Blindenseelsorge im Bistum Osnabrück

Mit Handschuhen ins Museum

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Noch bis zum 29. Oktober geht eine Sammelaktion des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Niedersachsen. Rainer Appelbaum spricht über die Blindenseelsorge im Bistum Osnabrück.


Rainer Appelbaum Foto: Manfred Münchow

Herr Appelbaum, Sie kümmern sich im Bistum Osnabrück ehrenamtlich um Menschen mit Sehbehinderung. Wofür sind Sie zuständig?

Ich bin für die Blindenselbsthilfe auf kirchlicher Seite mitverantwortlich. Bei uns im Bistum gibt es regelmäßig Treffen von verschiedenen Sehbehindertengruppen. Ich leite die Gruppe in Osnabrück, die sich in der Regel etwa alle acht Wochen trifft.

Was genau machen Sie bei diesen Treffen?

Am Anfang gibt es immer einen kleinen Impuls, danach tauschen wir uns aus. Wir versuchen, die Menschen in unserer Gruppe aufzubauen, indem wir ihnen zuhören. Man muss aber nichts erzählen, sondern kann auch erstmal zum Schnuppern vorbeikommen. Wenn der erste Schritt gewagt ist, trauen sich viele dann auch, über persönliche Anliegen zu sprechen. Wir wollen vor allem vermitteln, dass man Blindheit nicht als Strafe, sondern als Chance für einen Neuanfang sehen sollte.  

An wen richtet sich das Angebot?

Mit 57 Jahren bin ich derzeit der jüngste Teilnehmer, eine Altersbegrenzung gibt es aber nicht. Wir würden uns über jüngere Teilnehmer freuen. Auch Begleitpersonen sind herzlich willkommen – für sie kann es schwer sein, zu merken, dass die Sehkraft ihrer Angehörigen nachlässt. In solchen Situationen können wir weiterhelfen und den Betroffenen Mut machen. Wir freuen uns auch über Sehende, die etwas über Sehbehinderung erfahren oder sich engagieren möchten.

Was hat Sie dazu motiviert, sich für die Blindenselbsthilfe zu engagieren?

Vor siebeneinhalb Jahren trat meine Sehbehinderung sehr plötzlich ein. Durch die Kirche habe ich erstmals den Kontakt zur Katholischen Blindenseelsorge gefunden. Ich bin dann zu den Treffen gegangen und habe durch andere Sehbehinderte sehr viel Kraft und Lebensmut erfahren. Das hat mir dabei geholfen, mich mit meiner Behinderung abzufinden. Damals gab es noch einen Blindenseelsorger, der für die Gruppentreffen zuständig war. Als er versetzt wurde, habe ich dafür gesorgt, dass alles weiterläuft. So kam die Idee auf, das Ganze ehrenamtlich zu organisieren. Mich so um andere kümmern zu können, ist eine tolle Erfahrung.


Blinde und Menschen mit Sehbehinderung treffen
sich regelmäßig im Bistum Osnabrück. Foto: fotolia

Gibt es neben den Treffen noch weitere Angebote?

Wir veranstalten immer wieder Ausflüge. Vom kat­holischen Blindenwerk Norddeutschland gibt es jedes Jahr eine mehrtägige Kulturfahrt. Wir besichtigen dabei nicht nur Kirchen, sondern nehmen auch andere Angebote wahr. Denn – das versuche ich immer wieder zu vermitteln – wir sind nicht von Freizeit und Kultur ausgeschlossen, nur weil wir schlechter sehen können. Eine Orgelführung im Dom ist zum Beispiel eine tolle Sache, da dürfen wir die Orgel anfassen und die Pfeifen in die Hand nehmen. Im Diözesanmuseum bekommen wir Handschuhe, damit wir das, was wir nicht sehen können, anfassen und somit begreifen können.

Wie sieht die Zukunft der  Blindenseelsorge im Bistum Osnabrück aus?

Grundsätzlich sind Menschen aller Konfessionen eingeladen. Wir sind gerade dabei, eine Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche aufzubauen. In einer größeren Gruppe macht es noch mehr Spaß.

Interview: Sandra Röseler

Das nächste Gruppentreffen findet am Freitag, 26. Oktober, um 15 Uhr in Osnabrück, Lohstraße 42, statt. Kontakt: Rainer Appelbaum, 0 54 26/16 07