Caritas-Präsident über Lehren der Pandemie
Neher: "Politik setzt falsche Prioritäten"
Unsere Gesellschaft muss sozial gerechter und ökologischer werden, fordert Caritas-Präsident Peter Neher. Er betont: Das Geld für einen Umbau des Landes ist da, es muss nur endlich sinnvoll eingesetzt werden.
Der Chef des Deutschen Caritasverbands, Peter Neher, fordert einen gerechten und ökologischen Umbau der Gesellschaft. „Die Grundhaltung immer schneller, immer weiter, immer höher führt sich ab absurdum“, sagte er im Interview dieser Zeitung. Ärmere Menschen dürften aber nicht durch die Maßnahmen der Klimapolitik benachteiligt werden, sagte er. „Diese Menschen haben nichts von einer Klimaprämie für Elektroautos – weil sie sich solche Autos ohnehin nicht leisten können.“
Stattdessen solle beispielsweise der Nahverkehr günstiger gemacht oder ökologische Wohnungssanierungen an den Mietpreis gekoppelt werden. Neher betonte: „Es geht beim ökologischen Umbau nicht darum, einfach mehr Geld in das System zu pumpen – sondern darum, es zielgenau und sozial gerecht einzusetzen.“ Die Politik setze derzeit die falschen Prioritäten, kritisierte der Caritas-Präsident. „Wenn Flugbenzin so subventioniert wird wie bisher, dann brauchen wir uns nicht zu wundern, dass Menschen mit einem geringen Einkommen, vor der Pandemie, lieber eine Flugreise nach Mallorca unternommen haben, als für ein Vielfaches des Preises mit der Bahn von Freiburg nach Rügen zu fahren.“
Neher äußerte sich im Zusammenhang mit der neuen Caritas-Jahreskampagne für 2021 und 2022. Unter dem Titel „Das machen wir gemeinsam“ will die Organisation zu einem stärkeren Zusammenhalt in der Gesellschaft beitragen.
Neher (65) ist seit Mai 2003 Präsident des Deutschen Caritasverbandes. Nach Ende seiner laufenden Amtszeit wird er im Oktober 2021 nicht wieder kandidieren.
Das vollständige Interview mit Peter Neher lesen Sie in der aktuellen Ausgabe Ihrer Kirchenzeitung.
(vbp)