Caritas-Fachtag zu Kindern und Medien

Krippe und Kita bleiben bildschirmfrei

Image
20_11_handy_neu1.jpg

Ab wann sollen Kinder Smartphones oder Tablets in die Hand bekommen? Je früher desto besser, sagen die einen. Damit werde spielend die vermeintlich wichtigste Kompetenz dieser Zeit erworben. Fachleute für frühkindliche Entwicklung sehen das anders.


Smartphones und Tablets sollten nicht zu früh in Kinderhände
gelangen. Foto: AdobeStock

Sie schauen auf die Entwicklungsbedürfnisse des Kindes – wie auch die rund 230 katholischen Kindertagesstätten im Bistum Osnabrück. „Das Thema Mediennutzung ist natürlich auch in unseren Kitas auf der Tagesordnung“, sagt Monika Kleine-Kuhlmann, Leiterin des Caritas-Fachbereichs Tagestätten für Kinder. Sie betont: „Wir sehen, dass die Kinder schon sehr früh mit Bildschirmen in Kontakt kommen. Wir nehmen auch die Forderung der Wirtschaft nach früher digitaler Förderung wahr. Und wir kennen die Ergebnisse der Forschung, die viele Risiken beschreibt.“  

Für ein Konzept, das dem Wohl der Kinder gerecht wird und zugleich die Lebensrealität der Familien im Blick hat, holt sich Kleine-Kuhlmann Hilfe: bei Paula Bleckmann, Professorin für Medienpädagogik, Brigitte Pemberger von der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft (Alfter) und von Stephanie Stalter vom Projekt „ECHT DABEI – gesund groß werden im digitalen Zeitalter“. 

Paula Bleckmann hat eine klare Position: Krippe und Kita bleiben bildschirmfrei – und trotzdem können Kinder dabei begleitet werden, medienmündig zu werden. „Das ist wie mit dem Autofahren: Unsere Kinder sollen alle später mal den Führerschein machen. Niemand käme jedoch auf die Idee, den Kindern ein Auto in die Kita zu stellen. Trotzdem lernen sie dort unglaublich viel von dem, was sie brauchen, um später gute Autofahrer zu werden.“

Neben der Arbeit mit Kindern auch überlegen: Wie gehe ich selbst mit meinem Smartphone um?

Übertragen auf das Thema Medienmündigkeit heißt das, drei Prinzipien zu berücksichtigen: Die Kinder arbeiten mit Medien (jedoch keinen digitalen), Produzieren geht vor Konsumieren und Durchschaubarkeit statt des undurchsichtigen Blackbox-Prinzips. 

Bleckmann zieht als Beispiel das Gloggomobil heran, das wie eine Drehorgel funktioniert: Die Kinder stecken Stifte in eine große Walze und steuern dadurch die Klöppel für ein Xylophon. Die Musik verändert sich jedesmal, wenn sie die Stifte neu in der Walze stecken. „Hier lernen die Kinder einiges, das ihnen später wieder begegnet, wenn sie es mal mit Algorithmen zu tun bekommen“, sagt Bleckmann. 

Das Konzept, das den Kita-Leitungen jetzt während eines Fachtags vorgestellt wurde, umfasst verschiedene Bausteine. Neben der Arbeit mit den Kindern ist die Selbstreflexion wichtig. Wie gehe ich eigentlich selbst mit meinem Smartphone um? Wieviel Raum nehmen digitale Medien in meinem Leben ein? Das sind Fragen, mit denen sich Erzieherinnen zum Beispiel in Team-Workshops beschäftigen können. 

Zentral ist auch die Arbeit mit den Eltern. „Wir möchten natürlich, dass die Eltern verstehen und unterstützen, wie wir mit den Kindern arbeiten“, erklärt Kleine-Kuhlmann. (kb)