Orgelbau kinderleicht gemacht

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Sie lassen sich in Nullkommanichts zusammenbauen und faszinieren Kinder wie auch Erwachsene: Mini-Orgeln. Im Erzbistum Hamburg gibt es zwei Stück davon.

Heiner Arden mit der kleinen Orgel und der Kuhn-Orgel von Herz Jesu im Hintergrund.
Heiner Arden mit der kleinen Orgel und der Kuhn-Orgel von Herz Jesu im Hintergrund.
Foto: Marco Heinen

Schwer sind nur die beiden Flugkoffer, in denen Blasebalg, Windlade, Tasten, Pfeifen und noch ein paar Teile mehr verstaut werden. Alles andere ist wirklich kinderleicht. Um die voll funktionstüchtige Orgel zusammenzubauen, reicht beim ersten Mal eine Stunde. Wenn man – wie Regionalkirchenmusiker Heiner Arden – ohnehin weiß, wie eine Orgel auszusehen hat, geht es auch deutlich schneller. Und zwar ohne jegliches Werkzeug. Ideal, um Kindern Funktionsweise und Aufbau einer Orgel zu erklären und sie selbst das Instrument erkunden zu lassen.

Zwar lassen sich angesichts eines Tonumfangs von nur zwei Oktaven und lediglich zwei Pfeifen-Registern keine ganz großen Konzertabende bestreiten. Aber es gibt inzwischen eigens für die Mini-Orgel komponierte Stücke. „Im vergangenen Jahr wurde ein Kompositionswettbewerb ausgeschrieben“, erzählt Heiner Arden. Beteiligt hatten sich Komponisten aus aller Welt. Ihre Anforderung: Stücke für nicht mehr als 24 Töne. „Es sind ganz tolle Stücke entstanden“, findet der Lübecker Organist. Und spielt eines der eingängigen Gewinner-Werke. Überraschend laut und kraftvoll klingen die kleinen Eichenpfeifen. Ein paar Besucher, die sich gerade die Propsteikirche Herz Jesu in Lübeck ansehen, schauen fasziniert vom Eingang herüber.

Die Idee der Mini-Orgeln stammt aus den Niederlanden. Dort startete Lydia Vroegindeweij gemeinsam mit dem pensionierten Orgelbauer Wim Janssen 2009 das Projekt „Orgelkids“ (Infos unter www.orgelkids.nl; es gibt dort auch eine deutsche Version der Seite). Sie liehen die ers­ten Mini-Orgeln an Organisten und Musiklehrer und deren Schüler aus. Doch inzwischen gibt es sogar eine kleine Serienproduktion. Auszubildende der niederländischen Firma Verschueren Orgelbouw bauen die in alle Welt exportierten Bausätze der sogenannten „Doe-Orgel“ (Kosten pro Stück rund 7 500 Euro). 

Die Exemplare 34 und 35 gingen an den Fachbereich Kirchenmusik des Erzbistums und werden vorerst in Hamburg und Lübeck eingesetzt. „Wenn wir merken, dass das gut ankommt, dann werden wir vielleicht noch ein drittes Instrument anschaffen“, sagt Arden. Er hält die praktische Instrumentenkunde vor allem für Kinder der 3. und 4. Klasse für geeignet und hat sich auch schon mit Musiklehrern der Dom-Schule verabredet. Auch in der katholischen Johannes-Prassek-Schule
wird die Orgel zum Einsatz kommen. Es gehe um „Öffentlichkeitsarbeit für das Instrument Orgel“, wie Arden es ausdrückt. 

Für Donnerstag, 2. April  von 10.30 – 12 Uhr hat Arden einen ersten kostenlosen Workshop für Kinder und Erwachsene angesetzt (Anmeldung per E-Mail an: arden@erzbistum-hamburg.de). Und beim Pfingstkonzert (31. Mai) will er sie sogar ins Programm einbauen.

Text u. Foto: Marco Heinen