Eine Adventskerze wandert durch die Pfarreiengemeinschaft

Licht zu den Menschen bringen

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Kinder verzieren Adventskerze
Nachweis

Foto: privat

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Freuen sich über das Licht der Adventskerze: Maria Igelbrink mit Emilia und Leonhard. 

Zeit für den Advent nehmen sich Familien in Georgsmarienhütte. Durch ihre Pfarreiengemeinschaft wandern jedes Jahr Adventskerzen, die in einer besinnlichen Stunde verziert und weitergereicht werden. Bunt geschmückt landet das Licht am Ende an der Krippe – und begleitet von da an jeden weiteren Familiengottesdienst in der Kirche.

Tannenbäume werden bei Familie Igelbrink aus Holzhausen derzeit in Serie gezeichnet: große und kleine, dicke und dünne, grün gezackt, bunt geschmückt und verziert. „Das ist bei uns gerade großes Thema“, erzählt Mutter Maria schmunzelnd mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsfest. Und natürlich war für ihre beiden Kinder Emilia (4) und Leonhard (5) sofort klar, welches Motiv sie auf die Adventskerze der Gemeinde kleben möchten, die an diesem Abend bei ihnen Station macht: einen schönen grünen Tannenbaum aus Wachs, der - ganz wichtig - mit Kugeln verziert ist. Liebevoll kleben sie ihn mitten auf die weiße Kerze. Dazu lesen die Eltern eine Adventsgeschichte vor, die Kinder malen. Eine gemütliche Familienstunde im Advent. 

Adventskerze verzieren
Vorsichtig wird der Tannenbaum auf die Kerze geklebt. Foto: privat

Zeit für Besinnung geht im Advent in immer mehr Familien verloren, bedauert Gemeindereferentin Silke Klemm. „Die Familien haben zwar einen Adventskalender und einen Adventskranz, aber kaum noch Zeit, sich einmal in Ruhe davorzusetzen und gemeinsam etwas Adventliches zu tun.“ Daher ist sie froh, dass es in ihren Gemeinden in Holzhausen und Alt-Georgsmarienhütte die Tradition der Adventskerzenwanderschaft gibt: Eine jungfräuliche weiße Kerze wird im Familiengottesdienst am ersten Advent auf den Weg geschickt und wandert durch die Pfarreiengemeinschaft: Jeden Abend wird sie von einer anderen Familie verziert und Heilig Abend beim Krippenspiel bunt geschmückt wieder in die Kirche gebracht.  "So sind sie ein Element, das miteinander verbindet, Gemeinschaft schafft und Licht auch zu Menschen bringt, die vielleicht sonst gar nichts mit uns zu tun haben."

Seit über 20 Jahren gibt es diese Aktion in Holzhausen, St. Antonius, und neuerdings auch in Alt-Georgsmarienhütte, Herz Jesu. Sie erfreut sich großer Beliebtheit. In diesem Jahr kursieren sogar drei Adventskerzen in den Gemeinden und erhellen in vielen Haushalten die dunkle Zeit. Gerhild Klöker vom Team der Familienkirche in Holzhausen erklärt: „Es geht darum, in der Adventszeit ein Licht wandern zu lassen, Menschen ein Licht zu bringen und zu überlegen, wem man eine Freude machen kann.“

Das Besondere an der Aktion: Es gibt keine Anmeldeliste. Jede Familie entscheidet spontan, an wen sie die Kerze als nächstes bringt. Das können gute Freunde sein, aber auch die Großeltern, Alleinstehende, Einsame oder Neuzugezogene. Die Überraschung ist jedes Jahr groß. Lediglich die Haushalte, in denen die Kerze schon war, werden auf einem Zettel notiert, damit niemand doppelt vorkommt. Augenzwinkernd erzählt Silke Klemm: „Bisher sind die Kerzen immer wieder aufgetaucht, einmal sogar in der evangelischen Kirche, wo sie am Heilig Abend plötzlich auf dem Altar stand“. 

Adventskerze Adrian
Stolz zeigt Adrian sein Licht.

Bei Familie Igelbrink macht die Kerze in diesem Jahr zum ersten Mal Station. Mit im Gepäck ist eine Mappe, die neben Wachsplatten zum Verzieren Vorlesegeschichten, Anregungen für die Gestaltung der Adventszeit, Rezepte, Lieder und Gedichte für eine kleine besinnliche Stunde enthält. „Es sind viele schöne Dinge dabei, die uns weiter durch den Advent begleiten werden“, erzählt Maria Igelbrink. „Das Material hilft, über den Tellerrand zu schauen. Die Kinder merken, dass es im Advent und an Weihnachten um viel mehr geht als nur um Tannenbäume und Geschenke.“ Emilia und Leonhard sind begeistert – und überlegen sofort, wem sie das Licht der Kerze weitergeben möchten: ihrem Kindergartenfreund Adrian. Auch er und seine Eltern sind begeistert und verzieren die Kerze mit seinem Lieblingsmotiv: einer Lokomotive. Beiden Familien ist klar: Beim Krippenspiel werden sie auf jeden Fall in die Kirche kommen und schauen, wie bunt und vielfältig die Kerze geworden ist, die so vielen Menschen im Advent ein Licht geschenkt hat. 

Astrid Fleute