Gemeinsame Eucharistie für konfessionsverschiedene Ehepartner

"Mehr können wir nicht tun"

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Die katholischen Bischöfe entscheiden, dass evangelische Ehepartner von Katholiken künftig die Eucharistie empfangen dürfen. Allerdings nur im Einzelfall, nach einem Gespräch mit dem Pfarrer – und wenn der evangelische Christ den katholischen Eucharistieglauben bejaht.

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Künftig haben konfessionsverbindende Paare die Chance, gemeinsam die Kommunion zu empfangen. Foto: kna


Maria Herrmann sagt, die Entscheidung der deutschen Bischöfe berühre sie sehr. Ihre Mutter ist Baptistin, also evangelisch, ihr Vater katholisch. Beide arbeiten aktiv in ihrer katholischen Gemeinde mit, aber wenn im Gottesdienst alle zur Kommunion nach vorne gehen, bleibt die Mutter bisher immer in der Bank sitzen. Weil sie die Eucharistie nicht empfangen darf. Das kann sich jetzt ändern. Die deutschen Bischöfe haben bei ihrer Vollversammlung in Ingolstadt beschlossen, konfessionsverschiedenen Ehepartnern im Einzelfall eine gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie zu ermöglichen.

Privat, bei ihren Eltern, spürt Herrmann, welchen Druck die Trennung in der Eucharistie über all die Jahre erzeugt hat – und wie gut es tut, dass dieser Druck jetzt nachlässt. Auch beruflich, als Mitarbeiterin der ökumenischen Bewegung „Kirche hoch zwei“, spürt sie, dass der Beschluss der Bischöfe etwas bringt. Sie sieht ihn als „Chance für die Ökumene“. Weil sich die Debatten, wie es weitergehen kann zwischen den christlichen Kirchen, jetzt nicht mehr ständig an diesem einen Thema aufhalten müssen.

Natürlich hätten sich viele konfessionsverbindende Paare wegen der Trennung bei der Eucharistie schon von der katholischen Kirche verabschiedet, sagt Ökumene-Bischof Gerhard Feige. Andere hätten einfach für sich entschieden, gemeinsam zur Kommunion zu gehen. Die Bischöfe seien da „vollkommene Realisten“. Aber für die Paare, die unter der Trennung gelitten haben und geblieben sind, sei die Richtlinie eine Hilfe. Für die Ökumene sei sie ein „hoffnungsvolles Zeichen“, sagt Feige. Sie bewege sich „im Rahmen des derzeit theologisch und kirchenrechtlich Möglichen. Mehr können wir momentan auf Ortskirchen-Ebene nicht tun.“


„Was feiern wir da eigentlich? Was geschieht da?“

Die Bischöfe haben kontrovers über das Thema diskutiert. Am Ende stand eine deutliche Mehrheit für die Richtlinie, die nun bis Ostern veröffentlicht werden soll. Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, erläutert, sie sei kein dogmatisches Dokument, sondern eine Orientierungshilfe für die Seelsorge. Das Papier besagt, dass vor der Zulassung zur Kommunion die nichtkatholischen Ehepartner das Gespräch mit dem katholischen Pfarrer suchen müssen. Und sie müssen den katholischen Eucharistieglauben bejahen.

Ist das nicht ein zu strenges Kriterium? Ist es nicht so, dass auch manch ein Katholik diesen Glauben so genau gar nicht kennt? Ökumene-Bischof Feige sagt, es sei „nicht ideal, wenn man einfach so zur Kommunion geht und darunter vielleicht etwas völlig anderes versteht“. Er findet, die Richtlinie „sollte auch Katholiken anregen, wieder einmal darüber nachzudenken: Was feiern wir da eigentlich? Was geschieht da? Glaube ich das?“

Von Andreas Lesch