Im Gespräch mit dem Papst
Neuer Deutscher Botschafter im Vatikan
In Rom gibt es einen neuen deutschen Botschafter. Der gebürtige Regensburger Bernhard Kotsch traf zum einem ersten Gespräch mit Papst Franziskus zusammen.
Deutschlands neuer Botschafter beim Vatikan, Bernhard Kotsch, hat am Donnerstag offiziell sein Amt angetreten. Bei einer knapp halbstündigen Unterredung übergab er Papst Franziskus sein Beglaubigungsschreiben. Außerdem traf er mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zusammen. Mit dem Kirchenoberhaupt habe er über einige Belange der weltpolitischen Lage gesprochen, die für Kirche und Staat bedeutsam seien, sagte Kotsch anschließend.
Als Institution, die weltweite Verbindungen hat, sei der Heilige Stuhl in der Außen- wie Sicherheitspolitik ein wichtiger Partner für die Bundesrepublik Deutschland, so der Diplomat. Herausforderungen wie Klimawandel und Migration ließen sich nur gemeinsam angehen. Daher wolle er dazu beitragen, entsprechende Kooperationen und Projekte zu vertiefen.
Als Themen nannte er Ernährungssicherheit, Klimawandel und Migration. Dabei gebe es große Schnittmengen zwischen Berlin und dem Vatikan. Konkrete Initiativen an der Botschaft müssten allerdings erst noch abgestimmt werden; viele Gespräche liefen auch andernorts.
Moralische Appelle des Papstes seien wichtiger Impuls für deutsche Politik
Für die deutsche Politik sind laut Kotsch die moralischen Appelle des Papstes in Sachen Klima, Migration oder Menschenrechte ein wichtiger Impuls, gerade weil man vielfach auf der gleichen Linie liege. Allerdings sei die Kirche in einer anderen Rolle und könne anders auftreten als eine nationale Regierung, die gleichzeitig etwa in den Kontext der EU eingebunden ist.
Als besondere Konfliktregionen, auf die Berlin mit dem Vatikan gemeinsam schaue, nannte Kotsch etwa den Nahen und Mittleren Osten, aber auch Afrika. Dort sei die Kirche ebenfalls sehr engagiert. Auch wenn viele Vermittlungsbemühungen nicht von großem Erfolg gekrönt seien, "ist doch grundsätzlich jeder Versuch gut und wichtig", so Kotsch.
"Wichtig ist es immer, Hintergründe zu beleuchten, Protagonisten zu erkennen und ihre Ziele", sagte der frühere Geheimdienstkoordinator im Kanzleramt in Berlin. Vorteil des Heiligen Stuhls sei, dass er ohne eigene nationale Interessen agiere. Das werde vor allem dann wichtig, wenn er ergänzend zu den Bemühungen anderer hinzutrete.
Kotsch betont Wichtigkeit der Kirchen in Deutschland
Mit Blick auf die katholische Kirche in Deutschland sagte Kotsch, er hoffe, dass diese sich "wieder stabilisiert". Die Kirchen seien nicht nur wichtig für den Glauben der Menschen, sondern auch für die Stabilität der Gesellschaft. "Wir brauchen starke Kirchen in Deutschland", betonte Kotsch.
Als ein weiteres Ziel seiner Amtszeit nannte der Diplomat, die Botschaft nach der Pandemie wieder als Forum für Informations- und Erfahrungsaustausch zu etablieren. Kotsch war bislang Koordinator der Nachrichtendienste im Bundeskanzleramt in Berlin. Als Botschafter beim Heiligen Stuhl folgt der 51-Jährige auf Michael Koch (65). Der gebürtige Regensburger Kotsch ist Vater von vier Kindern und Katholik.
kna/Roland Juchem