"Fridays for Future"-Song
Ohrwurm für die Schöpfung
Norbert Becker hat einen „Fridays for Future“-Song komponiert. Der Ordensmann will damit die Bewegung der Klimaschützer unterstützen, Menschen zum Umdenken bewegen – und klarmachen, dass es die Pflicht der Erwachsenen ist, den Kindern eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.
Von Andreas Lesch
Schon lange hat Pater Norbert Becker die Demonstrationen von Fridays for Future mit Interesse verfolgt. Er mochte die Haltung, mit der die jungen Menschen für mehr Klimaschutz auf die Straße gingen. Er fand es gut, wie sie sich dafür starkmachen, dass die Erderhitzung endlich entschlossen bekämpft wird und unsere Erde lebenswert bleibt. Also beschloss der Herz-Jesu-Missionar, die Engagierten zu unterstützen – mit dem, was er am besten kann: Musik. Er komponierte einen Song namens „Fridays for Future“ und lud ihn auf Youtube hoch. Nach kurzer Zeit hat der Song schon mehr als 2000 Klicks.
Der Ordensmann aus dem Bistum Augsburg weiß, wie man durch Musik etwas bewegen kann. Seit Jahrzehnten schreibt er Neue Geistliche Lieder, produziert CDs und gibt Seminare. „Diese Arbeit, die ist so mein Steckenpferd“, sagt er. Für die Klimaschützer wollte er nun einen Song machen, der sich gut mitsummen oder mitsingen lässt, der lebendig ist, der Freude macht. „So ein bisschen Ohrwurmcharakter“ sollte er haben, sagt Pater Norbert. Mit diesem Plan komponierte er los, den Text steuerte sein langjähriger Mistreiter bei, der pensionierte Lehrer Franz-Josef Ruwe aus Münster. Mit mehreren Sängern und Musikern spielte Pater Norbert den Song dann ein – und als er schnell viele positive Rückmeldungen erhielt, ahnte er: Sein Plan war aufgegangen. Er hatte die Klimaschutzbewegung noch ein bisschen populärer gemacht, als sie schon war.
Pater Norbert sagt, ihm sei klar, dass er mit seinem Song nicht die Welt retten könne. Aber er könne auf Probleme aufmerksam machen und vielleicht die Haltung mancher Menschen verändern. Der 59 Jahre alte Ordensmann hat selbst gespürt, wie so eine Veränderung funktionieren kann. Als er einst aus Münster in die Oase Steinerskirchen wechselte, ein christliches Bildungshaus südlich von Ingolstadt, da erfuhr er ganz konkret, wie sehr in der Umwelt alles mit allem zusammenhängt. Seine Ordensgemeinschaft hat einen Bioland-Hof, sie baut Getreide an und betreibt artgerechte Rinderhaltung. Durch die Nähe zur Landwirtschaft lernte Pater Norbert, welch ein Engagement hinter jedem Nahrungsmittel steckt – und was alles zusammenkommen muss, bis es am Ende auf dem Teller landet. „Ich esse ein Stück Brot jetzt mit einem anderen Gefühl“, sagt er.
"Das kann man nicht vom Himmel beten"
Wie wichtig Umwelt- und Klimaschutz sind und wie eng verknüpft mit dem Glück der Menschen, hört Pater Norbert auch von vielen Mitbrüdern in seiner weltweit vernetzten Ordensgemeinschaft. Sie erzählen ihm aus Afrika und Asien – von Kinderarbeit und seltenen Erden, von ausgebeuteter Schöpfung und ausgebeuteten Menschen.
Als Christ sieht Pater Norbert sich in der Pflicht, etwas gegen diese Missstände zu tun und seinen Teil dazu beizutragen, dass die Welt besser wird. Weil er an einen Gott glaubt, der das Leben will und uns Menschen die Schöpfung anvertraut hat. Und weil er überzeugt ist, dass hier das Gebot der Nächstenliebe gilt. „Der Nächste ist dann nicht nur mein Nachbar, sondern das sind auch die, die nach uns kommen“, sagt er. „Wir Erwachsene haben eine Verpflichtung, an die Kinder und Jugendlichen zu denken und zu überlegen: Was hinterlassen wir denen? Wie gehen wir mit dem um, was wir haben, damit sie eine Zukunft haben?“
Natürlich kennt Pater Norbert die düsteren Prognosen der Klimaforscher; weltweit sind sich die führenden Experten einig, dass die menschengemachte Erderhitzung das Überleben der Menschheit bedroht – und dass sie nicht mehr aufzuhalten sein wird, wenn erst bestimmte Kipppunkte überschritten sind. Verzweifelt er da manchmal? „Nein“, sagt Pater Norbert. „Ich habe natürlich Sorge, wenn ich an Mitbrüder in Kiribati denke: Wird’s das noch weiter geben, diese kleinen Inselstaaten?“ Dieser Gedanke macht ihn traurig. „Aber ich habe auch noch so eine Portion Gottvertrauen, dass das irgendwie alles weitergeht und gut wird.“ Eines ist ihm dabei allerdings wichtig: „Das tut sich nicht von selber, sondern das müssen wir dann schon tun. Das kann man auch nicht vom Himmel beten.“ Sondern wir Menschen seien konkret gefordert, umzudenken und uns für den Klimaschutz zu engagieren.
Handelt jetzt!
In der Oase Steinerskirchen setzen Pater Norbert und seine Mitbrüder eigene Akzente. Sie heizen mit einer Hackschnitzelanlage, produzieren Solarstrom, kaufen regional ein, reinigen das gesamte Abwasser Steinerskirchens in einer Pflanzenkläranlage. In der Küche ihres Tagungshauses verwenden sie, wo immer es geht, regionale Produkte aus dem ökologischen Landbau. „Wir versuchen, mit der Schöpfung zu leben, nicht gegen sie“, sagt Pater Norbert.
Der Song ist nun sein nächster Schritt. Bei Fridays for Future in Augsburg hat Pater Norbert sich Bilder von Klimaschutz-Demonstrationen besorgt, um das Video aufzupeppen. Mehrmals singen Kinder in die Melodie hinein „Act now!“ – handelt jetzt! Das gibt dem ohnehin eingängigen Lied zusätzlichen Schwung. Und die Botschaft kommt an. Schon jetzt, erzählt Pater Norbert, hätten sich mehrere Kirchenmusiker bei ihm gemeldet und gefragt, ob sie die Noten haben und seinen Song mit ihren Chören singen könnten. Da hilft er gern.
Er teile, sagt Pater Norbert, nicht jede Forderung von Fridays for Future bis ins Detail. Aber darum gehe es ihm auch nicht. Entscheidend sei, dass der Kern ihrer Forderungen richtig und wichtig ist: „Da ist für mich jetzt politisches Handeln gefragt – aus dem Glauben heraus.“
Den Song hören Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=jvwYpTtSvCk