Das Pfarrbriefteam St. Agnes in Köln
Magazin für Pfarrei und Stadtteil
Hilde Naurath und Klaus Nelißen sind ehrenamtliche Medienmacher. Sie arbeiten mit im Team des Pfarrbriefs ihrer Gemeinde St. Agnes in Köln. Das Magazin will Stadtteil und Pfarrei verbinden.
Von Susanne Haverkamp
Einen Namen hat der Pfarrbrief in Köln-Mitte nicht. Dafür als Blickfang ein Bild und das Schwerpunktthema. „Zürnen“ zum Beispiel in diesem Frühjahr, vielleicht deshalb, weil viele in der Kölner Kirche ziemlich zornig waren. Oder „erwarten“ im vergangenen Advent. „Musik machen“ war auch schon mal dabei. Oder „streiten“. „Wir machen einen Nimm-mit-Pfarrbrief“, sagt der ehrenamtliche Klaus Nelißen. „Da sind die Gestaltung des Covers und das Thema wichtig.“
Das 44 Seite starke Heft liegt in der Kirche aus. Aber auch in der Apotheke, in der Arztpraxis oder der Bäckerei. „Wir wollen bewusst Themen der Kirche und unser Veedel miteinander verknüpfen“, sagt Hilde Naurath und meint damit nicht nur die Verteilorte, sondern auch die Gesprächspartner. „Viele, die im Blatt vorkommen, stammen aus dem Agnesviertel.“
Und viele würde man nicht in einem Kirchenblatt erwarten. Da kommt zum Thema Streiten der Trainer im örtlichen Boxclub zu Wort. Oder zum Thema Seelsorgen die Friseurin, die ein offenes Ohr für ihre Kundinnen hat. Zum Thema Macht äußert sich Ivan, der Tütsteher vom Lapidarium; wer im Agnesviertel wohnt, weiß, was das ist und findet es interessant. Und zum Thema Aufsteigen redet ein früherer Fußballprofi vom 1. FC Köln, der jetzt das Lottogeschäft im Veedel führt.
Weltliches steht neben Theologischem
Seichte Sachen also? Keineswegs. Denn neben solch weltlichen Gesprächen stehen theologische Beiträge, etwa über den heiligen Zorn oder das Streiten in der Bibel. Oder alles zum Thema Weihrauch, der zu Gott aufsteigt. „Wir bieten den Leserinnen und Lesern eine Brille, wie man die Welt sehen kann“, sagt Klaus Nelißen. Mit gläubigen Augen auf alltägliche Dinge.
Alltägliche Dinge aus dem katholischen Gemeindeleben kommen in diesem Pfarrbrief auch vor, aber weniger. „Der 150. Geburtstag der kfd ist ein Thema“, sagt Nelißen, „aber ein kleineres weiter hinten.“ Genauso wie das Sommerlager oder die Firmvorbereitung. Und doch wird dadurch deutlich: Es handelt sich um den Pfarrbrief der katholischen Gemeinde. „Natürlich ist das für uns Öffentlichkeitsarbeit“, sagt Hilde Naurath. Und Klaus Nelißen ergänzt: „Das ist ein Pfarrbrief, kein Hochglanzmagazin.“
Professionell gemacht, und das ist den beiden wichtig, ist der Pfarrbrief aber schon. „Wir arbeiten sehr journalistisch“, sagt Nelißen, der als Rundfunkbeauftragter der katholischen Kirche für den WDR arbeitet. „Bei uns schreibt nur, wer wirklich schreiben kann.“ Für das Layout bekommt eine Mediengestalterin ein Honorar. „Das ist es uns und dem Kirchenvorstand wert.“
Nelißen und Naurath arbeiten ehrenamtlich mit. „Ich fand den Pfarrbrief schon als Leserin toll“, sagt Hilde Naurath. „Aber es waren immer so viele Rechtschreibfehler darin. Da habe ich angeboten, Korrektur zu lesen.“ 2014 war das, und sie liest noch immer. Inzwischen steuert sie aber auch Artikel bei und redigiert die Texte von anderen. „Ich kenne jeden Text, bevor er gedruckt wird“, sagt sie. Das kostet Zeit. „Kurz vor Redaktionsschluss können das auch drei, vier Stunden am Tag sein.“ Aber die Mühe ist es wert, findet Naurath. „Ich arbeite gern mit Texten. Für mich ist dieses Ehrenamt genau das richtige.“
Klaus Nelißen ist 2011 als Neuzugezogener zum Redaktionsteam gestoßen. „Als ich den Pfarrer fragte, ob ich irgendwo gebraucht werde, meinte er: beim Pfarrbrief.“ Es mache ihm Spaß, sagt er, „mit einem liebevollen Blick“ auf die Dinge zu schauen. „Wir schaffen Menschen und Themen eine Bühne, auf der sie glänzen können.“ Und sie sorgen für Diskussionen. „Auf einzelne Beiträge werden wir immer wieder angesprochen“, sagen beide. Auch ausgezeichnet bei diversen Pfarrbrief-Wettbewerben wurden die Hefte schon. Vorbildlich sind sie. Und anregend für alle im Veedel und weit darüber hinaus.