Online-Kurs zeigt, wie Christen über ihren Glauben sprechen können

Missionare gesucht!

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Viele Christen trauen sich nicht, über ihren Glauben, ihre Hoffnung und ihre Ängste zu sprechen. Andere würden gern, wissen aber nicht wie. Ein Kurs aus Österreich kann dabei helfen – jetzt auch online.

Foto: Christof Haverkamp
Über den Glauben reden: Ein Online-Kurs will dafür Tipps geben. Foto: Christof Haverkamp


Was gibt meinem Leben Hoffnung? Was macht mir Freude? Wo habe ich gespürt, dass Gott bei mir ist? Was gibt meinem Leben einen Sinn? Es ist gar nicht so leicht, diese Fragen zu beantworten. Wer sich aber darauf einlässt, sich die Zeit nimmt und darüber nachdenkt, der kommt oft zu überraschenden und spannenden Antworten. 

Maja Schanovsky hat das vor gut 20 Jahren erlebt, als sie im Wiener Stephansdom eine Mission mit der Gemeinschaft Emmanuel erlebte. „Ich habe damals eine ganz neue Erfahrung im Glauben gemacht – dass Gott mir seine Freundschaft anbietet. Vor allem durch Gespräche und Austausch hat sich das vertieft“, sagt sie. 

Ein solch persönlicher Austausch mit anderen Christen zu persönlichen Glaubensfragen ist aber oft kaum möglich – schon gar nicht in Corona-Zeiten. Deshalb hat die Akademie für Dialog und Evangelisation in Wien, an der Schanovsky als Missionsleiterin arbeitet, Online-Kurse für Einzelpersonen und Gruppen dazu entwickelt. 

„Wir waren total überrascht, wie gut vor allem der Gruppenkurs angenommen wurde“, sagt Schanovsky. Über hundert Personen wollten mitmachen, nur für 72 Teilnehmer gab es Plätze. Sie treffen sich nun an fünf Abenden für jeweils eine Stunde zur Videokonferenz. 

Jedes Treffen startet mit einem kurzen Film. Am ersten Abend berichtete zum Beispiel Otto Neubauer, der Leiter der Akademie, in einem Video über die Freude als Grundlage zur Mission. So wie ein Dürstender es nicht für sich behalten wird, wenn er in der Wüste eine Quelle gefunden hat, so sollten auch wir Christen hinausgehen, vom Evangelium berichten und die Freude nicht für uns behalten, sagt er.

Zu jeder Stunde gehören außerdem ein Impuls, ein Gebet und der Austausch in kleineren Gruppen. Es geht darum, selbst zu schauen, was den eigenen Glauben ausmacht. Was ist das Wichtigste für mich an der christlichen Botschaft? Welche biblische Geschichte bedeutet mir besonders viel? Wer ist für mich Jesus? Glaube ich an ein Leben nach dem Tod? Wer für sich herausgefunden hat, was der Glaube ihm bedeutet, der kann auch anderen davon erzählen. Und genau darum geht es in dem Kurs. „Wir wollen die Christen ermutigen, die in sich die Sehnsucht spüren, ihren Glauben weiterzugeben und davon zu erzählen“, sagt Schanovsky. 

Die Teilnehmer beschäftigen sich auch nach der Kursstunde weiter mit dem Thema. Zu jeder Einheit gehört eine Hausaufgabe. Mal sollen sie sich in ein kompliziertes kirchliches Thema einarbeiten oder sie sollen ein Tagebuch führen und überlegen, wofür sie dankbar sind: Welche Ereignisse, welche Menschen nehme ich oft als selbstverständlich hin? Für welche Gaben und Talente bin ich dankbar und wie konnte ich sie heute einsetzen? 

Man kann auch von Atheisten lernen

„Eine besondere Aufgabe ist das Interview mit einem Freund, der kirchenfern ist“, sagt Schanovsky. Die Teilnehmer sollen ihn fragen: Was macht dir Angst? Was verbindest du mit dem Wort Gott? Was gibt deinem Leben einen Sinn? „Sie sollen dabei aber einfach nur zuhören und nicht auf die Antworten reagieren.“ Oft ergäben sich daraus im Nachhinein gute Gespräche. „Die Leute berichten, wie überrascht sie waren: Mensch, ich kenne den schon so lange und ich hätte nie gedacht, dass er so etwas sagt“, sagt Schanovsky. 

Solche Gespräche seien für die Mission enorm wichtig. „Mission heißt nicht, jemandem zu sagen, wo es langgeht“, sagt Schanovsky. „Ich kann von jedem lernen, egal ob er Atheist, Agnostiker oder Muslim ist. Wir sind doch alle Suchende und Zweifelnde und können uns darüber auch austauschen.“  Manchmal brauche es Mut, über den eigenen Glauben zu sprechen, aber das könne man üben. Wichtig sei nur, dass man überhaupt auf die Menschen zugehe. „Mission heißt für uns Begegnung. Es geht einfach nur um Gespräche und Begegnungen zwischen verschiedenen Menschen. Das kann jeder“, sagt Schanovsky.

Damit die Mission nicht nur theoretisch geübt wird, gehört zu jedem Kurs ein Missionsprojekt, das die Teilnehmer selbst entwickeln und in ihrer Pfarrei oder Gemeinschaft umsetzen. „Das ist jetzt in der Corona-Pandemie schwierig, aber wir ermutigen die Teilnehmer, dennoch etwas auszuprobieren, und geben Beispiele“, sagt Schanovsky. 

Besonders gut hat ihr das Projekt einer Schulung für Missionsleiter gefallen. Ein achtköpfiges Team hat 6000 Glückskekse mit Bibelversen gebacken. Sie tüteten diese zusammen mit einem Gruß der Kirchengemeinde und dem Angebot zu einem Gespräch ein und verteilten sie an 1000 Haushalte im Ort.  „Ich finde das genial. Gerade in der Corona-Krise hat diese Gemeinde so gezeigt, dass sie für die Menschen da ist“, sagt Schanovsky.

Weitere Informationen und die Online-Kurse: www.mission-possible.at 
Für den Kurs brauchen Sie außerdem das Buch von Otto Neubauer: Mission possible. Handbuch für Evangelisation, Herder, 288 S., 25 Euro.

Kerstin Ostendorf