Mit viel Fingerspitzengefühl

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Ein sehr emotionales Thema in vielen Kirchorten: Unter welchen Patron stellt sich eine neue Pfarrei? Wie läuft die Namensfindung ab? Fragen an Markus Hövelmann, Vorsitzender des Pastoralausschusses im Pastoralen Raum Hofheim-Kriftel-Eppstein. Dort heißt die neue Pfarrei jetzt St. Elisabeth.

Herr Hövelmann, die Namensfindung für eine neue Pfarrei: Wie geht das vonstatten? Wer hat die Fäden in der Hand? Das ist doch auch ein sehr emotional besetztes Thema, oder?

Elisabeth
Elisabeth von Thüringen (1207 bis 1231), hier eine Darstellung im Kirchenfenster in
St. Raphael in Bozen/Italien, wurde bereits 1235 heiliggesprochen.

Ja – sogar streckenweise hoch emotional. Gerade vor dem Hintergrund, dass bei der Fusion der vier Eppsteiner Gemeinden vor acht Jahren der damalige Bischof, Franz-Peter Tebartz-van Elst, den seitens der Gemeinde gewählten Namen mit einem Federstrich abgelehnt hatte, war im Prozess viel Fingerspitzengefühl gefragt. Letztlich ist es Aufgabe des gemeinsamen Pastoralausschusses, den Entwurf einer Gründungsvereinbarung zu entwickeln, diese den Gremien der Gemeinden und dann dem Bischöflichen Ordinariat vorzulegen. Zu diesem Prozess gehört auch die Findung eines neuen Namens, dem „Patrozinium“.

Die Katholiken in Hofheim, Kriftel und Eppstein haben sich rege daran beteiligt, einen Namen für die neu zu gründende Pfarrei zu finden. Wie ist es gelungen, die Gemeindemitglieder „mit ins Boot“ zu holen?

Bereits nach der Pfarreiwerdung von Hofheim-Kriftel 2017 hat der Dialog zwischen den Gemeinden in Eppstein und Hofheim-Kriftel begonnen. Gemeinsame Treffen und die Bildung eines offenen Ausschusses gaben den Gemeindemitgliedern Gelegenheit, sich kennenzulernen und erste Wünsche auszutauschen. Nachdem die Pfarrgemeinderats-Wahlen vorüber waren und die neu gewählten PGRs den jetzt aktiven Pastoralausschuss gebildet hatten, fand dann eine offene Informationsveranstaltung statt. Hier wurde der künftige Weg vorgezeichnet, und es waren alle interessierten Gemeindemitglieder eingeladen, in neu gebildeten Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen mitzuarbeiten – eine Gruppe war die „Namensfindung“. Jede Gruppe hat dabei eine/n Ansprechpartner/in im Pastoralausschuss, über den/die dann auch die Ergebnisse der Gruppe im Pastoralausschuss vorgestellt und Grundlage für die Gründungsvereinbarung werden.

Es sind beim Pastoralausschuss ja viele Vorschläge für einen neuen Pfarrpatron, eine neue Pfarrpatronin eingegangen. Aus 26 Heiligennamen wurden zunächst die vier beliebtesten ausgewählt: Elisabeth, Josef, Hildegard und Peter und Paul. Wer hat letztlich entschieden, dass die neue Pfarrei „St. Elisabeth Hofheim-Kriftel-Eppstein“ heißen soll?


Markus Hoevelmann
Foto: privat

Nun, „entschieden“ hat das natürlich der Pastoralausschuss. Wir haben – und das ist Teil unseres Ansatzes, die Gemeinde „ins Boot“ zu holen – in der Auftaktveranstaltung Briefkästen für jeden Kirchort ausgegeben, in denen die Vorschläge für das künftige Patronat gesammelt wurden. Aus diesen daraus resultierenden 26 Heiligen hat der Pastoralausschuss in einem besonderen Wahlverfahren die vier genannten Heiligen erwählt. Diese wurden dann wieder in die Gemeinden gegeben. An zwei Tagen bestand sowohl online wie auch analog im Rahmen der Gottesdienste die Möglichkeit, seine Stimme – besser seine Erst-, Zweit- und Drittpräferenz – abzugeben. Das Ergebnis hat der Pastoralausschuss diskutiert und beschlossen, die Patronin, die die meisten Stimmen erhalten hatte – St. Elisabeth – als unseren Namensvorschlag zu nehmen.

