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Mariä Himmelfahrt und die Kräutersträuße

Zum Fest Mariä Himmelfahrt werden oft Kräutersträuße gebunden. Woher kommt dieser Brauch? Was gehört in einen Kräuterstrauß hinein? Eva Maria Balzer, Hamburg

Die Sträuße sind Teil der Kräuterweihe, die heute vor allem in Süddeutschland und in Österreich verbreitet ist. Frische Kräuter und Blumen werden zu einem Strauß gebunden und im Gottesdienst zum Fest Mariä Himmelfahrt gesegnet. In dem Brauch, der seit dem 9. Jahrhundert bekannt ist, verbinden sich magische, brauchtümliche und christlich-theologische Motive.

Johannes von Damaskus (um 650) berichtet davon, dass der Apostel Thomas sich von der verstorbenen Gottesmutter verabschieden wollte. Dafür öffneten die Apostel das Grab, das aber leer war. Einzig die Tücher, in die Marias Körper gehüllt war, lagen noch dort und verströmten einen Duft von Blumen und Kräutern. Maria hatte in Gottes Plan für die Menschen eine besondere Bedeutung. Die Hoffnung auf Maria mit heilbringenden Kräutern zu verbinden lag für viele Gläubige nah. 

Die Anzahl und die Auswahl der Kräuter für einen Strauß sind traditionell festgelegt. Mindestens sieben, für jeden Schöpfungstag ein Kraut, sollten es sein. Manchmal werden aber auch neun (drei mal die heilige Dreifaltigkeit), zwölf (die Zahl der Apostel), 14 (die Zahl der Nothelfer) oder 24 (zwölf Stämme Israels und zwölf Apostel Christi) verwendet. 
Besonders beliebt sind Rosen (Maria), Lilien (Josef), Rosmarin (für einen guten Schlaf), Salbei (Wohlstand und Erfolg), Wermut (Kraft und Mut), Minze (Gesundheit), Arnika (Schutz vor Hagel und Feuer), Kamille (Liebe) und Getreidesorten (für das tägliche Brot).

Der gesegnete Kräuterstrauß wird entweder zuhause an ein Kreuz oder eine Marienfigur gesteckt. Ebenso kann daraus für Kranke ein Tee gekocht werden. Manchmal werden Teile davon auch dem Vieh ins Futter gemischt oder im Haus über Weihrauch verbrannt, um Mensch und Tier vor Unheil und Naturkatastrophen zu bewahren.

Kerstin Ostendorf