Ex Event: Neues von der Jugendarbeit Westerwald / Rhein-Lahn

Kampfsport bei der Kirche

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„Ex Event“ heißt die neue Marke der Katholischen Fachstelle für Jugendarbeit (KFJ) im Raum Westerwald / Rhein-Lahn. Sie bietet Selbstverteidigung, Yoga oder Rockmusik an. Und ermöglicht jungen Menschen neue Zugänge zur Kirche.Von Heike Kaiser



Marco Rocco (rechts) trainiert mit einem Kursteilnehmer ein realistisches Angriffsszenario.


Realistische Angriffsszenarien trainieren, neue Griffe und Methoden der Selbstverteidigung Wing-Tsun erproben, Rockmusik in einem Box-Club live erleben – und das als Angebote der Kirche: Funktioniert das? Und wer nimmt daran überhaupt teil?
„Das klappt sogar so gut, dass wir schon eine Warteliste für unsere Selbstverteidigungskurse führen“, freut sich Marco Rocco, Jugendseelsorger und Leiter der Katholischen Fachstelle für Jugendarbeit (KFJ) Westerwald/Rhein-Lahn in Montabaur. Er leitet die Kurse, wurde und wird dafür beim Meister SiFu Markus Bötzl (Flörsheim) ausgebildet.
Zu den Wing-Tsun-Kursen kommen junge Menschen aus dem polizeilichen Dienst, aus dem Justizvollzug, aus handwerklichen Betrieben, aus vielen anderen Berufen. Die Hälfte davon sind Mädchen und junge Frauen. „Die meisten der Teilnehmer haben mit Kirche nichts oder nur wenig am Hut“, berichtet Rocco, „aber sie wissen natürlich, dass ich Seelsorger bin und im Dienst der Kirche stehe.“ Da vertrauen sie ihm schon mal an, was sie bewegt, was sie nicht verstehen: Was ist die Dreifaltigkeit? Wie kann man an Gott glauben? Was gehört alles zum Job eines Jugendseelsorgers?

Gespräche über Gott nach dem Training

Gespräche ergeben sich oft nach dem Training und dauern auch schon mal knapp eine Stunde. „Ich hab noch nie bei der Kirche Kampfsport gemacht“, bekommt Marco Rocco öfter zu hören. „Ich bin aus der Kirche ausgetreten, was kann ich tun, um wieder reinzukommen?“ – „Eigentlich würde ich ja meine Tochter gern taufen lassen, aber wie geht das?“ – „Wir wollen in die Kirche eintreten und uns firmen lassen. Wie gehen wir das an?“, wollen die jungen Menschen von ihrem Trainer wissen. „Manchmal bekomme ich auch blöde Sprüche oder Witze zu hören“, räumt er ein.
Kampfsport bei der Kirche scheint gut anzukommen. So gut, dass inzwischen vier Erwachsenen-Firmungen, zwei Taufen und ein Wiedereintritt aus den Selbstverteidigungskursen zu verzeichnen sind.
Freizeitangebote für kirchenferne junge Menschen: „Die Idee hat im Sommer vergangenen Jahres immer mehr Gestalt angenommen“, sagt Marco Rocco. Daraus ist eine eigene Marke der KFJ Westerwald/Rhein-Lahn entstanden: „Ex Event“. Der Gedanke dahinter ist, junge Menschen für die Kirche zu interessieren, die nicht in die Gottesdienste kommen – über Instagram, regionale Zeitungen, Mund-zu-Mund-Propaganda. „Ex Event“ – dazu gehören die Angebote Ex Kurs – Selbstverteidigung und Yoga, Ex It – ein Escape-Room, der noch in Planung ist, und Ex Amen – ein spirituelles Projekt in Zusammenarbeit mit der evangelischen Dekanats-Jugendkirche „Way to J“ in Selters. „Gespielt wird fetzige Rockmusik, aber auch Balladen gehören zum Repertoire“, erläutert Marco Rocco. „Mit diesem Musikstil haben wir ein Alleinstellungsmerkmal im christlichen Bereich.“

Christliche Botschaft in Musik verpacken

Das Konzept von Ex Amen heißt: „Message in Concert“, christliche Botschaft in Musik verpacken, die man sonst nicht unbedingt mit der Kirche in Verbindung bringt, Gedankenimpulse zu einem gesellschaftlichen Thema christlich beleuchten: Rockmusik mit Tiefgang. Bewusst sollen die Konzerte möglichst nicht in Kirchen gegeben werden.
Das nächste Mal wird „Ex Amen – Message in Concert“ in der Stadthalle Montabaur präsentiert. Am 6. März, 18 Uhr. Die Band „CreatorSound“ spielt – meist eigene – Songs härterer Gangart mit christlichen Texten. Zwischen den Stücken gibt es kurze Impulse. Vor dem Konzert, das etwa eineinhalb Stunden dauert, ist Zeit für Snacks und Gespräche, während DJ Youssef auflegt.

Von Heike Kaiser

Kostenlose Tickets sind unter www.ex-event.de erhältlich. Dort gibt es auch Informationen zu den anderen Angeboten.