Erstes Interview nach Darm-OP
Papst Franziskus weist Spekulationen um Rücktritt zurück
Papst Franziskus ist nach seiner Darm-OP wieder gesund. Im Interview spricht er über Afghanistan, Rücktrittsspekulationen, den Synodalen Weg und einen Dialog mit China.
In seinem ersten Interview nach seiner Darm-OP Anfang Juli hat Papst Franziskus zu einer ganzen Reihe von Themen Stellung bezogen. Gegenüber dem spanischen Sender Cope dementierte er am Mittwoch jegliche Rücktrittsgedanken. Er verteidigte seinen Erlass zur "alten Messe" ebenso wie den schwierigen Dialog mit China, kritisierte ein teilweises Unverständnis der Katholiken in Deutschland und die Art des westlichen Abzugs aus Afghanistan.
Als das Kirchenoberhaupt die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als "große Figur der Weltpolitik" lobte, wollte er dies irrtümlich mit einem Zitat belegen, das von Russlands Präsident Wladimir Putin stammt. Den Satz, den der Papst Merkel zuschrieb, hatte Putin bei einer Pressekonferenz mit Merkel am 20. August in Moskau gesagt; Franziskus zitierte ihn auf Spanisch. Darin wird eine "unverantwortliche Politik" des Westens kritisiert, die versuche, Demokratien in anderen Ländern zu errichten, ohne dabei auf religiöse Besonderheiten und Traditionen Rücksicht zu nehmen.
Die Art und Weise, wie der Westen seine Truppen aus Afghanistan abzog, kritisierte der Papst als unüberlegt. Es seien bei der Planung "nicht alle Eventualitäten" in Betracht gezogen worden und offenbar sei "viel Naivität" mit im Spiel gewesen. Der Abzug an sich sei zwar rechtmäßig. Es komme jedoch auf die Modalitäten und die entsprechenden Verhandlungen an. Keinesfalls dürfe die afghanische Bevölkerung einfach ihrem Schicksal überlassen werden. Der Vatikan wolle sich auf diplomatischem Wege für die Menschen in Afghanistan einsetzen.
Ein Krankenpfleger hatte dem Papst zum medizinischen Eingriff geraten
Trotz seiner Darm-OP Anfang Juli sind Franziskus bislang keine Rücktrittsgedanken in den Sinn gekommen. Entsprechende Medienspekulationen wies er zurück: "Ich weiß nicht, wie sie auf die Idee gekommen sind." Sobald ein Papst krank sei, gebe es immer einen entsprechende Wirbel von Gerüchten.
Er sei froh, noch am Leben zu sein, so der Nachfolger Petri. Dies sei in erster Linie einem Krankenpfleger des medizinischen Dienstes im Vatikan zu verdanken. Der "erfahrene Mann" habe ihm dringend zu dem Eingriff geraten. Andere Stimmen hätten zunächst eine medikamentöse Therapie vorgeschlagen. Inzwischen könne er aber wieder "alles essen" und seinen Tagesablauf "völlig normal" gestalten, versicherte der 84-Jährige.
Die Frage, ob er das Reformprojekt des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland fürchte, verneinte Franziskus. Er wolle nicht zu tragisch werden, gleichwohl habe man ihn noch nicht ganz richtig verstanden. Er habe mit Bischöfen gesprochen und verstehe ihr pastorales Anliegen. Bisher würden allerdings noch einige Dinge nicht ausreichend berücksichtigt, die er in seinem langen Brief vom Sommer 2019 an die deutschen Katholiken erläutert habe.
Seinen jüngsten Erlass zur Einschränkung der "alten Messe" verteidigte das Kirchenoberhaupt. Bei einer Befragung unter Bischöfen im Jahr 2020 habe sich gezeigt, dass aus dem ursprünglich pastoralen Anliegen Benedikts XVI., Anhängern der tridentinischen Messform entgegenzukommen, "eine Ideologie" geworden sei. "Wir mussten also mit klaren Regeln reagieren." Es gehe jetzt darum, mit pastoraler Sorgfalt "Exzesse" zu vermeiden.
Der Papst verteidigte auch den Dialog mit China. Der sei "nicht einfach, aber ich bin überzeugt, dass wir den Dialog nicht aufgeben sollten." Man könne sich täuschen, Fehler machen - dennoch sei dies der richtige Weg. Einzelne konkrete Dinge wie die Ernennung neuer Bischöfe seien vorsichtige Schritte, auch wenn "deren Ergebnisse auf der einen oder anderen Seite fragwürdig erscheinen können".
kna