußallee lebt. Und einige, die damals dorthin gezogen seien, lebten noch heute dort.

So zeigt die Suppenküche auch: Arm und Reich prallen immer deutlicher aufeinander.

Text: Matthias Schatz