Nachruf von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
Nachruf von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland:
Liebe Schwestern und Brüder,
der heutige Tag ist auch für uns als Evangelische Kirche ein schwerer Tag. Wir nehmen Abschied von einem Mann, der nicht nur ein großer Theologe und ein wacher Zeitgenosse war, sondern mit seinem weiten Herzen auch unsere Seele berührt hat. Sein Herz war einfach zu weit, um in irgendwelche konfessionelle Korsette zu passen. Gerade weil er die Theologie so ernst nahm, hat er sich nie mit der Trennung der Kirchen abgefunden und ökumenisch wegweisende theologische Denkarbeit geleistet.
Auch in ökumenisch angespannten Zeiten hat er sich nie beirren lassen, war immer für unsere Evangelische Kirche ein verlässlicher Ansprechpartner, ein Freund, ein ökumenischer Mitstreiter. Vor allem aber war er ganz Mensch. Und genau darin hat er ein starkes christliches Glaubenszeugnis gegeben. Irgendwo hat einer mal ein Graffiti an eine Wand gesprüht, in dem es heißt: Mach‘s wie Gott, werde Mensch! Karl Lehmann hat danach gehandelt.
Dass ich ihm am Reformationstag 2016 als erstem Katholiken die Luthermedaille des Rats der EKD überreichen durfte, war mir deswegen eine besondere Ehre. Und wenn ich es richtig wahrgenommen habe, hat er sich darüber auch sehr gefreut. Ich danke Gott für den Segen, den er auf das Leben von Karl Lehmann gelegt hat. Und ich danke Gott für all den Segen, der aus seinem Leben für so viele andere erwachsen ist. Ich selbst zähle mich auch zu diesen Menschen, und viele in unserer Evangelischen Kirche mit mir.
Auch wenn wir wissen, dass alles, was wir über den Himmel sagen können, nur Bilder sind: Ich wage, mir vorzustellen, wie Karl Lehmann jetzt die Gnade Gottes erfährt, an die er geglaubt hat. Wie er jetzt im Himmel auf die Freude und Heiterkeit der Engel stößt, von denen er beim befreienden Lachen im Karneval jedenfalls eine Ahnung bekommen hat. Dass er in der Ewigkeit den endgültigen Sieg des Lebens feiert, von dem er im Fußball bei den Siegen seines FSV Mainz 05 doch nur einen kleinen irdischen Abglanz erleben konnte. Dass er jetzt in der ganzen Fülle die Einheit mit Gott erfährt, die er in der Liturgie hier in dieser Kirche so oft jedenfalls ansatzweise spüren durfte.
Wir geben sein Leben nun zurück in Gottes Hand. Wir sind durch dieses Leben reich beschenkt worden. Dafür loben wir Gott von einer Ewigkeit in die andere.