Die Ortsbezeichnung stand nicht für die Gemeindemitglieder zur Wahl. Hierüber hat der Pastoralausschuss allein beschlossen.

Das letzte Wort hatte aber der Bischof, oder?

Ja – der Bischof hat sogar immer noch das letzte Wort. Wie schon gesagt, ist auch das Patrozinium Bestandteil der Gründungsvereinbarung. Erst mit deren Verabschiedung wird der neue Name verbindlich. Wir können aber ab sofort „St. Elisabeth“ auch als Arbeitsnamen verwenden. 

Welche Reaktionen gab und gibt es auf den neuen Namen?

Bislang haben wir tatsächlich wenige, aber positive, Reaktionen erhalten. Insbesondere die Tatsache, dass alle drei Gemeindeorte Hofheim, Kriftel und Eppstein Bestandteil des Namens geworden sind, hat offensichtlich einige Skeptiker beruhigen können. Die Identität aller drei Gemeindeteile bleibt damit erhalten. „St. Elisabeth“ war übrigens schon vor acht Jahren der Name, den sich Eppstein nicht geben durfte.

Wie gehen die Gemeindemitglieder damit um, dass sie jetzt zum Beispiel nicht mehr länger zu St. Peter und Paul Hofheim gehören, sondern in St. Elisabeth zusammenkommen? Stellen Sie da auch Nostalgie oder Wehmut fest?

Für eine solche Beurteilung ist die Namenswahl noch zu frisch und auch bis zur Unterzeichnung der Gründungsvereinbarung noch nicht wirksam.

Wie lange hat der Prozess der Namensfindung gedauert?

Tatsächlich ist es uns trotz Corona gelungen, den Zeitrahmen von sieben Monaten, den wir uns gesetzt hatten, nahezu einzuhalten. Nicht zuletzt ist das ein Verdienst auch der guten Zusammenarbeit mit dem Bischöflichen Ordinariat und der schnellen Entscheidung von Bischof Georg Bätzing, unserem Namensvorschlag zu folgen.

Was geschieht jetzt mit den „alten“ Pfarreinamen? Bleiben sie erhalten?

Ja, alle bisherigen Pfarreinamen bleiben erhalten, denn St. Peter und Paul in Hofheim-Kriftel, St. Margareta in Bremthal, St. Jakobus in Vockenhausen, St. Laurentius in Eppstein und St. Michael in Niederjosbach sind Namen und Patrone von Kirchen in der neuen Pfarrei.

Auch andere Kirchorte, St. Vitus in Kriftel, St. Bonifatius und St. Georg in Marxheim, Maria Frieden in Diedenbergen, St. Franziskus in Langenhain und Herz Jesu in Losbach, bleiben im Namen unverändert bestehen. Insoweit versammeln sich die Gläubigen auch weiterhin in St. Peter und Paul oder in St. Laurentius – nur eben unter dem Schutz der neuen Gemeindepatronin „St. Elisabeth“.

Interview: Heike Kaiser

 

 

Zur Sache: Alter oder neuer Patron?

Anfang 2022 soll die Pfarrei neuen Typs „St. Elisabeth Hofheim-Kriftel“ gegründet werden, die zweite im Bezirk Main-Taunus nach St. Franziskus Kelkheim-Liederbach. Die Katholiken des Pastoralen Raums Main-Taunus Mitte konnten entscheiden, ob ihre zukünftige gemeinsame Pfarrei den Namen ihrer Pfarrkirche trägt, nämlich 

St. Peter und Paul, oder sich unter ein anderes Patronat stellt. Sie haben sich für die zweite Version entschieden. Gewählt haben Gemeindemitglieder ab 16 Jahren. (kai)