Bistümer Fulda, Limburg und Mainz

Kleiner Grenzverkehr und mehr

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Die drei Bistümer Fulda, Limburg und Mainz grenzen eng aneinander. Was bedeutet das für Pfarreien, die an einer Bistumsgrenze liegen? Gibt es einen „kleinen Grenzverkehr“ oder mehr? Drei Beispiele aus der Praxis – zwei aus dem Rhein-Main-Gebiet und eines aus Oberhessen. Von Hans-Joachim Stoehr



Bistumsgrenze Main: Links liegt der Hanauer Stadtteil Großauheim mit der Paulskirche, rechts das Ufer der Stadtteile Steinheim und Klein-Auheim.


Hanau (Fulda) – Seligenstadt (Mainz)
Der Main bildet zwischen Hanau und Seligenstadt die natürliche Grenze zwischen den drei Bistümern Fulda, Mainz und Würzburg und den Bundesländern Hessen und Bayern. Dekan Dieter Bockholt ist Seelsorger am Südufer des Flusses in Hainburg, das zum Dekanat Seligenstadt gehört. Er weiß, dass der Main die Menschen auf beiden Seiten eher verbindet als trennt. Beispiel Wallfahrt. Der Pilgerort Liebfrauenheide in seinem Dekanat ist auch Ziel von Wallfahrten aus dem fuldischen Dekanat Hanau sowie aus Kirchengemeinden, die zum Bistum Würzburg gehören. Aber nicht nur bei der Wallfahrt zur Liebfrauenheide gilt: „Menschen gehen etwa zu Gottesdiensten dorthin, wo es ihnen am meisten zusagt.“ Das ist für den Geistlichen angesichts der gesellschaftlichen Fluktuation keine Überraschung.
Aber auch in die andere Richtung – vom südlichen zum nördlichen Mainufer – gibt es Verbindungen. Bockholt nennt das Franziskaner-Gymnasium Kreuzburg in Großkrotzenburg. „Nur etwa ein Drittel kommen aus Großkrotzenburg oder Hanau, die zum Bistum Fulda zählen. Die anderen stammen aus den anderen beiden Bistümern, die direkt an Großkrotzenburg im Süden und Westen angrenzen.“
Mit dem Hanauer Dechanten Andreas Weber ist Bockholt in einem regen Austausch. Der Geistliche erinnert sich an eine Pfarrgemeinderatssitzung im Hanauer Stadtteil Steinheim. Gast der Sitzung war Dechant Weber von der anderen Mainseite. „Er informierte uns über die Veränderungen in der Stadt, in der sich fünf Gemeinden zur Pfarrei St. Klara und Franziskus zusammengeschlossen haben“, so Bockholt. In seinem Dekanat stehe ein solcher Schritt noch bevor.
Dekan Bockholt ist das Denken in bistumsübergreifenden Dimensionen seit seiner Kindheit und Jugend vertraut. Er stammt aus Obererlenbach, ein Stadtteil von Bad Homburg, der zum Bistum Mainz gehört. Zur Schule ging er in Bad Homburg, das zum Bistum Limburg gehört..

Bergen-Enkheim (Fulda) und Frankfurt-Ost
Bergen-Enkheim ist ein Stadtteil von Frankfurt. Als einziger liegt er im Bistum Fulda. Die westlichen unmittelbar angrenzenden Stadtteile der Mainmetropole wie Seckbach, Riederwald oder Bornheim gehören zum Bistum Limburg. Mit der U-Bahn ist man von Enkheim je nach Linie in 15 bis 20 Minuten in der Innenstadt. Da erstaunt es nicht, dass Uwe Hahner, der Pfarrer von Bergen-Enkheim, einen guten Kontakt zu den Seelsorgern der Nachbargemeinde hat. „Zweimal im Jahr treffen wir uns mit allen pastoralen Mitarbeitern“, berichtet der Geistliche. „Wir kennen uns und helfen uns aus – etwa, wenn die benachbarten Pfarrer ihr gemeinsames Treffen haben. Dann hab ich die Messfeier übernommen.“
Die Bergen-Enkheimer Katholiken beteiligen sich auch am Frankfurter Stadtkirchenfest, das immer um den 24. August gefeiert wird: „In einer Sternwallfahrt sind die Gläubigen zu Fuß oder mit dem Schiff unterwegs zum Dom. Wir fahren mit der U-Bahn.“
Ein Unterschied besteht in der Größe der Pfarreien. Während er inzwischen für zwei Pfarreien mit etwa 5000 Katholiken zuständig ist, sind es im Frankfurter Osten 16 000. Aber: „Das gleicht sich in den nächsten Jahren an“, sagt Hahner. Neben Bergen-Enkheim ist der Pfarrer auch Seelsorger in Niederdorfelden. Eine Besonderheit dort ist, dass zum Seelsorgegebiet auch Orte gehören, die zum Bistum Mainz zählen. Weil die Seelsorge durch das Bistum Fulda geschieht, geht die Kirchensteuer auch dorthin. Die Pfarreien sind aber weiterhin Teil des Bistums Mainz.
Der Seelsorger an der Bistumsgrenze findet, dass nicht nur übers Zusammenlegen von Pfarreien nachgedacht werden sollte. Auch Bistümer könnten zusammengelegt werden – etwa die drei Diözesen Fulda, Limburg und Mainz.

Biedenkopf (Limburg) – Marburg (Fulda)
Die im Bistum Limburg gelegene Pfarrei St. Elisabeth erstreckt sich entlang der oberen Lahn und der oberen Eder. Seit 2019 ist Christof Strüder Pfarrer im Gebiet zwischen Battenberg, Biedenkopf und Gladenbach. Der Großteil davon liegt im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Kontakte ins benachbarte Bistum Fulda waren für ihn bislang – auch coronabedingt – eher die Ausnahme. So war er einmal Prediger bei der Magdalenenoktav in Amöneburg. Ein zweites Mal mit Amöneburg zu tun hatte er im Beirat für Religionsunterricht im Kreis Marburg-Biedenkopf. „Da wurden alle Pfarrer kontaktiert“, erklärt er. Wegen der großen kirchlichen Schule in Amöneburg biete es sich an, dass jemand aus seiner Region dort im Beirat sei.
Von Biedenkopf gibt es mehr Verbindungen in das nahe gelegene Bad Laasphe, das zum Erzbistum Paderborn zählt. Von dort kämen Gläubige zum Gottesdienst oder Beichtgespräch in seine Pfarrei über die Bistumsgrenze. Die Pfarrei von Pfarrer Strüder grenzt im Osten an St. Johannes Marburg an. Der dortige Pfarrer Franz Langstein erinnert sich, dass er in einzelnen Fällen in der benachbarten Pfarrei die Vertretung bei einer Beerdigung übernommen hat.

Von Hans-Joachim Stoehr