Offene Türen im Bischofshaus
Erzbischof Stefan Heße empfing am Samstag fast 150 ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter zu einem Gartenfest. Viele Besucher nutzten die Chance zu einer Führung durch das Bischofshaus oder den Dom.
Blauer Himmel, nur gelegentlich ein paar Wolken und angenehm warme Temperaturen: Bei äußerlich idealen Bedingungen folgten am Samstag, 9. Juli nach Bistumsangaben etwa 150 ehrenund hauptamtliche Mitarbeiter der Einladung von Erzbischof Dr. Stefan Heße zum Tag des offenen Bischofshauses am Dom in Hamburg. Mit Salaten, Gegrilltem, mit Häppchen und Kuchen stärkten sich die Gäste, die aus allen Ecken des Erzbistums angereist waren, bevor viele von ihnen an einer Führung durch das Bischofshaus oder durch den Dom teilnahmen.
Erzbischof Heße hatte zu dieser großen „Gartenparty“ hinter dem Bischofshaus eingeladen, um so den vielen Engagierten in den Gemeinden, in den Verbänden und Orten kirchlichen Lebens seinen Dank und seine Wertschätzung auszudrücken. Besonders bedankte er sich bei denen, die während der Pandemie als Ordner sicherstellten, dass Gottesdienste unter den jeweils geltenden Corona-Regeln besucht werden konnten. „Vieles in der Coronazeit wäre unmöglich gewesen, wenn es in den Gemeinden nicht Frauen und Männer gegeben hätte, die den Ordnerdienst übernommen haben“, sagte Heße in einer Ansprache. Er sei froh, „dass wir unsere Kirchen nie geschlossen haben“, auch wenn hie und da Gottesdienste ausgefallen seien. Der Job an den Türen der Kirche sei oft „ein ziemlich undankbarer Job“ gewesen, sagte der Erzbischof.
Heße wirbt für eine Willkommenskultur
Der Nachmittag diene auch dazu, „das Bischofshaus zu öffnen und transparent zu machen“. Davon machten viele Gäste Gebrauch – und waren zum Teil überrascht, wie unprätentiös der Hamburger Erzbischof wohnt und arbeitet. Wobei sein privater Wohnbereich auch verschlossen blieb.
„Es ist sehr faszinierend. Man merkt, dass die Arbeit des Erzbischofs wunderbar unterstützt wird, so dass er hier in guter Weise arbeiten kann“, sagte etwa Gerlinde Kröger aus Eutin, nachdem sie die Hauskapelle, Konferenzräume, Mitarbeiterräume und das Arbeitszimmer des Erzbischofs in Augenschein genommen hatte. Nina Hewicker aus Pinneberg meinte später: „Ich war positiv überrascht, wie bescheiden der Bischofssitz ist.“ Das Büro sei angenehm schlicht – und die Idee vom Gartenfest sei „super schön“.
Der Erzbischof warb für eine neue Willkommenskultur in den Gemeinden, quasi als Fortführung der Begrüßung am Eingang zu den Kirchen – nur ohne Corona. „Ich wünsche mir Gemeinden, die gastfreundlich sind gegenüber anderen, aber noch mehr wäre es, wenn wir im Leben der anderen zu Gast sein dürften“, so Heße. Und: „In unserer Kirche darf sich niemand fremd vorkommen.“ Ein Weitermachen wie vor der Pandemie werde es nicht geben können: „Ich prophezeie ihnen: Das wird mit Sicherheit schiefgehen!“
Welche Ideen vielleicht dabei helfen können, das Gemeindeleben wiederzubeleben, formulierte Dr. Thomas Kroll, Leiter der Fachstelle Experimentelle Wege der Pastoral beim Erzbistum Hamburg. Was als Überprüfen von Ausweisen und Impfnachweisen begonnen habe, könne sich vielleicht zu einer Willkommenskultur entwickeln, so Kroll. Für ihn habe sich mit der Formalität durchaus eine positive Erfahrung verknüpft: „Zum ersten Mal komme ich zur Kirche und werde persönlich begrüßt“, sagte er. Am Kleinen Michel in Hamburg werde versucht, diese Praxis fortzuführen, demnächst mit Ehrenamtlichen. Kroll warb dafür, dass Gemeindemitglieder Gäste oder Zugezogene willkommen heißen und nicht einfach darauf warteten, dass der Pfarrer diese Aufgabe übernehme. Ein neuer Blick auf die Frage, wer eigentlich die Pfarrei oder die Gemeinde repräsentiere, sei ein „Lernfeld, spirituell und auch theologisch“. Es sei gut, die eigene Gemeinde auch mal aus der Perspektive eines Fremden zu betrachten. Kroll lud dazu ein, sich am Arbeitskreis Willkommenskultur zu beteiligen. Wer der Einladung folgen möchte, möge sich per E-Mail bei thomas.kroll@erzbistumhamburg. de melden.
Autor: Marco Heinen