Ökumenisches Friedensgebet in Berlin

Kirchen fordern Solidarität mit Belarus

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Seit Monaten demonstrieren die Menschen in Belarus gegen Präsident Lukaschenko. Deutsche Kirchenvertreter haben nun ihre Solidariät mit ihnen zum Ausdruck gebracht. Die Kirche müsse Stellung beziehen, wo Menschenrechtte mit Füßen getreten werden, sagte Berlins Erzbischof Heiner Koch. 

Eine Frau hält bei einer Demonstration in Köln ein Schild in die Höhe. Darauf fordert sie Demokratie und freie Wahlen für Belarus.
Demokratie und freie Wahlen für Belarus fordert diese Demonstrantin. 

Bei einem ökumenischen Gebet für Frieden und Gewaltlosigkeit haben deutsche Kirchenvertreter den Menschen in Belarus ihre Solidarität zugesagt. "Ihr seid in Belarus nicht allein, wir stehen zu Euch!", erklärte der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch am Sonntagabend im Berliner Dom: "Ihr sollt aber auch wissen, dass Euer Verhalten uns Kraft, Mut und Zuspruch ist. Unsere Solidarität ist keine Einbahnstraße, wir leben miteinander und füreinander."

Die Menschen in Deutschland lernten von den Menschen in Belarus, wie wertvoll und wie wenig selbstverständlich Demokratie und Meinungsfreiheit seien, ergänzte Koch: "Und wir lernen, dass Kirche mutig sein muss und bereit, Stellung zu beziehen, wo die Menschenwürde und die Menschenrechte mit Füßen getreten werden."

"Uns beeindruckt der gewaltlose Einsatz der Menschen in Belarus für die Rechtsstaatlichkeit", betonte die evangelische Bischöfin Petra Bosse-Huber: "Wir teilen ihre Sorge um die Verschleppten und Verschwundenen und sind mit ihnen einig in dem Verlangen nach Dialog zwischen Regierung und Zivilgesellschaft."

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, erklärte: "Mit diesem Friedensgebet geben wir unserer großen Sehnsucht nach Frieden und Gewaltlosigkeit in Belarus Ausdruck." Die christlichen Kirchen in Deutschland setzten sich gemeinsam für mehr Frieden und Gerechtigkeit ein: "Unser Herz ist schwer wegen Belarus. Gemeinschaft heißt mitleiden, mitbeten, mithoffen. Und Gemeinschaft heißt hinsehen, wahrnehmen, nicht den Blick abwenden."

Die belarussische Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja sagte, während der Proteste habe man "ein neues Belarus" geschmeckt. Eine Gesellschaft, in der Gerechtigkeit vorherrsche und Diversität. "Wie nie zuvor ist die Gesellschaft durstig, die Stimmen der Kirche zu hören", sagte Tsikhanouskaya.

Besonders hervor hob sie den ins Exil vertriebenen Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz. "Er hat den Weg des Dialogs gepredigt." In ihrem Grußwort verlas sie ferner eine Nachricht eines aus politischen Gründen inhaftierten katholischen Priesters. Er schrieb, dass sich die Verhältnisse in Belarus bald ändern werden. "Aus Gefängnismauern bauen wir Brücken der Einheit."

Auf einer Videoleinwand wurde zudem ein Ausschnitt aus einem im November aufgezeichneten Gespräch des polnischen Ex-Präsidenten Lech Walesa mit der deutschen Generalkonsulin in Danzig, Cornelia Pieper, gezeigt. Darin schlug Walesa die Frauen von Belarus als Kandidatinnen für den nächsten Friedensnobelpreis vor.

Seit der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Alexander Lukaschenko im August demonstrieren regelmäßig Tausende Menschen in Belarus für demokratische Grundrechte und gegen Gewalt. Die Sicherheitsbehörden reagieren mit repressiven Maßnahmen. Viele Demonstranten wurden verletzt oder inhaftiert. Die Regierung versucht auch immer wieder, kritische Stimmen aus den Kirchen zum Schweigen zu bringen.

Das Friedensgebet wurde organisiert von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der katholischen Bischofskonferenz und der ACK. Beteiligt waren auch der Arbeitskreis Christliche Vision des belarussischen Koordinierungsrates sowie die kirchlichen Hilfswerke Renovabis und Brot für die Welt. An der Veranstaltung nahmen auch der katholische Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt, und der Vorsitzende des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg, Vikarbischof Emmanuel Sfiatkos von Christoupolis teil.

kna