Verena Maria Kitz zu einem Projekt der Trauerseelsorge

Kunst und Kultur bei der Trauerbewältigung

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Steinerne Kunstwerke, eine Klanginstallation: Kunst und Kultur können bei der Trauerbewältigung helfen, ist Verena Maria Kitz überzeugt. Die Leiterin der Trauerseelsorge im Frankfurter Nordend hat ein Kunstprojekt gestartet. Von Heike Kaiser



„Kunst lädt ein, jetzt zu sehen, zu hören, zu fühlen“, sagt Verena Maria Kitz.


Verena Maria Kitz bringt Kunst mit Trauer zusammen: Der Künstler Daniel Hörl hat für den Raum der Trauerkirche St. Michael einen Zyklus aus steinernen Bildwerken geschaffen, der bis Ende Oktober zu sehen ist. Im November präsentiert der Performance-Künstler und Theologe Luca Ganz eine Klanginstallation.

Kunst tritt mit Menschen in Kommunikation

Kann Kunst Trauernde trösten? „Das können wahrscheinlich nur die jeweiligen betroffenen Menschen sagen“, unterstreicht Kitz. Sie merke, dass Kunst mit Menschen in Kommunikation trete und sie bewege. „Und das kann eine tröstliche Erfahrung sein. Ignatius von Loyola macht darauf aufmerksam, dass das Wahrnehmen der ,inneren Regungen und Bewegungen‘ dabei helfen kann, Gottes Wirken im eigenen Leben zu entdecken. Kunst kann dazu beitragen“, sagt die Leiterin des Zentrums für Trauerseelsorge.
Beide Künstler seien auf sie zugekommen, weil der Kirchenraum von St. Michael – eine denkmalgeschützte Kirche, die 1954 nach dem Entwurf von Rudolf und Maria Schwarz entstanden ist – sie fasziniert habe. „So sind Kunstwerke entstanden, die zu dem Raum und auch zu seiner Aufgabe für Menschen in Trauer passen“, freut sich Kitz. Kunst in St. Michael zeigen zu können, sei eine große Chance. „Der Kirchenraum mit seiner ganz eigenen Atmosphäre und Geschichte entfaltet eine Wirkung, die Menschen aufrichtet. Das spüren Menschen in Trauer in besonderer Weise“, unterstreicht sie. „Sie können durch die Begegnung mit Kunst in diesem Raum sich und ihre Situation auf eine ganz eigene Weise erleben.“
Menschen in Trauer zu begleiten, nach Wegen zu suchen, die in dieser Krise Unterstützung anbieten, sei die Aufgabe der Trauerseelsorge. „Nichts kann den Verlust eines geliebten Menschen ersetzen“, betont Kitz, „doch Kunst kann helfen, die eigenen Sinne zu öffnen, sich im Hier und Jetzt zu erleben.“ Menschen in Trauer pendelten oft zwischen der verlorenen Vergangenheit, in der der geliebte Mensch noch da war, und der ungewissen, angstbesetzten Zukunft ohne diesen Menschen. „Da kann Kunst helfen, für einen Moment im Jetzt zu sein und sich in dieser Präsenz anders zu erfahren.“
St. Michael ist für Verena Maria Kitz ein Ort der Trauer, aber auch ein Ort des Lebens. „Das Leben findet ,jetzt‘ statt, und Kunst lädt ein, im Jetzt zu sein, jetzt zu sehen, zu hören, zu fühlen, sich bewegen zu lassen. Das ist aus meiner Sicht die große Chance der Kunst, auch Menschen in Trauer ins Jetzt zu locken“, erläutert die Trauerseelsorgerin.
Auch künftig, sagt Kitz, sollen in St. Michael Projekte möglich werden, die Menschen ermutigen, sich mit der eigenen Sterblichkeit, mit Tod und Trauer auseinanderzusetzen. „Und da sind alle Bereiche der Kunst geeignet.“

Von Heike Kaiser

 

ZUR SACHE

Installation mit Klang
Von Donnerstag, 3. November, bis zum 3. Dezember ist im Trauerzentrum ein mehrwöchiges Kunstprojekt des Performance-Künstlers und Theologen Luca Ganz samt Rahmenprogramm zu erleben. Der Künstler setzt sich mit der Kirche St. Michael und deren spezieller Akustik auseinander. Seine Klanginstallation besteht aus an verschiedenen Orten platzierten Lautsprechern, die eine an ein Requiem angelehnte Tonabfolge wiedergeben und zu einem eigenen Raumerlebnis einladen.

Informationen: www.trauerseelsorge.bistumlimburg.de