Auf ein Wort

Losgehen oder sitzenbleiben?

Umkehren kann nur derjenige, der zuvor losgelaufen ist. Ein Appell, sich auf den Weg zu machen, sich auszuprobieren - und keine Angst zu haben, den falschen Weg zu nehmen.

In einem Familiengottesdienst bat ich einmal die anwesenden Kinder, den Gang in der Kirche entlangzulaufen. Als sie ein paar Schritte gegangen waren, rief ich laut „Kehrt um!“ – und die Kinder drehten sich um und kamen zurück. Dann bat ich sie, sich hinzusetzen und rief wieder „Kehrt um!“. Natürlich schauten sie mich jetzt etwas verdutzt an – und taten gar nichts. Damit aber war klar: Umkehren kann nur einer, der wenigstens schon mal losgegangen ist.

Am Aschermittwoch haben wir es gehört: „Kehr um!“ – und das Gleichnis dieses Sonntags erzählt davon. Der jüngere Sohn traut seiner Sehnsucht und zieht los. Aber als er erkennt, dass sein Weg nicht zum Leben führt, kann er sich das eingestehen und geht zurück.

Kehr um – hm, sind wir überhaupt schon aufgebrochen, unterwegs in Richtung Leben? Oder haben wir es uns doch zu Hause gemütlich gemacht, am warmen Kachelofen, eine Tasse Tee in der Hand? Haben uns eingerichtet in unserem „Das haben wir aber schon immer so gemacht!“, weil wir Angst vor Veränderungen haben und das Bedürfnis nach Sicherheit? Oder vergessen wir sogar vor lauter Pflichten und To-do-Listen, das Leben zu feiern – so wie der ältere Sohn?

Zugegeben: Wenn jemand das Leben sucht, dann mag er manchmal einen falschen Weg in den Blick nehmen. Und gelegentlich verläuft man sich auch. Dann ist Umkehr angesagt. Aber sitzenbleiben und es nicht wenigstens zu probieren, ist auch keine hilfreiche Alternative. Und vielleicht sollte man denjenigen sagen: Geh doch einfach mal los!

Andrea Schwarz