Missbrauchsskandal im Erzbistum Köln

Laien kündigen Woelki Zusammenarbeit

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Die Kritik an Kardinal Woelki reißt nicht ab. Wegen der "ungeklärten Missbrauchsaufarbeitung" kündigte ihm der Diözesanrat die Zusammenarbeit. Laut Kirchenrechtler Thomas Schüller der Punkt, an dem es "keinen Sinn mehr macht, diesen Erzbischof im Amt zu lassen". 

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki steht in der Kritik.
Um weiterhin mit Kardinal Woelki zusammenzuarbeiten, müsse erst wieder "die Basis für Vertrauen und Glaubwürdigkeit hergestellt werden", erklärte der Kölner Diözesanrat. 

Die Laienvertretung im Erzbistum Köln setzt ihre Zusammenarbeit mit der Bistumsleitung um Kardinal Rainer Maria Woelki aus. Nach der "ungeklärten Missbrauchsaufarbeitung" müsse erst wieder die "Basis für Vertrauen und Glaubwürdigkeit hergestellt werden", beschloss der Diözesanrat bei seiner Vollversammlung. In einem weiteren Beschluss forderte das Gremium ehemalige und aktive Mitglieder der Bistumsleitung auf, unabhängig von juristischen Gutachten Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen zu benennen.

Die zehn Vertreter des Diözesanrates im obersten Beratungsgremium des Erzbischofs, dem Diözesanpastoralrat, lassen ihre Mitarbeit an der Neuausrichtung der Erzdiözese ruhen, wie es hieß. Für diese Beratungen sei derzeit "keine hinreichende Akzeptanz vorhanden". Konkret geht es um den Plan, aus den heute 180 Seelsorgebereichen der Erzdiözese mit ihren insgesamt rund 500 meist kleineren Pfarreien etwa 50 bis 60 Großpfarreien zu formen. An der Kirchenbasis stößt dies auf Kritik, weshalb über Alternativen nachgedacht wird.

Weiter verlangt der Diözesanrat die Veröffentlichung des vom Erzbistum unter Verschluss gehaltenen Gutachtens der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) über Fehlverhalten von Führungskräften beim Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt. "Volle Transparenz und Offenlegung aller Sachverhalte ist die Mindestanforderung an Aufklärung und Aufarbeitung", heißt es in dem Beschluss.

Woelki solle das Angebot der Kanzlei WSW annehmen, ihr Gutachten auf eigenes Risiko zu veröffentlichen. Der Erzbischof lehnt das ab und verweist auf "methodische Mängel" und die mögliche Verletzung von Persönlichkeitsrechten. Er hatte ein neues Gutachten in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse im März vorgelegt werden sollen.

Der Diözesanrat wirft Woelki vor, als moralische Instanz versagt zu haben und bis heute keine Haltung zu zeigen. "Wir befinden uns in der größten Kirchenkrise, die wir alle je erlebt haben", erklärte der Diözesanrats-Vorsitzende Tim Kurzbach: "Verantwortliche müssen endlich auch Verantwortung übernehmen."

Zur vollen Transparenz gehöre auch die gewissenhafte Beantwortung verschiedener Fragen, heißt es in dem an Woelki, die Weihbischöfe, den Offizial sowie amtierende und ehemalige Generalvikare und Personalchefs gerichteten Beschluss. Die Geistlichen werden aufgerufen, sich selbst zu fragen, ob sie allen Verdachtsmomenten beim Thema Missbrauch nachgegangen sind und alle Informationen weitergegeben haben.

Unterdessen kritisierte auch der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, Kardinal Woelki. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) bekundete Solidarität mit dem Kölner Diözesanrat.

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sagte der "Rheinischen Post": "Wenn ein Bischof das Vertrauen der Gläubigen verliert - und die Aufkündigung einer Zusammenarbeit durch die Laien ist ein maximales Zeichen davon - dann ist der Punkt gekommen, an dem es wohl keinen Sinn mehr macht, diesen Erzbischof im Amt zu belassen."

kna/Andreas Otto