Pro und Contra

Namenstag feiern?

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„Geburtstag hat doch jede Kuh“: So heißt es oft zur Begründung, wenn Katholiken sich zum Namenstag gratulieren. Also sollten sie konsequent lieber den Namenstag feiern als den Tag ihrer Geburt? Oder müssten Katholiken nicht gleich beide Tage festlich begehen? „Wie hältst Du’s mit dem Namenstag?“ – zwei Meinungen: von Ruth Lehnen und von Johannes Becher.

 

» Der Namenstag ist die Feier der Individualität. «

Ruth Lehnen: Pro!

Heißen Sie Franziska? Oder Franz? Herzlichen Glückwunsch, denn heute ist Ihr Namenstag! Wie Papst Franziskus können Sie den 4. Oktober feiern im Andenken an den großen Heiligen Franz von Assisi, der den Vögeln predigte und den Tod seinen Freund nannte. 

Eltern, die gerade ein Kind bekommen haben, muss man nicht erklären, wie wichtig der Name ist. Menschen, die irgendwo neu sind, freuen sich, wenn die Leute anfangen, sie beim Namen zu nennen. Der Namenstag ist die Feier der Individualität: Das ist mein Name, das bin ich! Und er bindet die Menschen zugleich ein in den Kosmos der Namenspatrone – der Heiligen, an die die Kirche an diesem Tag erinnert. Wer Franz heißt, hat Namenstag am Tag des heiligen Franz, und wer Elisabeth heißt, am Tag der heiligen Elisabeth. Wer Ocean Blue heißt, mag zwar einen schönen Namen haben, geht aber dieser Verbindung zu den Menschen, die vor uns waren, verlustig.

Leider wurde der Namenstag in früheren Zeiten missbraucht, um sich gegenüber den evangelischen Christen, die das Fest nicht gefeiert haben, abzugrenzen. „Geburtstag hat doch jede Kuh!“ hieß es dann abfällig. Das ist heute Gott sei Dank passé. Heute kann jeder und jede dem Alltag ein weiteres Glanzlicht aufsetzen: Geburtstag begehen und Namenstag feiern. Und vielleicht liebevoll daran denken, warum die Eltern diesen Namen ausgewählt haben, und sich erinnern, dass wir getauft wurden –  auf unseren Namen. 

„Du hast mich erforscht und du kennst mich“ heißt es im Psalm 139 über Gott. Der Namenstag erinnert daran, dass Gott uns liebt in unserer Unverwechselbarkeit. 

Gelernt habe ich das von meiner Schwiegermutter, die nie meinen Namenstag vergessen hat. Sie sang immer: „Zum Namenstag wünsch’ ich Dir alles Gute, ganz viel Glück und lauter Sonnenschein!“  Das war toll.

Ruth Lehnen ist stellvertretende Redaktionsleiterin der Kirchenzeitung.

 

 

» Und wann feiern Morgan Blue oder Mustafa? «

Johannes Becher: Contra!

Wenn wir noch so richtig katholisch wären und den Namenstag statt dem Geburtstag feierten, dann würde es Weihnachten nicht geben. In jedem Fall wäre es nicht so wichtig. Gefeiert würde dann so richtig das Namen-Jesu-Fest am 3. Januar. 

Nie gehört? Das gibt es aber tatsächlich. Im Internetlexikon Kathpedia heißt es: „Das Fest des allerheiligsten Namens Jesu (Namen-Jesu-Fest) am 3. Januar ist ein Herrenfest im Weihnachtsfestkreis der römisch-katholischen Liturgie.“

Der Hintergrund: Jüdische Jungen werden am achten Tag nach der Geburt beschnitten – und  erhalten  dann  auch  ihren Namen. Bei Mädchen ist das lockerer geregelt: entweder am Tag der  Geburt oder am folgenden Schabbat erfährt die kleine Esther, wie sie heißt.

Wir Katholiken feiern aber an Weihnachten den Geburtstag Jesu. Wie sollten wir also den eigenen Namenstag wichtiger nehmen als den Tag unserer Geburt? 

Es gibt noch einen zweiten Grund, der gegen den persönlichen Feiertag am Namenstag spricht: Ich bin nämlich gar nicht gemeint, sondern mein Patron, in dessen Glanz ich mich sonne und in dessen Spur ich ein heiligmäßiges Leben führen darf. Also: Am 24. Juni, meinem Namenstag, geht es um den Täufer. Nicht um mich!

Drittes Gegenargument: Wann sollen denn diejenigen feiern, die nicht nach Christos oder einem seiner Heiligen benannt sind? Also all jene, mit deren Namen dem Ort ihrer Zeugung (Sydney) gedacht wird oder die einer anderen Religion angehören. Wann feiern Morgan Blue oder Mustafa? Heute geht es nicht mehr – wie einstmals nach Luther – darum, sich abzugrenzen, sich als näher beim Herrn zu feiern. Deshalb ist ein Namenstag in diesem Sinne fragwürdig geworden.

Also: Am Geburtstag sich selbst hochleben lassen. Am Namenstag dem eigenen Patron huldigen.

Johannes Becher ist Redaktionsleiter der Kirchenzeitung.