Durchhalten in der Corona-Krise

Notker Wolf: "Wir schaffen das"

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Keiner weiß, wann die Corona-Krise einmal zu Ende sein wird. Klar scheint nur zu sein: Wir werden in dieser Pandemie mit all ihren Problemen noch lange durchhalten müssen. Notker Wolf erklärt, wie uns der Glaube dabei helfen kann.

Der Benediktinerabt Notker Wolf
"Wir müssen Druststrecken akzeptieren - wie Jesus, der freiwillig 40 Tage durch die Wüste gegangen ist", sagt der Benediktinerabt Notker Wolf. 

Von Andreas Lesch 

Viele Kinder wollen so gern nach den Sommerferien wieder ein ganz normales Schuljahr erleben. Viele Eltern hoffen, dass ihre Kurzarbeit bald endet und ihr Job nicht ganz gestrichen wird. Viele Alte wünschen sich, dass in ihrem Pflegeheim nicht wieder ein Besuchsverbot kommt und sie von ihren Liebsten trennt. Aber alle ahnen, dass die Corona-Pandemie ihre Sehnsüchte durchkreuzen kann. Das Virus hat uns im Griff, es bestimmt unseren Alltag. Noch ist unklar, wann es einen wirksamen Impfstoff geben wird und alles vorbei ist. Sicher ist in dieser Zeit der Unsicherheit nur, dass wir noch lange durchhalten müssen. Jeder auf seine Art.

Wie können wir durchhalten – gerade wenn die Probleme mal besonders drücken? Und wie kann uns der Glaube dabei helfen? Als Christen könnten wir uns „auch mal mit weniger zufriedengeben“, sagt der Benediktinerabt Notker Wolf. Wir könnten „auch Durststrecken durchhalten und akzeptieren – wie Jesus, der freiwillig 40 Tage in die Wüste gegangen ist“. Wie er könnten wir sagen: „Ich erwarte keine absolute Sicherheit, sondern ich vertraue letzten Endes auf Gott.“ Dieses Gottvertrauen sei in einer Wüstenzeit wie der Corona-Krise wertvoll, sagt Wolf. Weil es Ruhe und Gelassenheit schenkt. 

Wir müssen akzeptieren, dass unser Leben begrenzt ist

Jesus habe uns „eine frohe Botschaft hinterlassen, aber keine bequeme“, betont der Benediktiner. „Wir dürfen nicht die paradiesische Erwartung haben, dass alles in unserem Leben problemlos läuft.“ Wir sollten auch nicht „wie kleine Kinder hoffen, dass Papa für uns schon alles richten wird“. Stattdessen müssten wir akzeptieren, dass unsere Schöpfung noch unerlöst ist und unser Leben begrenzt und brüchig. Und wir müssten lernen, diese Grenzen und Brüche zu akzeptieren. 

Aber was, wenn das Durchhalten doch mal schwer wird? Wenn im Schatten von Corona alles nur noch düster wirkt und wir den Eindruck haben, mit den Nerven am Ende zu sein? Dann hilft es vielleicht, den Blick zu weiten: Großeltern können ihren Kindern und Enkeln erzählen, welch sehr viel schlimmere Probleme sie nach dem Zweiten Weltkrieg auszuhalten hatten – und wie sie sie bewältigt haben. Und jeder kann sich bewusstmachen, wie gut es uns heute in Deutschland geht, verglichen mit so vielen ärmeren Ländern, wo nur noch Verzweiflung herrscht. „Unsere Regierung baut einen milliardenschweren Rettungsschirm nach dem anderen auf“, sagt Wolf. „Das können sich andere Regierungen nicht leisten.“

Wir seien geneigt zu klagen, beobachtet er. „Aber ich glaube: Wir schaffen das.“ Solch eine selbstbewusste Haltung, sagt der Benediktiner, sei christlich. Eben weil wir darauf vertrauen dürfen, dass Gott uns die Fähigkeiten mitgegeben hat, unser Leben zu bewältigen. Und durchzuhalten, egal was kommt. Diese Fähigkeiten werden wir noch häufig brauchen, denn Krisen werden uns immer begegnen. Die Klimakrise etwa beginnt ihre Dramatik gerade erst zu entfalten; sie droht erheblich schlimmer zu werden als alles, was jetzt ist. So gesehen, ist die Corona-Pandemie ein ganz hilfreiches Training.