Kinderarbeit geht weltweit zurück, aber langsamer

Jungen und Mädchen ohne Kindheit

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Die gute Nachricht: Immer weniger Kinder weltweit sind zur Arbeit gezwungen. Und die schlechte: Der Rückgang hat sich in den vergangenen Jahren verlangsamt. Wichtige Zahlen und Trends zum "Welttag gegen Kinderarbeit". 

Quellen sind Berichte des UN-Kinderhilfswerks Unicef und weiterer Kinderschutzorganisationen wie terres des hommes oder des katholischen Kindermissionswerks "Die Sternsinger".

Foto: kna/Harald Oppitz
Weltweit müssen Kinder arbeiten und können deswegen nicht die Schule besuchen. Diese Jungen im Kongo hüten Vieh inmitten von brennendem Gestrüpp. Foto: kna/Harald Oppitz


Wie definiert sich Kinderarbeit?

Man muss unterscheiden zwischen normalen Aufgaben, zum Beispiel im Haushalt oder in der Landwirtschaft, und Ausbeutung von Kindern. Für legale Beschäftigung haben die meisten Staaten per Gesetz ein Mindestalter zwischen 14 und 16 Jahren festgelegt. Mit schädlicher Kinderarbeit sind Arbeiten gemeint, die für Jungen und Mädchen gefährlich oder ausbeuterisch sind, ihre körperliche oder seelische Entwicklung schädigen oder sie vom Schulbesuch abhalten.


An welche Formen von Kinderarbeit ist dabei gedacht?

Zu den schlimmsten Formen der Kinderarbeit zählen die Vereinten Nationen (ILO-Konvention Nr. 182 von 1999) Sklaverei und sklavenähnliche Abhängigkeiten, Zwangsarbeit einschließlich des Einsatzes als Kindersoldaten, Kinderprostitution und Kinderpornographie, kriminelle Tätigkeiten wie den Missbrauch von Kindern als Drogenkuriere sowie andere Formen der Arbeit, die die Sicherheit und Gesundheit der Kinder gefährden können. Fast alle Staaten der Welt haben sich auf das Ziel geeinigt, jegliche Form der Kinderarbeit bis 2025 vollständig abzuschaffen.


Wie viele Kinder weltweit müssen arbeiten?

Insgesamt gehen weltweit nach aktueller Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) 218 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 17 Jahren einer Arbeit nach, wenn man ausbeuterische Kinderarbeit und legale Beschäftigung zusammenzählt. Von ihnen sind laut Unicef 152 Millionen Mädchen und Jungen - fast jedes zehnte Kind - Kinderarbeiter - das heißt, sie müssen unter Bedingungen arbeiten, die sie ihrer elementaren Rechte und Chancen berauben. Fast die Hälfte von ihnen - 73 Millionen - leidet unter Arbeitsbedingungen, die besonders gefährlich oder ausbeuterisch sind - zum Beispiel in Goldminen in Burkina Faso, als Textilarbeiter in Bangladesch, auf Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste oder auf Farmen in Lateinamerika. 48 Prozent der Kinderarbeiter sind unter 12 Jahre alt.


Welche Regionen der Welt sind vor allem betroffen?

Die meisten Mädchen und Jungen, die arbeiten müssen, leben in Afrika (72 Millionen), gefolgt von Asien (62 Millionen).


In welchen Branchen müssen die betroffenen Jungen und Mädchen arbeiten?

Die meisten Kinder arbeiten in der Landwirtschaft (70,9 Prozent), in der Industrie (11,9 Prozent) und als Hilfskräfte im Dienstleistungsbereich (17,2 Prozent). Weitgehend im Verborgenen arbeiten geschätzte 15 Millionen Kinder und Jugendliche als Dienstboten in privaten Haushalten - der Großteil von ihnen Mädchen. Viele von ihnen haben überlange Arbeitszeiten, sind stark von ihren Arbeitgebern abhängig und kaum geschützt vor Gewalt oder sexuellen Übergriffen.


Welche Trends gibt es bei der Kinderarbeit?

Im Vergleich zu 2000 ist die Zahl der Kinderarbeiter stark gesunken (von 246 Millionen auf 152 Millionen im Jahr 2016), aber der Rückgang ist in den letzten Jahren langsamer geworden. Besonders deutlich gesunken ist die Zahl der Kinderarbeiter in der Region Asien und Pazifik, aber auch in Lateinamerika nimmt Kinderarbeit ab. In Subsahara-Afrika hingegen scheint Kinderarbeit in den letzten Jahren wieder zugenommen zu haben. Ein Grund hierfür sind generell die schleppende wirtschaftliche Entwicklung, aber auch eine wachsende Zahl an bewaffneten Konflikten und Naturkatastrophen. Auch im Nahen Osten beobachtet Unicef, dass in Folge der Konflikte in Syrien und Irak sowohl die Zahl der Kinderehen als auch die Zahl der Kinderarbeiter unter den Flüchtlingen deutlich zugenommen hat.


Welche Strategien gibt es zur Bekämpfung der Kinderarbeit?

Um Kinderarbeit zu beenden, sehen Hilfsorganisationen in erster Linie die jeweiligen Regierungen in der Pflicht: Sie müssten die Schulpflicht durchsetzen und dafür sorgen, dass das Ende der Schulpflicht und das Mindestalter für die Zulassung zur Arbeit rechtlich angeglichen würden. Staatliche Aufsichtsbehörden müssten gestärkt und Arbeitgeber, die Kinder ausbeuten, bestraft werden, forderte etwa terre des hommes.


Reichen Gesetze aus?

Nein. Auch die Ursachen wie Armut und fehlende Ausbildungs- und Jobmöglichkeiten müssen bekämpft werden. Hilfsorganisationen fordern Investitionen in alle Lebensbereiche eines Kindes, insbesondere in Bildung und den Zugang zu kostenfreien Schulen sowie in die soziale Sicherheit von Kindern und ihren Familien. Internationale Unternehmen müssten sich verpflichten, Kinderrechte zu schützen - unter anderem, indem sie dafür sorgen, dass in der gesamten Lieferkette keine Kinderarbeit vorkommt. »Die Sternsinger« appellierten kürzlich an die Konsumenten in Deutschland, beim Kauf von Produkten, die aus ausbeuterischer, gesundheitsschädigender Kinderarbeit stammen könnten, auf glaubwürdige Siegel zu achten.

kna